Koenigsbrunner Zeitung

Ein Bauprojekt schlägt weiter hohe Wellen

Diskussion Bei der Stadtteilv­ersammlung der CSU in Bobingen-Siedlung geht es ausschließ­lich um die geplante Aufstockun­g des Wohnhauses an der Winterstra­ße. Wie das Stimmungsb­ild bei den Anwohnern aussieht

- VON ELMAR KNÖCHEL

Bobingen-Siedlung Emotionen waren durchaus dabei, als am Donnerstag in der Siedler Schlossber­gschänke die CSU-Stadtteilv­ersammlung praktisch nur ein Thema hatte: das Bauprojekt an der südlichen Winterstra­ße.

Bereits im Vorfeld wurde lange und kontrovers über das Projekt diskutiert, zuletzt bei der Stadtteilv­ersammlung der SPD. Um den Anwesenden eine möglichst bildliche Vorstellun­g vom geplanten Erweiterun­gsbau zu vermitteln, hatte das Investoren-Ehepaar Caroline und Thomas Aubele ein kleines Modell und mehrere Skizzen mitgebrach­t.

Schnell wurde klar, dass es sowohl Bedenken gegen das Projekt gibt als auch Zustimmung. Wobei die Bedenkentr­äger erwartungs­gemäß die „lautere“Stimme hatten. Zustimmung wird meist leiser geäußert. Vor allem Anwohner rund um das Grundstück stoßen sich an der Anzahl und Ausführung der erforderli­chen Stellplätz­e zur Straße hin. Sie befürchten eine optische Verschlech­terung des Bereichs und gleichzeit­ig ein steigendes Verkehrsau­fkommen.

Es sei natürlich schwierig, alle Interessen unter einen Hut zu bekommen, erklärte Thomas Aubele. Denn die Anzahl der Stellplätz­e sei nun einmal durch die Stellplatz­satzung der Stadt Bobingen festgelegt und nicht verhandelb­ar. Wenn man diese möglichst nahe an die Straße platziere, habe man mehr Spielraum für die dahinterli­egenden Grünanlage­n. Dass mehr Wohnungen letztlich mehr Verkehr bedeuten würden, liege in der Natur der Sache.

vorher hatte der Fraktionsv­orsitzende der CSU im Stadtrat, Klaus Förster, die Gründe seiner Fraktion für eine Zustimmung zu dem Projekt dargelegt: „Es wird neuer Wohnraum geschaffen. Das bedeutet mehr Kaufkraft in der Siedlung und letztlich mehr Wohnqualit­ät.“Dass mehr Wohnraum benötigt werde, zeigt laut Förster die Tatsache, dass die 18 Wohnbaugru­ndstücke die im Neubaugebi­et an der Herbststra­ße vergeben worden sind, vierfach überzeichn­et waren. „Die Nachfrage nach Wohnraum in der Siedlung ist nach wie vor groß“, sagte Förster.

Er könne aber die Bedenken der Anwohner verstehen. Letztlich bedeute das Projekt Veränderun­gen in deren direktem Umfeld. Allerdings ist die zu erwartende Erhöhung der Gebäude mit höchstens zwei Metern, laut Investor Aubele, durchaus zu verschmerz­en. Die Diskussion wurde weitgehend ruhig und sachlich geführt.

Eine Ausnahme stellte der Moment dar, in dem eine Anwohnerin ihre Bedenken zu den Stellplätz­en, untermauer­t von genauen Flächenang­aben zum Grundstück, vorbrachte. Ihr warf Thomas Aubele „Stimmungsm­ache“vor und, dass es nicht in Ordnung sei, mit einem Zollstock „bewaffnet“, unerlaubt auf einem Privatgrun­dstück Flächen zu vermessen.

Der zweite Aufreger des Abends war, als SPD-Mann Robert Greisl den anwesenden CSU-Stadträten Unkenntnis der anzuwenden­den Bauvorschr­iften vorwarf und den Paragraf 34 des Baugesetze­s zitierte. Herwig Leiter, Mitglied des Bauausschu­sses der Stadt, bedankte sich für die Ausführung­en mit den Worten: „Danke für die Lehrstunde in Baurecht“, stellte dann aber klar, dass seiner Meinung nach die Architekte­n des Investors und die Mitglieder des Bauausschu­sses durchaus in der Lage seien, das Baurecht richtig zu interpreti­eren. Die letzte Entscheidu­ng läge nun im Landratsam­t beim Kreisbaume­ister. Man könne sich darauf verlassen, dass dort kein Bauantrag genehmigt werden wird, der nicht den Vorschrift­en entspricht.

Auffällig an diesem Abend war, dass die anwesenden Bewohner der betroffene­n Wohnanlage in der Mehrheit dem Projekt positiv geBereits genüberste­hen. Sie vertrauen auf die Aussage des Ehepaars Aubele, dass die Bestandsmi­eten nicht steigen würden, wenn das Projekt in der geplanten Form durchgefüh­rt werden könne. Gleichzeit­ig würden die Mieter auch von dem Erweiterun­gsbau profitiere­n. Schließlic­h wird ihnen eine optisch ansprechen­dere Umgebung, barrierefr­eies Wohnen und ein Aufzug zum Nulltarif versproche­n.

Das komplexe Thema konnte an diesem Abend nicht ausdiskuti­ert werden. Doch Denkanstöß­e lieferte die Aussprache genügend. Markus Rogg, ein Anwohner des Objektes, sagte zum Beispiel, dass er natürlich Bedenken gegen die Erhöhung der Gebäude habe. Anderersei­ts seien im Umfeld der Anlage mit Kirche und weiteren Wohnblöcke­n durchaus höhere Gebäude zu finden. Letztlich sei es wohl eine Frage der Gewöhnung.

Jürgen Zettler, der sich selbst als „Ur-Siedler“bezeichnet, sprach sich klar für das Projekt aus: „In der Siedlung wird mehr Wohnraum benötigt. Der Zuzug von jungen Familien bereichert das soziale Leben. Die Sportverei­ne sind genauso wie die Geschäfte in der Siedlung darauf angewiesen. Daher sollten wir froh sein, wenn jemand neuen Wohnraum schaffen will.“

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Foto: Elmar Knöchel Die Bauwerber hatten Planskizze­n und ein Modell mitgebrach­t: So könnten die Gebäude an der Winterstra­ße in Bobingen-Siedlung einmal aussehen.

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