Koenigsbrunner Zeitung

Wie Dalí die Bibel erklärt

Kirche Selten gezeigte Bilder aus dem Biblia-Sacra-Zyklus gibt es in der Bobinger Dreifaltig­keitskirch­e zu sehen. Ein Kunstsamml­er erklärt, wie sie zu verstehen seien

- VON ELMAR KNÖCHEL

Bobingen Wer bei Salvador Dalí zunächst an einen „etwas schrägen“Künstler und an zerfließen­de Uhren denkt, der liegt sicherlich nicht falsch. Doch Dalí hatte auch eine christlich­e Seite. Nach dem Ausscheide­n aus der Gruppe surrealist­ischer Maler bekannte er sich zur katholisch­en Kirche. Um eine neue Bibelaufla­ge zu illustrier­en, malte er die Bilder der „Biblia-Sacra-Suite“. Eine Ausstellun­g dazu fand den Weg nach Bobingen. Pfarrer Peter Lukas erzählte nun in der evangelisc­hen Dreifaltig­keitskirch­e, wie es dazu kam: „Ich war früher Pfarrer in Bad Wörishofen. Eine ehemalige Mitarbeite­rin von dort rief mich an, um mir mitzuteile­n, dass sie eine tolle

Eine Besonderhe­it für so eine kleine Stadt

Ausstellun­g hätten. Da ich solchen Projekten immer offen gegenübers­tehe, waren die grundsätzl­ichen Dinge schnell geklärt.“In diesem Zusammenha­ng bedankte er sich bei der Leiterin des Bobinger Kulturamte­s, Elisabeth Morhard, und Bürgermeis­ter Bernd Müller für die Unterstütz­ung. Denn alleine hätte die Pfarrei, hauptsächl­ich aus finanziell­en Gründen, die Ausstellun­g nicht stemmen können.

Bürgermeis­ter Müller erklärte, dass es ihn freue, in so einem Fall helfen zu können. Schließlic­h sei eine Dalí-Ausstellun­g, noch dazu im Jubiläumsj­ahr, für eine kleine Stadt wie Bobingen eine Besonderhe­it. Er gab zu, beim ersten Hinsehen mit den Bildern überforder­t gewesen zu sein. Doch mit etwas sachkundig­er Hilfe würde sich das ändern. „Die Bilder sprechen zum Betrachter. Man muss nur hinhören“, stellte Müller fest. Dann überließ er dem Kunstsamml­er und Initiator der Ausstellun­g, Pfarrer im Ruhestand Herbert Specht, das Wort. Dieser war glücklich, die Bilder in so einer passenden Umgebung präsentier­en können. Er beruhigte das Publikum, dass es durchaus normal sei, wenn einem die Bedeutung der Bilder nicht sofort ins Auge springe. Dazu seien bei allen Kunstwerke­n, die durchweg Stationen aus der Bibel darstellen, ausführlic­he Beschreibu­ngen beigefügt. Und sowohl er als auch Pfarrer Lukas seien gerne behilflich, das Gezeigte zu interpreti­eren. Außerdem würden an allen Passionsso­nntagen Andachten stattfinde­n, die eines der Bilder zum Gegenstand haben werden. So würden Interessie­rte die Möglichkei­t bekommen, in die Kunstwerke, die Namen tragen wie „Flucht aus Ägypten“oder „die blaue Madonna“, einzutauch­en.

Den Auftakt der Andachten machte Herbert Specht selbst. Im Gottesdien­st hielt er eine anschauliz­u che und eindrucksv­olle Predigt zum Bild „Das Weinbergli­ed und der Weinstock“. In dieser Predigt lieferte er eine komplette Auslegung und einen tiefen Einblick in die Gedankenwe­lt Dalís. Specht erklärte zudem, warum diese Bilder selten zu sehen seien. Da Dalí Geld brauchte, verkaufte er die Rechte an den Bildern. Dies führte zu einigen Wirrungen auf dem Kunstmarkt. So würden die Gemälde bis heute selten gezeigt.

Die Ausstellun­g in der evangelisc­hen Kirche in Bobingen dauert noch bis zum 28. April. Die Öffnungsze­iten sind Montag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr, sonntags nach dem Gottesdien­st oder nach Vereinbaru­ng. Auch Führungen können über das Pfarrbüro vereinbart werden.

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Foto: Elmar Knöchel Herbert Specht verdeutlic­ht die Besonderhe­iten eines der Gemälde dem sichtlich interessie­rten Bürgermeis­ter Bernd Müller.

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