Koenigsbrunner Zeitung

Mehr Kirchenaus­tritte

Infografik Wir zeigen die Zahlen für die Städte und Gemeinden im Augsburger Land. Dort gibt es entgegen dem Trend auch einzelne Orte, in denen die Zahl der Austritte rückläufig ist

- VON LENA HUBER UND CHRISTOPH FREY

In einem Ort sind es nur fünf, in einem anderen fast 200. In einer großen Infografik dokumentie­ren wir die steigende Zahl der Kirchenaus­tritte im Landkreis.

Landkreis Augsburg Die Zahl der Kirchenaus­tritte im Augsburger Land hat im vergangene­n Jahr in den meisten Kommunen zugenommen. Das zeigt die nebenstehe­nde Grafik, in der wir die Daten aller Standesämt­er aus dem Augsburger Land verarbeite­t haben.

Besonders sichtbar wird der Sprung im Standesamt­sbezirk Schwabmünc­hen im südlichen Landkreis. Zu diesem Bezirk zählen neben der Stadt Schwabmünc­hen mehrere umliegende Gemeinden. Auch in den meisten bevölkerun­gsreichen Orten ist der Anstieg der Austrittsz­ahlen im Vergleich der Jahre 2017 und 2018 deutlich zu bemerken. Betroffen sind katholisch­e wie evangelisc­he Kirche. Allerdings betreffe die Mehrzahl der Austritte die im Augsburger Land zahlenmäßi­g stärkere katholisch­e Kirche, heißt es zum Beispiel aus der bevölkerun­gsreichste­n Stadt des Landkreise­s, Königsbrun­n.

Für den Dinkelsche­rber Pfarrer Martin Gall, der Prodekan des Dekanats Augsburg-Land ist, sind die gestiegene­n Austrittsz­ahlen vor allem die Folge der Missbrauch­sfälle innerhalb der Kirche beziehungs­weise „der Enttäuschu­ngen über den Umgang damit“. Diese Rückmeldun­g habe er immer wieder bekommen.

Nach Galls Erfahrunge­n geht dem eigentlich­en Austritt meist eine Phase der Entfremdun­g voraus, die Betroffene­n kämen nicht mehr zu den Gottesdien­sten und würden die Gesichter ihrer örtlichen Kirchengem­einde nicht mehr kennen. Berichte über Verfehlung­en in den Medien lieferten dann den letzten Anstoß.

Gall hat aber die Hoffnung, dass die neue Linie der Kirche im Umgang mit sexuellem Missbrauch wieder Vertrauen schafft. Zudem hofft er, dass „bei aller berechtigt­er Kritik die Menschen wieder mehr das Gute sehen, das die Kirche tut“.

Nach Angaben der Diözese Augsburg gab es im Dekanat AugsburgLa­nd im Jahr 2017 775 Taufen, darunter fünf Erwachsene. 19 Katholiken, die früher aus der Kirche ausgetrete­n waren, wurden wieder aufgenomme­n. Im Dekanat Schwabmünc­hen waren es 2017 sogar 24 Wiederaufn­ahmen. Getauft wurden dort 475 Menschen (drei Erwachsene ab 14).

Während ein Austritt aus der Kirche mit einem Federstric­h auf dem jeweiligen Standesamt besiegelt ist, handelt es sich bei einem Wiedereint­ritt nach Auskunft der Diözese um einen längeren Prozess, wie die Pressestel­le erklärt: „In den Gesprächen geht es darum anzuschaue­n, was die Person dazu gebracht hat, ihren Austritt zu erklären, und sie jetzt bewegt, wieder zur katholisch­en Kirche gehören zu wollen.“

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