Heiße Rhythmen statt Freibier und Hähnchen
Die Musiker von Free Beer & Chicken kommen im Matrix nicht so schnell von der Bühne. Das hat Gründe
Königsbrunn „Freibier und Hähnchen gibt es nicht, dafür aber heiße Rhythmen und eine Musikreise von den Sümpfens Louisianas bis hin in die Jazz-Clubs New-Orleans“, verkündete Christl Ostruschka vom Kulturverein „Klik“. Und zwar serviert beziehungsweise dargeboten von Free Beer & Chicken auf der Bühne im Jugendzentrum Matrix in Königsbrunn.
Der Name des Ensembles ist ebenso appetitanregend wie verblüffend, hat aber durchaus einen musikalisch fundierten Hintergrund wie Frontman Blues Harp Slim alias Thomas Kriegel erklärte: „John Lee Hooker ist meine Inspiration, er war ein einflussreicher US-amerikanischer Bluesmusiker und eine seine Langspielplatten heißt ,Free Beer & Chicken’“. Auf dem Cover dieser LP von 1974 sei nicht vermerkt, welche Musiker bei den Aufnahmen mit im Studio dabei waren. Alle hätten einfach nur stundenlang zusammengespielt und im Hintergrund höre man Joe Cocker fragen, wer eigentlich für die Zeit im Studio bezahlen würde.
Diese lebendige Atmosphäre habe Slim selbst dazu angeregt, seiner Band diesen eigenwilligen Namen zu geben und auch das Konzept seiner Inspirationsquelle zu übernehmen: Mit anderen Musikern auf der Bühne zu stehen, wobei sich die Formationen durchaus auch verändern dürfen.
„Seit rund 30 Jahren funktioniert das sehr gut“, erklärte er und den Beweis trat er am Freitag anschaulich an. Für dieses Konzert hatte er neben seinen derzeitigen Stammkollegen Eddie Taylor und Ron Cairo auch seine Söhne Ferdinand und Valentin mitgebracht. Und obwohl die beiden erst 18 und 22 Jahre alt sind, spielten sie auf wie alte Profis.
Sie harmonierten hör- und sichtbar mit ihrem Vater und dem Tenorsaxofonisten Eddie sowie dem Mann aus Aruba (Ron) mit der Gitarre und der etwas typisch heiseren Stimme, die es für diese Art von Musik braucht. Jazz, Boogie, Blues, Reggae, Calypso sowie Zydeco in einer außerordentlichen Bandbreite offerierten die fünf Musiker dem begeisterten Publikum, dass es oft genug auch von Stühlen riss.
Das Ensemble interpretierte beispielsweise amerikanische Bluesmusiker, wie ihr stattliches Vorbild „Taj Mahal“mit seinem Song „Lovin in My Baby‘s Eyes“(allen Damen gewidmet). Hier kamen alle Instrumente voll zum Einsatz, die Ukulele schien sich mit dem Piano regelrecht zu unterhalten. Bei „Green Onions“, einem Titel aus dem Bereich der Soulmusik, erklang machtvoll die Orgel, gespielt vom 18-jährigen Ferdinand. Sein Vater hatte nach der Pause einen Soloauftritt mit der Mundharmonika, der seinesgleichen sucht.
Eine Hommage an die guten alten Dampflokomotiven und Züge gab Blues Harp Slim zum Besten und holte dabei aus der Mundharmonika raus, was nur geht. Das Publikum konnte die Lok nicht nur hören, sondern auch sehen, denn Slim ging ganz in seiner Performance auf und sein ganzer Körper wurde zur Dampflokomotive.
Kein Wunder, dass das Publikum bei all dem was es da geboten bekommt, von Anfang an nach jedem Stück begeistert klatschte, pfiff und Bravo-Rufe ertönen ließ. Begeisterung auch bei Renate Günther und Rosie Nachtmann. Die Freundinnen aus Augsburg waren fasziniert vom Einsatz der vielen verschiedenen Instrumente. Ihnen gefielen vor allem die Stücke mit karibischem Flair und sie sagen: „Wir können die Palmen, den Sand und das Meer direkt sehen und fühlen.“
Ihren Wunsch nach ein ganz kleines Stück mehr Lebendigkeit kamen die Musiker nach der Pause nach. Da hielt es sie auch gar nicht mehr auf der Bühne, sondern sie begaben sich auf der Suche nach „Papa Joe“ins Publikum. Minutenlang tanzten, spielten und sangen die Musiker mit den rund 150 Fans im Saal. Und bis sie diesen alle zusammen verlassen können, dauerte es rund drei Stunden und vier Zugaben.