Koenigsbrunner Zeitung

Atemlos und intensiv

Bülent Ceylan in Gersthofen umjubelt

- VON OLIVER REISER

Obwohl an diesem herrlichen Spätsommer­tag draußen noch die Sonne strahlt, wird es in der Halle pünktlich um 18 Uhr stockdunke­l. Lichtblitz­e zucken, Scheinwerf­erkegel durchdring­en den Bühnennebe­l, ein Dudelsack steigert sich zu harter Rockmusik. Plötzlich tritt er aus der Dunkelheit. „Steht auf!“, fordert Bülent Ceylan seine Fans auf: „Lauter als Berlin, lauter als München!“Die Szenerie erinnert eher an ein Rockkonzer­t als an einen ComedyAben­d. Und es sollte auch noch eines werden.

„Hier war ich noch net“, sagt Ceylan im besten Mannheimer Dialekt. Das hat er vermutlich auch in Bad Wörishofen und Günzburg gesagt. Anlässlich seines 20-jährigen Bühnenjubi­läums bespielt er statt großer Arenen gerade die kleineren Hallen. „Vor 20 Jahren habe ich vor 20 Leuten im 600er Saal gespielt. Es gab noch kein Facebook und kein Instagram. Für Jugendlich­e bin ich vielleicht schon der Dino-Türke“, zeigte er sich dankbar für die erfolgreic­he Karriere, die in einem Auftritt im Frankfurte­r Waldstadio­n gipfelte. „Vor 42000 Zuschauer denkst du, du bist Gott. Aber man darf nie vergessen, wo man herkommt“, gab er sich bescheiden.

Bescheiden­heit ist eine Zier, doch in seinem Programm „Intensiv“lässt es Bülent Ceylan auch vor knapp 1000 Zuschauer in der ausverkauf­ten Gersthofer Stadthalle mächtig krachen und macht vor nichts und niemandem halt. Auch nicht vor Putin, Erdogan, Kim oder Trump, die sich in einer Selbsthilf­egruppe treffen, zu der schließlic­h auch noch Angela Merkel und Adolf Hitler hinzustoße­n. Der liest einen Witz aus seinem Buch „Mein Lachkrampf“vor. Das ist wahrlich schwarzer Humor.

In einem „Best of“fliegen alte und neue Figuren sowie bewährte Charaktere, wie der Goldkettch­en tragende Hassan, die Pelzhändle­rin Anneliese oder der rassistisc­he Hausmeiste­r Mompfred am begeistert­en Publikum vorbei, wie die Jahre auf der Bühne. Neuland betreten hat der 43-Jährige diesen Sommer bei der Show „The Masked Singer“. Dort schlüpfte der bekennende Rock- und Heavy-Metal-Fan in die Rolle des „Engels“, der die härtesten Töne anschlug und belegte hinter „Astronaut“Max Mutzke und „Grashüpfer“Gil Ofarim den dritten Platz. Deshalb präsentier­te sich der langhaarig­e Comedian auch noch als Sänger und rockte die Gersthofer Stadthalle mit Songs von Bands wie System of a Down oder Metallica sowie mit „Atemlos“von Helene Fischer in einer Heavy-Metal-Version. „Mir tun jetzt die Ohren weh“, stöhnte der eine oder andere Besucher im gesetztere­n Alter nach diesem wahrlich intensiven Abend.

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Foto: Wolfgang Diekamp Intensive zweieinhal­b Stunden bot Bülent Ceylan in der Gersthofer Stadthalle.

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