Mehr Kirchenaustritte
Infografik Wir zeigen die Zahlen für die Städte und Gemeinden im Augsburger Land. Dort gibt es entgegen dem Trend auch einzelne Orte, in denen die Zahl der Austritte rückläufig ist
In einem Ort sind es nur fünf, in einem anderen fast 200. In einer großen Infografik dokumentieren wir die steigende Zahl der Kirchenaustritte im Landkreis.
Landkreis Augsburg Die Zahl der Kirchenaustritte im Augsburger Land hat im vergangenen Jahr in den meisten Kommunen zugenommen. Das zeigt die nebenstehende Grafik, in der wir die Daten aller Standesämter aus dem Augsburger Land verarbeitet haben.
Besonders sichtbar wird der Sprung im Standesamtsbezirk Schwabmünchen im südlichen Landkreis. Zu diesem Bezirk zählen neben der Stadt Schwabmünchen mehrere umliegende Gemeinden. Auch in den meisten bevölkerungsreichen Orten ist der Anstieg der Austrittszahlen im Vergleich der Jahre 2017 und 2018 deutlich zu bemerken. Betroffen sind katholische wie evangelische Kirche. Allerdings betreffe die Mehrzahl der Austritte die im Augsburger Land zahlenmäßig stärkere katholische Kirche, heißt es zum Beispiel aus der bevölkerungsreichsten Stadt des Landkreises, Königsbrunn.
Für den Dinkelscherber Pfarrer Martin Gall, der Prodekan des Dekanats Augsburg-Land ist, sind die gestiegenen Austrittszahlen vor allem die Folge der Missbrauchsfälle innerhalb der Kirche beziehungsweise „der Enttäuschungen über den Umgang damit“. Diese Rückmeldung habe er immer wieder bekommen.
Nach Galls Erfahrungen geht dem eigentlichen Austritt meist eine Phase der Entfremdung voraus, die Betroffenen kämen nicht mehr zu den Gottesdiensten und würden die Gesichter ihrer örtlichen Kirchengemeinde nicht mehr kennen. Berichte über Verfehlungen in den Medien lieferten dann den letzten Anstoß.
Gall hat aber die Hoffnung, dass die neue Linie der Kirche im Umgang mit sexuellem Missbrauch wieder Vertrauen schafft. Zudem hofft er, dass „bei aller berechtigter Kritik die Menschen wieder mehr das Gute sehen, das die Kirche tut“.
Nach Angaben der Diözese Augsburg gab es im Dekanat AugsburgLand im Jahr 2017 775 Taufen, darunter fünf Erwachsene. 19 Katholiken, die früher aus der Kirche ausgetreten waren, wurden wieder aufgenommen. Im Dekanat Schwabmünchen waren es 2017 sogar 24 Wiederaufnahmen. Getauft wurden dort 475 Menschen (drei Erwachsene ab 14).
Während ein Austritt aus der Kirche mit einem Federstrich auf dem jeweiligen Standesamt besiegelt ist, handelt es sich bei einem Wiedereintritt nach Auskunft der Diözese um einen längeren Prozess, wie die Pressestelle erklärt: „In den Gesprächen geht es darum anzuschauen, was die Person dazu gebracht hat, ihren Austritt zu erklären, und sie jetzt bewegt, wieder zur katholischen Kirche gehören zu wollen.“