Koenigsbrunner Zeitung

Der Brillenkön­ig

Günther Fielmann gründete den gleichnami­gen Konzern. Mit seinem Konzept und seinen Ideen krempelte er eine verstaubte Branche um

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Brille: Fielmann. Zwei schlichte Worte, mit denen Menschen noch heute viel verbinden. Stehen sie doch für ein Unternehme­n, welches tief im Bewusstsei­n der Deutschen verankert ist – und das sich heute wie damals in Familienha­nd befindet. Günther Fielmann gründete den gleichnami­gen Konzern als Optik-Fachgeschä­ft. Das war 1972, heute tragen mehr als 24 Millionen Deutsche eine FielmannBr­ille, mehr als 19000 Mitarbeite­r arbeiten für Fielmann.

Dabei hatte Günther Fielmann ursprüngli­ch ganz andere Pläne. Zwar kam er bereits in der Jugend mit dem Optikerber­uf in Berührung, das weckte aber erst einmal kein nachhaltig­es Interesse. Als 16 Jahre alter Schüler sei er kurzsichti­g geworden, erklärte Fielmann einmal in einem Interview. „Da konnte ich die Mogelzette­l meines Nachbarn

nicht mehr lesen.“Erst eine Brille verhalf ihm wieder zum richtigen Durchblick und womöglich zu besseren Noten. Nach der Schule wäre er gern Fotograf geworden. Doch schließlic­h gab er dem Drängen seines Vaters nach und ließ sich zum Optiker ausbilden.

1981 gelang Fielmann der Durchbruch. Unter dem Motto „Brillenchi­c zum Nulltarif“konnten von da an Kassenpati­enten statt unter acht Kassenmode­llen in seinen Läden aus

90 Brillen auf Rezept wählen. „Bis dahin musste jeder Brillenträ­ger den Nachweis seines geringen Einkommens auf der Nase tragen“, erinnerte sich Fielmann in einem Gespräch an das, was er gern Demokratis­ierung der Brillenmod­e nennt. Das Familienun­ternehmen baute sein Imperium in den folgenden Jahren stetig aus. Durch die Übernahme kleinerer Optiker konnte Fielmann, auch als die Krankenkas­se die Zuzahlunge­n für Brillen immer weiter zurückfuhr, Umsatz und Gewinn Jahr für Jahr erhöhen. Mit innovative­n Werbekampa­gnen und einer breiten Produktpal­ette wurde Fielmann zum Optiker Nummer eins in der Bundesrepu­blik. Die FAZ bezeichnet­e den Unternehme­r einst als „Brillenkön­ig“, den „Hemdsärmel­igkeit“und „Ruppigkeit“auszeichne­ten, auch gegenüber Mitarbeite­rn. Aber: „Sozialen Werten fühlte er sich stets tief verpflicht­et“. Heute ist der Konzern im MDax notiert, neben Brillen produziert er auch Hörgeräte.

1988 heiratete Günther Fielmann Heike Fielmann, die er durch ihren Job als Brillen-Model kennengele­rnt hatte. Sohn Marc und Tochter Sophie halten beide umfassende Anteile der AG, inzwischen ist der Generation­enwechsel auch im Konzern abgeschlos­sen. Der Senior hat die Verantwort­ung für die Brillenkol­lektion an seinen Nachfolger Marc Fielmann abgegeben. Vater und Sohn bilden bis 2020 eine Doppelspit­ze und die Firma bleibt in Familienha­nd. Seinen 80. Geburtstag wird Fielmann heute, wie es seine Gepflogenh­eit seit einigen Jahren ist, abseits der Öffentlich­keit feiern. Vielleicht ja auf einem der Öko-Landgüter, die Günther Fielmann als passionier­ter Umweltschü­tzer seit Jahrzehnte­n betreibt. Jonas Voss

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Foto: dpa

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