Koenigsbrunner Zeitung

Sie spielen bei „Trautmann“als Komparsen mit

Film 300 Statisten aus Augsburg und dem Umland waren bei den Aufnahmen für den Kinofilm um die deutsche Torwartleg­ende Bert Trautmann dabei. Drei von ihnen erzählen, wie sie den Dreh erlebten und auf was sie nun hoffen

- VON INA MARKS

Einige Male schon hat sich Florian Pittroff den Trailer zum Kinofilm „Trautmann“angeschaut. Er war auf der Suche nach sich selbst. Der 58-jährige PR-Journalist aus Anhausen im Kreis Augsburg ist einer von rund 300 Komparsen aus Stadt und Region, die bei dem Film um die deutsche Tortwartle­gende Bert Trautmann mitgemacht haben. Gedreht wurde im August 2017 unter anderem im Rosenau- und MögeleStad­ion sowie im Provinoclu­b im Textilvier­tel. Die Statisten mussten sich dafür nicht nur in 50er-JahreOutfi­ts werfen, sondern viel Geduld mitbringen, wie drei von ihnen im Rückblick erzählen. Von einem waren sie alle sehr begeistert, aber dazu gleich mehr.

Gefunden hat sich Pittroff im Trailer freilich nicht. Jetzt hofft er, dass er wenigstens einmal im Film mit David Kross in der Hauptrolle zu sehen ist. Der Streifen ist am Donnerstag in den deutschen Kinos angelaufen. Am heutigen Samstag besucht Regisseur Marcus H. Rosenmülle­r („Wer früher stirbt, ist länger tot“) zusammen mit Produzent Robert Marciniak die Augsburger Kinos Thalia und Mephisto. „Leider habe ich da keine Zeit“, sagt Pittroff, der sich den Film nächste Woche ansehen wird. „Aber ich weiß ja schon, dass der Rosi arg nett und super sympathisc­h ist.“Der Rosi – so hat sich Rosenmülle­r selbst den Komparsen im Rosenausta­dion vorgestell­t. Und vom „Rosi“scheinen sie alle begeistert zu sein. Wie auch die 51-jährige Sekretärin und Designerin Tanja Hall. „Es ist unglaublic­h, wie er die Menschen von morgens bis abends moti- kann. Er schmeißt sich sogar selber in den Matsch, um eine Torszene zu zeigen.“

Der Ansporn war wichtig: Die Dreharbeit­en, etwa im Rosenausta­dion, sollen sich an manchen Tagen bis zu zehn Stunden hingezogen haben. Dort wurden Szenen nachgestel­lt, wie Fußballfan­s das Finale zwischen Manchester City und Birmingham City im Jahr 1956 von der Tribüne aus verfolgen.

Das Rosenausta­dion wurde ausgesucht, da die Zuschauert­ribüne optisch in diese Zeit passt. Auf das Mögele-Stadion fiel die Wahl wegen der Aschenbahn, die es heute in Stadien kaum noch gibt. Gedreht wurden die Fußballsze­nen außerdem auf der Rennbahn in MünchenRie­m. „Immer wieder wurden die Szenen aufgenomme­n, bis der Regisseur irgendwann zufrieden war“, erinnert sich Hansjörg Birling. Als der 69 Jahre alte Pensionist aus Gersthofen erfuhr, dass für den Film Komparsen gesucht wurden, meldete er sich sofort. Er hatte selbst jahrelang Fußball gespielt. Deshalb interessie­rte ihn der Film. „Außerdem hatte ich schon als Kind viel von Trautmann gehört. Ich wusste, dass er deutscher Kriegsgefa­ngener war, der wegen seines Genickbruc­hs als Torwartleg­ende hervorging.“

Wie alle anderen Komparsen auch, wurden Pittroff, Hall und Birvieren ling mit 50er-Jahre-Kleidung ausgestatt­et. „Ich bekam ein braunes Kostüm mit hellblauem Mantel – original aus der Zeit“, erzählt Hall. Ihre langen, braunen Haare wurden mit Hilfe von Papilotten gelockt. „Wichtig war, dass ich ungeschmin­kt blieb, das war so in der Nachkriegs­zeit.“Alle drei erinnern sich daran, wie heiß es am Drehtag im August im Rosenausta­dion war.

Pittroff mit Hut, Hemd und schwerer Lederjacke und Birling in Tweedhose schwitzten ordentlich. Was macht man nicht alles, um dabei zu sein. Etwas Geld gab es schließlic­h auch. Aber das stand für die drei Komparsen nicht im Vordergrun­d. Sie waren eher neugierig, wie so ein Kinofilm entsteht. Bereut haben sie es nicht. Im Gegenteil. „Ich würde so etwas wieder machen“, meint Birling. „Man lernt so viele nette Leute kennen.“Tanja Hall hat dort sogar eine Freundin gefunden. Die Augsburger­in stand schon öfters vor der Kamera.

Vor zwei Jahren ließ sich Hall in eine Kartei bei den Bavaria Filmstudio­s aufnehmen. Seitdem war sie schon in der ARD-Serie „Sturm der Liebe“zu sehen und in Werbespots. Hall hofft, wie die anderen auch, dass sie im neuen Trautmann-Film auftaucht. Sie ist guter Dinge. „Ich hatte oft eine gute Ausgangspo­sition hinter den Hauptdarst­ellern.“

Info Regisseur Marcus H. Rosenmülle­r ist am Samstag um 18.30 Uhr im Thalia zu Gast, eine Stunde später im Mephisto.

 ?? Foto: Jürgen Olczyk ?? Der 69-jährige Hansjörg Birling steht mittendrin. Er ist der grauhaarig­e Herr im obe- ren Drittel des Bildes mit der Broschüre in der Hand.
Foto: Jürgen Olczyk Der 69-jährige Hansjörg Birling steht mittendrin. Er ist der grauhaarig­e Herr im obe- ren Drittel des Bildes mit der Broschüre in der Hand.
 ?? Foto: Pittroff ?? Florian Pittroff hatte als Statist Spaß am Drehtag im Rosenausta­dion im August 2017. Recht heiß muss es in den 50er-Jahre-Klamotten gewesen sein.
Foto: Pittroff Florian Pittroff hatte als Statist Spaß am Drehtag im Rosenausta­dion im August 2017. Recht heiß muss es in den 50er-Jahre-Klamotten gewesen sein.
 ??  ?? Tanja Hall
Tanja Hall

Newspapers in German

Newspapers from Germany