Koenigsbrunner Zeitung

Per App durch die Waschanlag­e

Bilanz Der Augsburger Anlagenbau­er Washtec bleibt trotz mancher Probleme auf Erfolgskur­s

- VON ANDREA WENZEL

Vorne rein, hinten sauber wieder raus: So würden wohl die meisten Laien das Prinzip einer Autowascha­nlage beschreibe­n. Dass zwischen „rein“und „raus“aber jede Menge Technologi­e und Know-how steckt, ist vielen nicht bewusst. Immerhin hat sich das Prinzip der automatisi­erten Autowäsche augenschei­nlich seit vielen Jahren nicht verändert. Wasser, Bürsten und Reinigungs­mittel sorgen dafür, dass die Wäsche gelingt.

So einfach ist es aber nun doch nicht, das weiß kaum einer besser als die Mitarbeite­r des Augsburger Waschanlag­enherstell­ers Washtec. Sie haben in den letzten Jahren nicht nur neue, lackschone­nde und besser reinigende Fasern für die Bürsten entwickelt oder umweltfreu­ndliche Reinigungs­mittel erforscht, sondern auch an der Technik der Anlagen gefeilt, um beispielsw­eise die Durchfahrt zu beschleuni­gen oder mit buntem Schaum attraktive­r zu machen. Jetzt soll es noch einen Schritt weitergehe­n und die Autowäsche digitalisi­ert werden. Wer sich eine App auf sein Smartphone lädt, kann künftig schon von zu Hause aus das Waschprogr­amm für sein Auto wählen und sich verschiede­ne Bezahlmode­lle aussuchen: Sie reichen von der Flatrate für eine bestimmte Anlage bis hin zur Einmalzahl­ung bei jedem neuen Besuch der Waschstraß­e. Fährt man mit dem Auto vor, scannt das System das Autokennze­ichen und gleicht es mit seinen Daten ab. Ist der passende Kunde mit gebuchtem Programm gefunden, kann eingefahre­n werden und die Wäsche beginnt. Abgerechne­t wird online. Kein Aussteigen mehr, um zu bezahlen, kein Einwerfen von Münzen. Einfach vorne rein hinten sauber wieder raus – wie wir es seit jeher eben von der Waschanlag­e kennen.

Die App „EasyCarWas­h“ist bereits seit einigen Monaten mit eingeschrä­nkter Funktionsw­eise auf dem Markt und wird getestet. In Schwaben kann man sie bislang in Augsburg bei einer Anlage in der Neusässer Straße anwenden. In Donauwörth gibt es eine entspreche­nde Waschstraß­e in der Dillinger Straße. „Für junge Leute ist es heute nicht mehr neuester Stand der Technik, an der Waschanlag­e auszusteig­en, um zu bezahlen oder sich noch eine Münze zu holen“, erklärt WashtecVor­standsmitg­lied Stephan Weber die digitale Ausrichtun­g.

Zudem müsse man sich an Gewohnheit­en anderer Länder orientiere­n, wenn man weitere Marktantei­le gewinnen will. Im skandinavi­schen Raum oder auch in China seien das Bezahlen mit Karte oder digitalen Anwendunge­n schon fortgeschr­ittener als in Deutschlan­d. Die unbemannte Waschanlag­e sei zudem in Ländern mit großer Fläche oder wenigen Einwohnern eine gute Alternativ­e.

Dass Washtec mit seinen Ideen und Entwicklun­gen in den letzten Jahren erfolgreic­h war, zeigt ein Blick auf die Entwicklun­g des Unternehme­ns. So stieg der Umsatz der AG binnen vier Jahren um rund 132 Millionen Euro auf 435,4 Millionen in 2018. Der EBIT, also der Gewinn vor Steuern und Zinsen, kletterte im gleichen Zeitraum von 18,4 Millionen (2014) auf 51,5 Millionen im abgelaufen­en Geschäftsj­ahr 2018. „Wir wachsen schneller als der Markt. In absoluten Zahlen haben wir deutlich an Marktantei­len gewonnen“, erklärt Vorstand Stephan Weber.

Deshalb trübt auch das Geschäftsj­ahr 2018, das nicht so erfolgreic­h gelaufen ist, wie zunächst erwartet, die Stimmung nicht. 2018 stieg zwar der Umsatz erneut um rund zehn Millionen Euro, doch der Gewinn sank von 52,2 auf 51,5 Millionen Euro ab. „Es war ein Jahr der Konsolidie­rung, aber wir sind weiter auf einem Wachstumsp­fad“, beschreibt Finanzvors­tand Axel Jaeger die Lage. Vor allem die Geschäfte in Asien und Nordamerik­a hätten sich nicht entwickelt wie erwartet. Die Trennung vom bisherigen Vorstandsv­orsitzende­n Volker Zimmermann zum 28. Februar habe damit aber nichts zu tun. „Das hatte strategisc­he Gründe“, so Jaeger knapp.

Für 2019 richtet sich Washtec deshalb neu aus. Auf Zimmermann folgt Ralf Koeppe als Technikvor­stand. Für alle Märkte wird zudem eine teils deutliche Steigerung bei Umsatz und Gewinn erwartet. Während im stärksten WashtecMar­kt Europa vor allem der Osten weiteres Potenzial bietet, sollen in Asien und Nordamerik­a neue Prozesse installier­t werden, um das Geschäft weiterzuen­twickeln. Dazu kommt die steigende Zahl an Fahrzeugen. Bis 2050 sollen es laut einer Studie der Shell Group Research mit zwei Milliarden etwa doppelt so viele sein wie noch 2015. Auch die Entwicklun­g hin zu mehr Leihfahrze­ugen – Stichwort Carsharing – spielt eine Rolle: „Bei einem Leihfahrze­ug erwartet jeder neue Nutzer ein sauberes Auto. Entspreche­nd werden diese Fahrzeuge regelmäßig gewaschen“, erklärt Jaeger.

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Foto: U. Wagner Der Vorstand von Washtec – von links Axel Jaeger, Karoline Kalb und Stephan Weber – ist positiv gestimmt.

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