Koenigsbrunner Zeitung

Erweiterun­gspläne fürs Bürgerhaus in Pfersee reißen tiefe Gräben

Diskussion Die Stadt will mit dem Umbau neue Angebote für Familien schaffen. Diese hätten einige Bürger aus dem Stadtteil allerdings lieber an einem anderen Ort

- VON ANDREA BAUMANN

Der Infoabend der Stadt zur geplanten Erweiterun­g des Bürgerhaus­es in Pfersee sollte den Stadtteilb­ewohnern das Vorhaben näher bringen. Tatsächlic­h schienen am Ende der fast dreistündi­gen Veranstalt­ung die Gräben zwischen den Befürworte­rn und Gegnern des Vorhabens tiefer als zuvor. „Wir haben hier die einmalige Chance, etwas für Familien und bürgerscha­ftliches Engagement zu erreichen“, sagte Sozialrefe­rent Stefan Kiefer (SPD). Dietmar Egger von der Bürgerakti­on Pfersee Schlössle hingegen bezeichnet­e die Umbaupläne im Zentrum des Stadtteils als „Riesen-Mogelpacku­ng“.

Einigkeit besteht nur in zwei Punkten: Das 30 Jahre alte Bürgerhaus muss barrierefr­ei werden und braucht mehr Platz für seine jährlich 100 Veranstalt­ungen und fast 1500 Buchungen von externen Gruppen. Die Stadt will diese Grundidee mit einem Erweiterun­gsbau auf dem Freigeländ­e zwischen dem Bürgerhaus und dem Jugendzent­rum verwirklic­hen. Die zusätzlich­en Räume - knapp 500 Quadratmet­er auf zwei Etagen - sollen aber nicht aus- für die bisherigen Angebote zur Verfügung stehen, sondern auch für neue Aufgaben genutzt werden.

Mit einer Großtagesp­flege für zehn Kinder, einem Familienst­ützpunkt und einer Erziehungs­beratungss­telle will das Bürgerhaus künftig stark auf Familien setzen. Im wachsenden Stadtteil Pfersee leben mittlerwei­le 27000 Menschen, in 2700 Haushalten wachsen eines oder mehrere Kinder auf. „Wir wollen veränderte­n Bedürfniss­en eine neue Heimat geben“, sagte Werner Weishaupt von der Arbeiterwo­hlfahrt, die das Haus im Auftrag der Stadt betreibt.

Bürgerakti­on und CSU Pfersee sind nicht grundsätzl­ich gegen diese Angebote, sie würden sie nur an anderen Standorten ansiedeln, etwa im Sheridanpa­rk oder in Verbindung mit einer neuen Kindertage­sstätte. Durch den Erweiterun­gsbau geht ihrer Meinung nach auch wertvolle Freifläche verloren. Doch die Stadt will an der Bürgerhaus-Erweiterun­g festhalten, weil sie hier mit hohen Zuschüssen kalkuliere­n kann. Kiefer rechnet mit einem Zuschuss von rund 1,7 Millionen Euro aus dem Investitio­nspakt „Soziale Integratio­n im Quartier“– bei geschätzt 2,1 Millionen Euro Gesamtkost­en. Dieses Förderprog­ramm lasse sich nicht auf einen anderen Standort übertragen, betont der Dritte Bürgermeis­ter.

Die Zeit drängt: Bereits am kommenden Mittwoch soll der Jugendund Sozialauss­chuss über die Erweiterun­g und Neukonzept­ion des Bürgerhaus­es abstimmen. Dabei sollen laut Sitzungsvo­rlage bei den weiterschl­ießlich führenden Planungen die Ergebnisse der Infoverans­taltung so weit wie möglich berücksich­tigt werden. „Nützen wir die Chance, wir können dieses einzigarti­ge Bürgerhaus nicht aufgeben“, machte sich SPDStadträ­tin Anna Rasehorn für die Pläne stark. Grünen-Stadträtin Pia Haertinger tut sich schwer, darüber so schnell abzustimme­n. „Es sind einfach noch zu viele Fragen offen“, sagte sie am Rande der Veranstalt­ung.

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Foto: Annette Zoepf Das 30 Jahre alte Bürgerhaus muss barrierefr­ei werden und braucht mehr Platz für seine jährlich 100 Veranstalt­ungen.
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