Zeit zum Tauschen
Am Fritz-Felsenstein-Haus tummeln sich bei der mittlerweile elften Aktion so viele Menschen wie noch nie. Und sogar schier unverkäufliche Dinge finden neue Besitzer
Königsbrunn Einmal im Jahr legen die Königsbrunner sämtliche Hemmungen ab, zumindest diejenigen, die zum Warentauschtag kommen, um sich dort mit schönen oder auch praktischen Waren kostenlos einzudecken. Am Samstag fand dieser Event der Zeitbörse zum elften Mal statt und trotz, oder auch aufgrund des strahlenden Sonnenscheins waren schon fast eine Stunde vor der offiziellen Öffnung des Geländes, auf dem Hof des Fritz-FelsensteinHauses, zahlreiche Menschen um die Banderolen versammelt. Und zwar so viele wie noch in keinem Jahr davor.
„Deshalb haben wir auch ein paar Minuten vor 13 Uhr die Absperrbänder weggenommen, auch aus Sicherheitsgründen“, erklärt Jürgen Müller gegenüber unserer Zeitung. Es kamen einfach immer mehr Menschen und er wollte verhindern, dass sich die Massen gegenseitig umrennen.
Der Ansturm auf die rund Hundert Biertische war trotzdem gewaltig, aber alles verlief ohne Zwischenfälle. Die meisten Besucher hatten sich schon vorher orientiert, sodass sich die Masse auf das Angebot verteilte.
Rund 100 ehrenamtliche Helfer der Zeitbörse waren den ganzen Vormittag im Einsatz, nahmen die abgegebenen Dinge in Empfang und sortierten diese auf die Tische – je nach Kategorie. Was so alles bei ihnen vorbeigebracht wird, sorgt bei den Zeitbörsianern auch schon mal für Schmunzeln und Staunen. In diesem Jahr waren sogar saubere und augenscheinlich neue Toilettenbürsten dabei. „Na, ob die auch jemand mitnimmt“? fragten sich Sunyela Roider und Rose Kraus und lachten. Jürgen Müller wies auf die zahlreich abgegebenen Skier hin und sogar Taucherflossen waren ebenso dabei, wie Autositze, Kinderwagen, Schutzhelme und vieles mehr.
Der Kindertisch war liebevoll hergerichtet
Haushaltswaren, technische Geräte, Schallplatten, Bücher und Krimskrams aller Art stapelten sich auf den Biertischen. Der Kindertisch war liebevoll hergerichtet und der erste Anlaufpunkt von vielen Eltern mit ihren Kindern.
Auch Karolina Rexhausen fand dort viele Spiele und ihr vierjähriger Sohn Justus umklammerte ein kleines Spielzeugschlauchboot. „Ich bin zum ersten Mal hier und total überrascht über den Ansturm, aber auch davon, dass es hier so viel Angebot gibt“.
Auch dass die Qualität der vielen Dinge so hochwertig sei, damit habe sie nicht gerechnet. Das meiste fand sie für Justus, aber auch hübsche Weihnachtsdekoration für sich selbst. Dekorative kleine Holzfiguren, wie sie im Erzgebirge üblich sind und praktischerweise alle zusammen in einem Beutel verpackt waren, fanden auch den Weg zu ihr nach Hause. Ihr erster Ausflug auf den Warentauschtag sei ein großer Erfolg gewesen.
Christine Strobl hatte ebenfalls alle Hände voll und erklärte: „Ich habe nette Kinderbücher gefunden für den Hort, wo ich arbeite und auch einiges für Freunde“. Ihr war es dieses Mal fast ein bisschen zu voll, da könne man sich gar nicht in Ruhe umschauen, sondern müsse sich beeilen.
„Die erste Stunde geht es immer hektisch zu, danach wird es etwas ruhiger“, weiß Müller. Sammler von Schallplatten und Büchern beispielsweise ließen sich Zeit und stöbern gründlich und lange.
Die Reste, die keinen Abnehmer fanden, gingen am Ende des Nachmittags an das Sozialkaufhaus Contact in Haunstetten.
Dort wird man aber die Klobürsten nicht in der kommenden Woche anbieten können – denn diese haben tatsächlich auch einen Abnehmer gefunden.