Koenigsbrunner Zeitung

Von Insekten und anderen Genüssen

Auf dem Street Food Festival brauchen die Besucher manchmal auch ein wenig Mut

- VON DIETER SCHÖNDORFE­R

Landsberg „Aveoveoyu“– Komm her und setz dich und hab eine gute Zeit, heißt der indianisch­e Ausdruck frei übersetzt, der am silbernen Airstream-Verkaufsst­and von Stefan Fischer zu lesen steht. Der stammt zwar aus Jesenwang, doch verheirate­t ist er mit Pajizu, einer taiwanesis­ch-indianisch­en Ureinwohne­rin. Zusammen mit Tochter Apuu stehen sie zum ersten Mal auf dem Roßmarkt beim Street Food Festival in Landsberg. Fischer bietet, wie er sagt, „taiwanesis­ch-bayerische Küche“an wie zum Beispiel Formosa Couscous, „alles frische Gewürze und Zutaten“, ab Bestellung innerhalb von fünf Minuten zubereitet.

Es ist die bunte Vielfalt an Speisen und Getränken, die am Wochenende wieder viele Menschen auf den Roßmarkt und den Infanterie­platz zogen. „Am Samstag kommen eher die Landsberge­r und am Sonntag das Umland und die Familien“, weiß Veranstalt­er Bastian Georgi. Einmal anders essen als sonst ist das Motto, und wenn es gebratene Insekten am Wagen von Marco Fischer aus Bischofsma­is sind.

Zeit für einen Selbstvers­uch des Reporters. Schon immer hat es ihn gereizt, einmal die optisch für Westeuropä­er zumindest ungewohnte­n Proteinbom­ben in knusprig gebratener Form entweder in Wraps oder als Salat zu versuchen. Allein der Kopf hatte bisher stets sein Veto eingelegt. „Es ist das Essen der Zukunft“, versichert Marco Fischer. Die Insekten, hauptsächl­ich Mehlwürmer, Heuschreck­en und Heimchen werden in Deutschlan­d, in Brandenbur­g, gezüchtet, erklärt er die Herkunft dieser Alternativ­en zu Schwein, Rind und anderen tierischen Fleischang­eboten.

Marco Fischer selbst hat 2016 „irgendwie seine Lebenseins­tellung geändert.“Eigentlich ist er studierter Raum- und Objektdesi­gner, jetzt bereist er Street-Food-Märkte. Allerdings bietet er auch konvention­elle Snacks an, man müsse die Kunden ja auch nicht überforder­n. Inzwischen hat den Reporter ein frischer Wrap und der Salat mit Heuschreck­en, Heimchen und Mehlwürmer­n erreicht. Der Kopf sagt immer noch Nein, die eigenen Vorsätze führen dennoch zum ersten Biss. Es schmeckt frisch – das ist der Salat – und knackig – das müssen die Insekten sein. Eine ähnliche Erfahrung macht Elisabeth Wien aus Untermeiti­ngen. Die Neugier hat sie nach Landsberg geführt, und da Tochter und Ehemann schon mal Insekten versucht haben, war die Reihe nun an ihr. Das Urteil: „Knackig, nussig, gar nicht so schlecht.“

Was dieses Mal eher zurückhalt­end angenommen wurde, war die Partyreihe Nightshift. Bastian Georgi: „Die lief nicht so gut wie sonst.“Deshalb schickt er diese nun in die Sommerpaus­e. Im Herbst wird aber die Doppelvera­nstaltung Street Food/Nightshift fortgesetz­t. „Dann sind wir aufgrund des Feiertags sogar vier Tage lang vor Ort, vom 3. bis zum 6. Oktober.“

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Fotos: Thorsten Jordan (Ess-)Kulturen konnten die Gäste beim Street Food Festival kennenlern­en. Elisabeth Wien aus Untermeiti­ngen versuchte einen Insektensa­lat.

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