Spielplatz-Anwohner beklagen Kahlschlag
Natur Mitarbeiter des Bobinger Bauhofs haben in der Point Bäume und Gehölze zurückgeschnitten, teilweise „auf Stock“. Ein Ehepaar ärgert sich über verschwundenen Sichtschutz und Naturzerstörung. Was die Stadt dazu sagt
Bobingen Edith Gruber und Martin Dankesreiter waren nach eigenen Angaben „geschockt und entsetzt“, als sie die abgeholzten Sträucher und Büsche zwischen dem Spielplatz Point und den Anliegergrundstücken der Graf-Stauffenberg-Straße sahen. „Das Grün wurde von einem Tag auf den anderen ratzeputz ausgelichtet“, kritisieren sie. Hier sei eine grüne Oase für Mensch und Tier zerstört worden. „Und das ohne ersichtlichen Grund.“
Die Rückschnittarbeiten an Sträuchern und Büschen durch die Gärtner des städtischen Bauhofs haben nach Ansicht von Edith Gruber und Martin Dankesreiter gleich zwei negative Aspekte. „Die Nistplätze zahlreicher Vögel und der Lebensraum einer Vielzahl von Insekten sind dadurch für viele Jahren verschwunden“, bedauern sie. Aber nicht nur den Tieren sei hier wichtiger Lebensraum genommen worden. „Seit über 15 Jahren diente der hohe Gehölzsaum für die Anlieger als Schall- und Sichtschutz zum angrenzenden Spielplatz und dem öffentlichen Fuß- und Radweg“, verdeutlichen die beiden, die von der Auslichtungsmaßnahme selbst betroffen sind. Die Garten- und Terrassenbereiche seien nun vom stark frequentierten öffentlichen Bereich aus für jedermann voll einsehbar. „Darüber hinaus ist die ,Schalldämpfung’ durch die ehemals dichte Bepflanzung nicht mehr vorhanden“, monieren sie.
Kritik üben Gruber und Dankesreiter auch an der fehlenden Information der Stadt: „Sie hielt es nicht für notwendig, die Anlieger im Vorfeld über eine so große Rodungsmaßnahme zu benachrichtigen.“Weiter versichert das Ehepaar, dass es Verständnis für einen moderaten Rückschritt habe: „Aber diese Rodung ist aus unserer Sicht nicht zu begründen und nicht mehr gutzumachen, da von den Büschen teilweise nur noch stark beschädigte und ausgefranste Stümpfe stehen geblieben sind.“
Stadtbaumeister Rainer Thierbach bedauert, dass es wegen der städtischen Pflegemaßnahmen zu Beschwerden komme. Es sei nicht das Ziel der Stadt, Nachbarn der städtischen Grünflächen zu verärgern, teilt er auf Nachfrage unserer Zeitung mit. Im konkreten Fall am Spielplatz Point seien die Gehölze mit Ausnahme der Bäume von den Gärtnern des Bauhofs „auf Stock“geschnitten worden: „Der östliche Gehölzsaum Richtung Schwettinger Weg wurde als Rückzugsraum für Insekten und Vögel belassen und nicht bearbeitet“, sagt Thierbach. Bereich wird erst in einigen Jahren geschnitten, wenn der Gehölzsaum im Osten wieder aufgewachsen ist.“
Das bewusst starke Auslichten der Gehölzbereiche werde hie und da als „Kahlschlag“bezeichnet, sagt Thierbach weiter und äußert Verständnis, dass der Verlust eines lang gewohnten Sichtschutzes für Ärger sorge. Dies sei allerdings eine aus fachlicher Sicht richtige und begründete Pflegemaßnahme, die auch der Artenvielfalt dient. „Die Gehölze können nach dem Schnitt mit frischen und dichten Trieben von unten austreiben. Zudem können sich zurückgedrängte kleinere, ökologisch wertvolle Pflanzen wieder ansiedeln, die von der jetzt besseren Belichtung profitieren.“
Das von den beiden Anwohnern vorgeschlagene Einkürzen der Gehölze auf beispielsweise zwei Metern hält der Stadtbaumeister für nicht sinnvoll. Dies führe zum Ver„Dieser
kahlen der Sträucher und Büsche. Weiter verhindere der verbleibende hohe Bewuchs den Aufwuchs zurückgedrängter Blühpflanzen im bodennahen Bereich.
Zum Vorwurf der fehlenden Informationspolitik der Stadt meint er: „In der Regel erfolgt im Herbst eine Ankündigung der winterlichen Rodungsarbeiten über die Presse.“Eine Einzelinformation oder gar individuelle Abstimmung, wie der Rückschnitt jeweils vom einzelnen
Anlieger gewünscht wird, könne die Stadt nicht in Aussicht stellen. „Die Ansprüche der Anlieger über den Umfang des Gehölzschnitts sind unserer Erfahrung nach extrem unterschiedlich, sodass eine einvernehmliche Lösung kaum zu erreichen sei“, sagt Thierbach. Und verspricht: „Wir werden mit unserem Bauhof besprechen, welche Möglichkeiten es gibt, derartige Beschwerden in speziellen Fällen künftig zu vermeiden.“