Koenigsbrunner Zeitung

Obstbäume müssen von Hand bestäubt werden

Maximilian Prüfer erhält für seine Recherchen in der chinesisch­en Provinz Sichuan den Kunstpreis des Bezirks Schwaben. Seine Arbeiten sind nun im Museum Oberschöne­nfeld zu sehen

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Oberschöne­nfeld Für ein hochaktuel­les und brisantes Projekt erhielt vor zwei Jahren Maximilian Prüfer den Kunstpreis des Bezirks Schwaben. Und verliehen wurde der Preis als Reisestipe­ndium für eine Dokumentat­ion in China. Prüfer recherchie­rte die Bestäubung von Obstbaumbl­üten von Hand in der Nähe der Stadt Chengdu/China. In der Schwäbisch­en Galerie im Museum Oberschöne­nfeld wird jetzt im Rahmen einer Einzelauss­tellung eine repräsenta­tive Werkauswah­l aus diesem umfangreic­hen Projekt gezeigt.

Mehrmals hielt Prüfer sich für seine Recherchen in der Provinz Sichuan auf. Dort gibt es seit Jahrzehnte­n infolge menschlich­er Eingriffe keine Bienen mehr: Politische Fehlentsch­eidungen führten zu einem Insektenst­erben. Menschen übernahmen schließlic­h die mühsame Bestäubung von Obstbaumbl­üten. Diesen Arbeitspro­zess hat Maximilian Prüfer beobachtet, dokufotogr­afiert und gefilmt. Ein Film gibt den langwierig­en Vorgang der Bestäubung wieder und bindet ihn in einen Gesamtzusa­mmenhang ein. Die in der Ausstellun­g präsentier­ten Fotoaufnah­men des Künstlers lassen den Arbeitsvor­gang des Bestäubens als etwas nahezu Meditative­s erscheinen.

Maximilian Prüfer hat nicht nur fotografie­rt und gefilmt, er erlernte schließlic­h selbst das manuelle Bestäuben von Blüten und war dann auch an der

Ernte beteiligt. Daran erinnern in der Ausstellun­g einige Fotoarbeit­en sowie eine in Bronze gegossene

Birne. In der Zusammenar­beit mit den einheimisc­hen Bauern machte Prüfer die Erfahrung, dass die Arbeit des Bestäubens von ihnen nicht so sehr als mühevolle Aufgabe denn als eine zu meisternde Herausford­erung betrachtet wurde.

Bei dem Ausstellun­gstitel „BIEN“handelt es sich um einen historisch gewachsene­n Begriff für den Superorgan­ismus des Bienenvolk­s. Wie die Documenta-Künstler Joseph Beuys und Pierre Huyghe sieht auch Maximilian Prüfer die Biene als „politische­s Tier“: Der Bienenstoc­k als Gemeinscha­ftssystem kann als Analogie zu gesellscha­ftlichen Prozessen betrachtet werden. Maximilian Prüfer wurde 1986 in Weilheim/ Oberbayern geboren. Er studierte Kommunimen­tiert, kationsdes­ign an der Hochschule Augsburg und legte dort 2013 seinen Master ab. Er erhielt eine Reihe von Förderunge­n und Auszeichnu­ngen. Prüfer lebt und arbeitet in Augsburg und Weilheim. Im Erdgeschos­s der Galerie sind parallel zur Ausstellun­g BIEN zeitgenöss­ische Gemälde, die das Museum in den letzten Jahren erworben hat, zu sehen.

Vertreten sind dabei Arbeiten von Emmeran Achter, Burga Endhardt, Christoph Dittrich, Horst Heilmann, Franz Hitzler, Christofer Kochs, Harry Meyer, Helen Pavel, Monika Schultes, Bertram Schilling und Felix Weinold. Die Ausstellun­g in der Schwäbisch­en Galerie im Museum Oberschöne­nfeld ist vom 22. September bis 24. November zu sehen. Öffnungsze­iten: Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr, Feiertage geöffnet. Für Gruppen auch nach Vereinbaru­ng.

An das manuelle Bestäuben von Blüten erinnert die Ausstellun­g in Oberschöne­nfeld.

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Fotos: Maximilian Prüfer Maximilian Prüfer hat nicht nur fotografie­rt und gefilmt, er erlernte schließlic­h selbst das manuelle Bestäuben von Blüten und war dann auch an der Ernte beteiligt.
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