Atemlos und intensiv
Bülent Ceylan in Gersthofen umjubelt
Obwohl an diesem herrlichen Spätsommertag draußen noch die Sonne strahlt, wird es in der Halle pünktlich um 18 Uhr stockdunkel. Lichtblitze zucken, Scheinwerferkegel durchdringen den Bühnennebel, ein Dudelsack steigert sich zu harter Rockmusik. Plötzlich tritt er aus der Dunkelheit. „Steht auf!“, fordert Bülent Ceylan seine Fans auf: „Lauter als Berlin, lauter als München!“Die Szenerie erinnert eher an ein Rockkonzert als an einen ComedyAbend. Und es sollte auch noch eines werden.
„Hier war ich noch net“, sagt Ceylan im besten Mannheimer Dialekt. Das hat er vermutlich auch in Bad Wörishofen und Günzburg gesagt. Anlässlich seines 20-jährigen Bühnenjubiläums bespielt er statt großer Arenen gerade die kleineren Hallen. „Vor 20 Jahren habe ich vor 20 Leuten im 600er Saal gespielt. Es gab noch kein Facebook und kein Instagram. Für Jugendliche bin ich vielleicht schon der Dino-Türke“, zeigte er sich dankbar für die erfolgreiche Karriere, die in einem Auftritt im Frankfurter Waldstadion gipfelte. „Vor 42000 Zuschauer denkst du, du bist Gott. Aber man darf nie vergessen, wo man herkommt“, gab er sich bescheiden.
Bescheidenheit ist eine Zier, doch in seinem Programm „Intensiv“lässt es Bülent Ceylan auch vor knapp 1000 Zuschauer in der ausverkauften Gersthofer Stadthalle mächtig krachen und macht vor nichts und niemandem halt. Auch nicht vor Putin, Erdogan, Kim oder Trump, die sich in einer Selbsthilfegruppe treffen, zu der schließlich auch noch Angela Merkel und Adolf Hitler hinzustoßen. Der liest einen Witz aus seinem Buch „Mein Lachkrampf“vor. Das ist wahrlich schwarzer Humor.
In einem „Best of“fliegen alte und neue Figuren sowie bewährte Charaktere, wie der Goldkettchen tragende Hassan, die Pelzhändlerin Anneliese oder der rassistische Hausmeister Mompfred am begeisterten Publikum vorbei, wie die Jahre auf der Bühne. Neuland betreten hat der 43-Jährige diesen Sommer bei der Show „The Masked Singer“. Dort schlüpfte der bekennende Rock- und Heavy-Metal-Fan in die Rolle des „Engels“, der die härtesten Töne anschlug und belegte hinter „Astronaut“Max Mutzke und „Grashüpfer“Gil Ofarim den dritten Platz. Deshalb präsentierte sich der langhaarige Comedian auch noch als Sänger und rockte die Gersthofer Stadthalle mit Songs von Bands wie System of a Down oder Metallica sowie mit „Atemlos“von Helene Fischer in einer Heavy-Metal-Version. „Mir tun jetzt die Ohren weh“, stöhnte der eine oder andere Besucher im gesetzteren Alter nach diesem wahrlich intensiven Abend.