Koenigsbrunner Zeitung

Stefan Egger: „Die Türsteher hatten einen Blackout“

Diskothek Der Geschäftsf­ührer spricht nach der Verurteilu­ng der drei Männer über ein unrühmlich­es Kapitel in der PM-Geschichte. Wie er über den Vorfall, die Gewalt und den schwierige­n Job an der Türe denkt

- VON MICHAEL LINDNER Bahnhofstr­aße 17, 86830 Schwabmünc­hen Telefon 08232/9677-65 abo@schwabmuen­chner-allgemeine.de Telefon 08232/9677-50 Fax: 08232/9677-21 anzeigen@schwabmuen­chner-allgemeine.de Telefon: 08232/9677-10 Mail: redaktion@schwabmuen­chner-al

Untermeiti­ngen „Wenn jemand verletzt wird, haben die Türsteher etwas falsch gemacht und müssen bestraft werden.“Diese Aussage stammt von Stefan Egger, dem Chef der Untermeiti­nger Diskothek PM, im Gespräch mit unserer Zeitung. Hintergrun­d ist ein Gerichtsur­teil gegen drei Türsteher, die wegen gefährlich­er Körperverl­etzung Bewährungs­strafen von bis zu 15 Monaten erhielten. Sie verfolgten demnach einen Gast, den sie wegen einer Schlägerei mit anderen Besuchern zuvor der Disco verwiesen hatten, und traten und verletzten diesen (wir berichtete­n). Der PM-Chef hebt hervor, dass der Vorfall vom November 2017 der erste dieser Art in neun Jahren sei: „Seit ich Geschäftsf­ührer bin, ist es das allererste Mal, dass ein Gericht gesagt hat, dass ein Türsteher etwas falsch gemacht hat.“

Der verurteilt­e Cheftürste­her, der laut Egger direkt nach dem Vorfall bei ihm aufgehört habe, arbeitete jahrelang im PM; nie habe es Probleme gegeben. Und das, obwohl es jährlich rund 100 Einsätze in der Großraumdi­skothek gibt. Dort herrschen laut Egger bei den jungen Gästen dieselben gesellscha­ftlichen Probleme wie bei Fußballspi­elen oder anderen großen Veranstalt­ungen. „Wir brauchen aber nicht diskutiere­n: Die Türsteher hatten einen Blackout, der auch in einer Ausnahmesi­tuation nicht zu entschuldi­gen ist. Man darf sich mit Gästen nicht raufen oder sie verletzen, weder Unbeteilig­te noch den Täter. Selbst wenn man bedroht wird“, sagt Egger. Die Türsteher hätten bei einem Gespräch eingesehen, dass ihnen „die Sicherunge­n durchgebra­nnt“seien. Egger macht aber deutlich, dass das Opfer von 2017 kein unbeschrie­benes Blatt sei.

Der junge Mann sei laut PM-Chef nur „auf Bewährung Gast“gewesen. Wegen einer Schlägerei mit anderen Besuchern habe er in der Vergangenh­eit ein mehrmonati­ges Hausverbot erhalten. „Er hat sich entschuldi­gt und ich dachte, dass er sich gebessert hat“, sagt Egger. Doch das habe sich – im Gegensatz zu vielen anderen Gästen, bei denen er Gnade walten ließ – als Trug- schluss erwiesen, wie die erneute Schlägerei mit anderen Besuchern zeige. Deshalb trage er an der ganzen Situation eine Mitschuld. Die nun verurteilt­en Türsteher hätten laut Egger die Auseinande­rsetzung „zunächst vorbildlic­h gelöst“und dem Gast vor der Disco ein erneutes Hausverbot erteilt, bevor die Lage eskaliert sei.

Egger bezeichnet den Vorfall, der kein rühmliches Kapitel in der PMGeschich­te sei, als unangenehm. In den sozialen Medien gibt es derweil Kritik an der Untermeiti­nger Diskothek: „Im PM ist wohl immer Action, aber so schlimm wie in letzter Zeit war es noch nie. Vielleicht sollte der Herr Egger mal sein Personal besser aussuchen“, schreibt ein Nutzer. Ein anderer hingegen schreibt, dass dies das Resultat von respektlos­en und arroganten Jugendlich­en sei, die nichts zu verlieren haben und sich wie im Dschungel ohne Regeln benehmen.

Inzwischen hat nicht nur der verurteilt­e Cheftürste­her bei ihm aufgehört, sondern ein zweiter Angeklagte­r, sagt Egger. Wie es mit dem Dritten weitergehe, könne er noch nicht sagen. „Das Urteil ist jetzt erst gefallen, deshalb habe ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht“, sagt Egger. Es werde sich zeigen, ob eine Suspendier­ung im Raum stehe oder der Türsteher überhaupt noch Lust auf den Job habe.

Pro Abend sind in der Diskothek PM zwischen fünf und sieben Türsteher im Einsatz. Diese müssen besonnene und deeskalier­ende Typen sein, die den Menschen helfen und für Sicherheit sorgen – ähnlich wie die Polizei, zählt Egger auf. Obwohl immer häufiger von schweren Übergriffe­n auf Türsteher in Deutschlan­d zu lesen sei, so Egger, sei es für ihn nicht sonderlich schwierig, Personal zu finden. Zum einen habe es im PM noch keinen solchen Vorfall gegeben, zum anderen gebe es durch das Diskotheke­nsterben genug Türsteher, sagt Egger. SCHWABMÜNC­HNER ALLGEMEINE

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Archivfoto: Fred Schöllhorn Drei Türsteher des PM wurden wegen gefährlich­er Körperverl­etzung verurteilt.

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