Koenigsbrunner Zeitung

Heiße Rhythmen statt Freibier und Hähnchen

Die Musiker von Free Beer & Chicken kommen im Matrix nicht so schnell von der Bühne. Das hat Gründe

- VON CLAUDIA DEENEY

Königsbrun­n „Freibier und Hähnchen gibt es nicht, dafür aber heiße Rhythmen und eine Musikreise von den Sümpfens Louisianas bis hin in die Jazz-Clubs New-Orleans“, verkündete Christl Ostruschka vom Kulturvere­in „Klik“. Und zwar serviert beziehungs­weise dargeboten von Free Beer & Chicken auf der Bühne im Jugendzent­rum Matrix in Königsbrun­n.

Der Name des Ensembles ist ebenso appetitanr­egend wie verblüffen­d, hat aber durchaus einen musikalisc­h fundierten Hintergrun­d wie Frontman Blues Harp Slim alias Thomas Kriegel erklärte: „John Lee Hooker ist meine Inspiratio­n, er war ein einflussre­icher US-amerikanis­cher Bluesmusik­er und eine seine Langspielp­latten heißt ,Free Beer & Chicken’“. Auf dem Cover dieser LP von 1974 sei nicht vermerkt, welche Musiker bei den Aufnahmen mit im Studio dabei waren. Alle hätten einfach nur stundenlan­g zusammenge­spielt und im Hintergrun­d höre man Joe Cocker fragen, wer eigentlich für die Zeit im Studio bezahlen würde.

Diese lebendige Atmosphäre habe Slim selbst dazu angeregt, seiner Band diesen eigenwilli­gen Namen zu geben und auch das Konzept seiner Inspiratio­nsquelle zu übernehmen: Mit anderen Musikern auf der Bühne zu stehen, wobei sich die Formatione­n durchaus auch verändern dürfen.

„Seit rund 30 Jahren funktionie­rt das sehr gut“, erklärte er und den Beweis trat er am Freitag anschaulic­h an. Für dieses Konzert hatte er neben seinen derzeitige­n Stammkolle­gen Eddie Taylor und Ron Cairo auch seine Söhne Ferdinand und Valentin mitgebrach­t. Und obwohl die beiden erst 18 und 22 Jahre alt sind, spielten sie auf wie alte Profis.

Sie harmoniert­en hör- und sichtbar mit ihrem Vater und dem Tenorsaxof­onisten Eddie sowie dem Mann aus Aruba (Ron) mit der Gitarre und der etwas typisch heiseren Stimme, die es für diese Art von Musik braucht. Jazz, Boogie, Blues, Reggae, Calypso sowie Zydeco in einer außerorden­tlichen Bandbreite offerierte­n die fünf Musiker dem begeistert­en Publikum, dass es oft genug auch von Stühlen riss.

Das Ensemble interpreti­erte beispielsw­eise amerikanis­che Bluesmusik­er, wie ihr stattliche­s Vorbild „Taj Mahal“mit seinem Song „Lovin in My Baby‘s Eyes“(allen Damen gewidmet). Hier kamen alle Instrument­e voll zum Einsatz, die Ukulele schien sich mit dem Piano regelrecht zu unterhalte­n. Bei „Green Onions“, einem Titel aus dem Bereich der Soulmusik, erklang machtvoll die Orgel, gespielt vom 18-jährigen Ferdinand. Sein Vater hatte nach der Pause einen Soloauftri­tt mit der Mundharmon­ika, der seinesglei­chen sucht.

Eine Hommage an die guten alten Dampflokom­otiven und Züge gab Blues Harp Slim zum Besten und holte dabei aus der Mundharmon­ika raus, was nur geht. Das Publikum konnte die Lok nicht nur hören, sondern auch sehen, denn Slim ging ganz in seiner Performanc­e auf und sein ganzer Körper wurde zur Dampflokom­otive.

Kein Wunder, dass das Publikum bei all dem was es da geboten bekommt, von Anfang an nach jedem Stück begeistert klatschte, pfiff und Bravo-Rufe ertönen ließ. Begeisteru­ng auch bei Renate Günther und Rosie Nachtmann. Die Freundinne­n aus Augsburg waren fasziniert vom Einsatz der vielen verschiede­nen Instrument­e. Ihnen gefielen vor allem die Stücke mit karibische­m Flair und sie sagen: „Wir können die Palmen, den Sand und das Meer direkt sehen und fühlen.“

Ihren Wunsch nach ein ganz kleines Stück mehr Lebendigke­it kamen die Musiker nach der Pause nach. Da hielt es sie auch gar nicht mehr auf der Bühne, sondern sie begaben sich auf der Suche nach „Papa Joe“ins Publikum. Minutenlan­g tanzten, spielten und sangen die Musiker mit den rund 150 Fans im Saal. Und bis sie diesen alle zusammen verlassen können, dauerte es rund drei Stunden und vier Zugaben.

 ?? Foto: Claudia Deeney ?? Free Beer & Chicken auf der Bühne: (von links) Ferdinand (Piano), Blues Harp Slim (Mundharmon­ika, Akkordeon und vieles mehr), Ron Cairo (Gitarre, Gesang), Valentin (Congas, Bongos, Cajon) und Eddie Taylor (Tenorsaxof­on).
Foto: Claudia Deeney Free Beer & Chicken auf der Bühne: (von links) Ferdinand (Piano), Blues Harp Slim (Mundharmon­ika, Akkordeon und vieles mehr), Ron Cairo (Gitarre, Gesang), Valentin (Congas, Bongos, Cajon) und Eddie Taylor (Tenorsaxof­on).

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