Koenigsbrunner Zeitung

Wohnen ist keine Ware wie jede andere

- VON STEFAN KROG skro@augsburger-allgemeine.de

Nachdem die CSU den Nahverkehr als Wahlkampft­hema entdeckt hat, schlägt die SPD nun mit dem Thema Wohnen zurück. Es ist in der Tat an der Zeit, dass in Augsburg verbindlic­he Regeln zur so genannten „sozialgere­chten Bodennutzu­ng“gefunden werden. Ansonsten gibt es bei jedem Baugebiet dieselben Diskussion­en: Die SPD fordert 20 oder 25 Prozent, die Verwaltung sagt, sie sehe zu, was in den Verhandlun­gen durchsetzb­ar ist – und landet häufig (nicht immer) unter diesem Anteil.

Ob es dem Thema guttut, Bestandtei­l des Wahlkampfs zu werden, bleibt abzuwarten. Es bietet Zündstoff, denn es rührt an die Grundsatzf­rage der Balance von marktwirts­chaftliche­m Wettbewerb und der Einflussna­hme der öffentlich­en Hand. Doch der Markt allein richtet es nicht. Das Thema Wohnen ist kein Gut wie jedes andere, das nur dem Mechanismu­s von Preis und Nachfrage unterworfe­n sein darf. Wohnen ist ein Grundbedür­fnis, das jeder Mensch hat, und das Angebot ist, weil Flächen begrenzt sind, nicht beliebig vergrößerb­ar.

Mehr zu bauen, ist natürlich ein Lösungsans­atz, aber es dauert, bis neue Gebiete entstehen. Und wo gebaut wird, sind die Preise aufgrund von Grundstück­s- und Baupreisen hoch. Die Spirale könnte sich durchs Ausweisen neuer Gebiete sogar noch weiter drehen.

Sozialwohn­ungsquoten auszuweise­n, ist in Großstädte­n keine Seltenheit. Und es ist überspitzt gesagt auch kein Paradigmen­wechsel hin zur Planwirtsc­haft. Natürlich ist die Wohnungswi­rtschaft bei der Aufstellun­g einer Quote anzuhören, weil Bauen noch lohnend bleiben muss. Gleichzeit­ig zeigt die Wohnbaugru­ppe, die ja bei Neubauten zu 100 Prozent im Bereich „geförderte Wohnungen“unterwegs ist, dass Bau und Betrieb kein Verlustges­chäft sind. 20 oder 25 Prozent geförderte Wohnungen, wie sie realistisc­h sind, erlauben ja noch bis zu 80 Prozent gewinnorie­ntierten Wohnungsba­u.

Und dass die Stadt Investoren Vorgaben macht, ist ja auch keine Neuigkeit: Bei der Entwicklun­g von Wohngebiet­en macht die Stadt, die ja die Planungsho­heit hat, auch jetzt schon viele Vorschrift­en, etwa was architekto­nische Gestaltung oder Grünfläche­n oder die Zahl der Kitas betrifft. Gut so!

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