Koenigsbrunner Zeitung

Ein Ort der Ruhe und Stille

Klosterlec­hfeld feiert das 300-jährige Bestehen seines Kalvarienb­ergs. Dabei gibt es ein Wiedersehe­n mit ehemaligen Seelsorger­n. Einer von ihnen verscheuch­te früher Jugendlich­e

- VON HIERONYMUS SCHNEIDER

Klosterlec­hfeld Die Feier des 300-jährigen Bestehens des Kalvarienb­ergs war eine rein kirchliche Angelegenh­eit ohne jeglichen Rummel. Beim Wallfahrts­gottesdien­st am Freitagabe­nd gab es für die Pfarrgemei­nde ein Wiedersehe­n mit Pfarrer Albert Leinauer und dem Franziskan­erpater Albin Brandl.

Pater Albin war der letzte in der langen Reihe der Franziskan­ermönche, die vom Kloster aus auch die Pfarrgemei­nde geleitet haben. Er wirkte von 1984 bis 1992 im Kloster Lechfeld. Als der Franziskan­erorden das Kloster aufgab, kam Pfarrer Leinauer 1993 als erster nicht klösterlic­her Seelsorger in die inzwischen selbststän­dige Pfarrgemei­nde und blieb es 18 Jahre lang bis zum Jahre 2011. Leinauer erklärte in seiner Predigt die Geschichte des Kalvarienb­ergs, der vom damaligen Guardian des Klosters, Sebastian Höß, im Jahr 1719 zur Belebung der Wallfahrt ins Leben gerufen wurde. „Damals hatten die Menschen stets den Tod vor Augen, die Lebenserwa­rtung war bei Weitem nicht so hoch wie heute, und sie hatten noch Angst vor Gott. Deshalb suchten sie Orte auf, an denen sie Gott um Hilfe und Ablass von Schuld und Sünde baten.“

Da sich die einfachen Leute keine weiten Reisen leisten konnten, war der Kalvarienb­erg ein willkommen­er naher Hinwendung­sort. Nebenbei wurde auch das Gewerbe rund um die Wallfahrt belebt. Leinauer erzählte auch seine persönlich­e Geschichte: „Als ich nach Klosterlec­hfeld kam, war der Kalvarienb­erg ein Treffpunkt junger Leute, die hier ihre Partys feierten. Damals habe ich sie verscheuch­t, das würde ich heute anders machen. Ich würde sie zu Gesprächen über den Sinn dieses Ortes einladen.“

In die Amtszeit Leinauers fiel eine der vielen Renovierun­gen des Kalvarienb­ergs im Jahr 2009 mithilfe einer privaten Spende. „Er soll aber nicht nur als Denkmal gepflegt, sondern mit Leben erfüllt werden“, sagte Leinauer. Nach dem Gottesdien­st zog die Gemeinde in einer feierliche­n Lichterpro­zession von der Kirche zum Kalvarienb­erg, der im Mondlicht malerisch glänzte. Mit einer vom Klosterlec­hfelder Musikverei­n begleitete­n Andacht wurde der Auftakt des Jubiläums gefeiert.

Bei Tageslicht und herrlichem Sonnensche­in versammelt­en sich viele Gemeindemi­tglieder am späten Samstagnac­hmittag am Kalvarienb­erg, um den Kreuzweg betend zu begehen. Anschließe­nd wurde die Vernissage im Pfarrsaal mit der Malerin Irma Streck eröffnet.

Sie hat einen Bilderzykl­us mit Motiven aus dem „Sonnengesa­ng des heiligen Franziskus“in ihrer ganz eigenen Aquarell-Lichtmaler­ei geschaffen. „Inspiriert von der Lieblichke­it und Fröhlichke­it, die Franz von Assisi darin angesichts seines nahenden Todes über das wahre Leben ausstrahlt, habe ich diese Bilder gemalt. Erst später habe ich diesen Geist selbst bei einem Besuch in Assisi unter den Olivenbäum­en gespürt und gehört, wie das Gras dort wirklich singt“, sagte die aus Ebersberg kommende Malerin.

In Töne umgesetzt wurde der Sonnengesa­ng des heiligen Franziskus von Elisabeth Lidl am Klavier und Gabi Spatz mit Querflöte und Gesang. Neben dem Aquarell-Bilderzykl­us gab es noch die Fotoausste­llung „Der Kalvarienb­erg im Wandel der Zeit“. Darin wurde vor allem die jüngere Geschichte seit der großen Rettungsak­tion ab dem Jahr 1974 durch die Aktionsgru­ppe um die Ehepaare Uschi und Willi Walch, Waltraud und Peter Heim, sowie Annemarie und Kuno Pippke, bis zur bisher letzten Renovierun­g mit Anbringung des Geländers im Jahr 2017 aufgezeigt.

Beim Festgottes­dienst am Sonntag unter freiem Himmel am Klosterlec­hfelder Kalvarienb­erg wurde es den Besuchern, der Musikkapel­le und Fahnenabor­dnungen der Vereine sehr warm. Pfarrer Thomas Demel stellte in seiner Predigt die etwas provoziere­nde Frage: „Was hast du hier zu suchen?“Damit lenkte er die Gedanken darauf, dass der Kalvarienb­erg eine „göttliche Therapiest­ation“sein soll, an dem Menschen auf der Suche nach sich selbst und nach Gott im Gebet fündig werden können.

Zusammen mit Pater Albin segnete er den Franziskan­er-Gedenkstei­n ein. Dieser Grabstein mit den Namen der in Klosterlec­hfeld verstorben­en Franziskan­ermönche wurde vom Friedhof an den Kalvarienb­erg versetzt, nachdem deren Grabstätte aufgegeben worden war.

Bürgermeis­ter Rudolf Schneider sowie Landrat und Bezirkstag­spräsident Martin Sailer bekannten sich zur politische­n Verantwort­ung für den Erhalt des Kalvarienb­ergs und des Klostergeb­äudes in Klosterlec­hfeld.

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Fotos: Hieronymus Schneider Beim Festgottes­dienst am Kalvarienb­erg strahlte nicht nur die Sonne.
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Pfarrer Thomas Demel und Pater Albin (im Hintergrun­d) segneten den Gedenkstei­n für die verstorben­en Franziskan­ermönche.
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Malerin Irma Streck stellte ihren Aquarell-Zyklus im Pfarrsaal aus.

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