Stefan Egger: „Die Türsteher hatten einen Blackout“
Diskothek Der Geschäftsführer spricht nach der Verurteilung der drei Männer über ein unrühmliches Kapitel in der PM-Geschichte. Wie er über den Vorfall, die Gewalt und den schwierigen Job an der Türe denkt
Untermeitingen „Wenn jemand verletzt wird, haben die Türsteher etwas falsch gemacht und müssen bestraft werden.“Diese Aussage stammt von Stefan Egger, dem Chef der Untermeitinger Diskothek PM, im Gespräch mit unserer Zeitung. Hintergrund ist ein Gerichtsurteil gegen drei Türsteher, die wegen gefährlicher Körperverletzung Bewährungsstrafen von bis zu 15 Monaten erhielten. Sie verfolgten demnach einen Gast, den sie wegen einer Schlägerei mit anderen Besuchern zuvor der Disco verwiesen hatten, und traten und verletzten diesen (wir berichteten). Der PM-Chef hebt hervor, dass der Vorfall vom November 2017 der erste dieser Art in neun Jahren sei: „Seit ich Geschäftsführer bin, ist es das allererste Mal, dass ein Gericht gesagt hat, dass ein Türsteher etwas falsch gemacht hat.“
Der verurteilte Cheftürsteher, der laut Egger direkt nach dem Vorfall bei ihm aufgehört habe, arbeitete jahrelang im PM; nie habe es Probleme gegeben. Und das, obwohl es jährlich rund 100 Einsätze in der Großraumdiskothek gibt. Dort herrschen laut Egger bei den jungen Gästen dieselben gesellschaftlichen Probleme wie bei Fußballspielen oder anderen großen Veranstaltungen. „Wir brauchen aber nicht diskutieren: Die Türsteher hatten einen Blackout, der auch in einer Ausnahmesituation nicht zu entschuldigen ist. Man darf sich mit Gästen nicht raufen oder sie verletzen, weder Unbeteiligte noch den Täter. Selbst wenn man bedroht wird“, sagt Egger. Die Türsteher hätten bei einem Gespräch eingesehen, dass ihnen „die Sicherungen durchgebrannt“seien. Egger macht aber deutlich, dass das Opfer von 2017 kein unbeschriebenes Blatt sei.
Der junge Mann sei laut PM-Chef nur „auf Bewährung Gast“gewesen. Wegen einer Schlägerei mit anderen Besuchern habe er in der Vergangenheit ein mehrmonatiges Hausverbot erhalten. „Er hat sich entschuldigt und ich dachte, dass er sich gebessert hat“, sagt Egger. Doch das habe sich – im Gegensatz zu vielen anderen Gästen, bei denen er Gnade walten ließ – als Trug- schluss erwiesen, wie die erneute Schlägerei mit anderen Besuchern zeige. Deshalb trage er an der ganzen Situation eine Mitschuld. Die nun verurteilten Türsteher hätten laut Egger die Auseinandersetzung „zunächst vorbildlich gelöst“und dem Gast vor der Disco ein erneutes Hausverbot erteilt, bevor die Lage eskaliert sei.
Egger bezeichnet den Vorfall, der kein rühmliches Kapitel in der PMGeschichte sei, als unangenehm. In den sozialen Medien gibt es derweil Kritik an der Untermeitinger Diskothek: „Im PM ist wohl immer Action, aber so schlimm wie in letzter Zeit war es noch nie. Vielleicht sollte der Herr Egger mal sein Personal besser aussuchen“, schreibt ein Nutzer. Ein anderer hingegen schreibt, dass dies das Resultat von respektlosen und arroganten Jugendlichen sei, die nichts zu verlieren haben und sich wie im Dschungel ohne Regeln benehmen.
Inzwischen hat nicht nur der verurteilte Cheftürsteher bei ihm aufgehört, sondern ein zweiter Angeklagter, sagt Egger. Wie es mit dem Dritten weitergehe, könne er noch nicht sagen. „Das Urteil ist jetzt erst gefallen, deshalb habe ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht“, sagt Egger. Es werde sich zeigen, ob eine Suspendierung im Raum stehe oder der Türsteher überhaupt noch Lust auf den Job habe.
Pro Abend sind in der Diskothek PM zwischen fünf und sieben Türsteher im Einsatz. Diese müssen besonnene und deeskalierende Typen sein, die den Menschen helfen und für Sicherheit sorgen – ähnlich wie die Polizei, zählt Egger auf. Obwohl immer häufiger von schweren Übergriffen auf Türsteher in Deutschland zu lesen sei, so Egger, sei es für ihn nicht sonderlich schwierig, Personal zu finden. Zum einen habe es im PM noch keinen solchen Vorfall gegeben, zum anderen gebe es durch das Diskothekensterben genug Türsteher, sagt Egger. SCHWABMÜNCHNER ALLGEMEINE