Koenigsbrunner Zeitung

Kleine Farbpalett­e, große Emotionen

Mit den „Abstraktio­nen der Natur“bringt Kersten Thieler-Küchle aus Schwabmünc­hen Realismus und moderne Stilformen zusammen

- VON THOMAS HACK Von Bergketten und Waldlandsc­haften

Schwabmünc­hen/Stadtberge­n Wenn eine Artischock­e zum „Artschock“wird und die heimische Bergwelt eine ungewöhnli­che Lineatur bekommt, hat man es mit dem Werk von Kersten Thieler-Küchle aus Schwabmünc­hen zu tun. Einen künstleris­chen Schock werden die meisten Besucher bei ihrer Ausstellun­g im Stadtberge­r Rathausfoy­er wohl nicht erleben, dafür vielmehr ein kontrastre­iches Gesamtwerk, das der natürliche­n Gegenständ­lichkeit innerhalb der Abstraktio­n immer einen Raum zugesteht.

Die Gemäldeaus­stellung „Abstraktio­nen der Natur“zeigt deutlich, dass Thieler-Küchle keine Künstlerin ist, die die Kunst um der Kunst willen betreibt, sondern sich mit ganz eigener Pinselführ­ung immer auf einer individuel­len Gratwander­ung zwischen bodenständ­igem Realismus und reiner Abstraktio­n mit Stilmittel­n des Kubismus befindet, wie auch Kunsthisto­riker Norbert Leudemann in seiner kurzen Laudatio bei der Vernissage vor Augen führte: „Die gegenständ­liche Malerei erfährt gerade eine Renaissanc­e und Thieler-Küchles Bilder zeigen eine bewusste Auseinande­rsetzung mit bipolaren Themen. Abstraktes und Natürliche­s ist kontrastre­ich miteinande­r verknüpft.“

Die in Erlangen geborene Kunstpreis­trägerin legt ihren Fokus unter anderem auf die Darstellun­g von Plastizitä­t durch geschickt platzierte Schattieru­ngen, wobei sie sich einem äußerst reduzierte­n Farbspektr­um mit wenigen gedeckten Nuancen aus den eher nebulösen Seiten der Natur bedient – wunderschö­n zu sehen etwa an den Werken „Waldstück“oder „Gardasee“. Während sich auf einem überdimens­ionalen Triptychon drei knorrige Äste vor einem kühlen, minimalist­isch gehaltenen Hintergrun­d gegenseiti­g zu durchdring­en versuchen, wächst im Gemälde „Flow I“aus einer mystischen Nebelwand in der Ferne ein geheimnisv­oller Turm in die Höhe, der manchen Betrachter durchaus an die düsteren Gefilde einer verwunsche­nen Fantasiewe­lt erinnern könnte.

In fröhlicher Verspielth­eit setzt sich dagegen die „Art(i)schock(e)“mit ihrer hervorstec­henden Farbigkeit in Szene, die zwischen all den schwarzen, grauen und blauen Tönen der restlichen Werke fast schon einen kleinen Leuchtturm im Stadtberge­r Rathausfoy­er bildet. Unheimlich­e Waldlandsc­haften und weitläufig­e Bergketten sind in der Ausstellun­g ebenso zu entdecken wie spannende Detailaufn­ahmen aus dem unendliche­n Formenreic­htum der Natur. Und jedes der Gemälde scheint dabei auf eigensinni­ge Art und Weise die Magie des Augenblick­s oder einen emotionale­n Gedankenfl­ug der Künstlerin widerzuspi­egeln.

Thieler-Küchle ist Vorsitzend­e des Kunstverei­ns Schwabmünc­hen und engagiert sich als Botschafte­rin des Augsburger Landkreise­s. Obwohl sie ganz deutlich Elemente bekannter Bildsprach­e verwendet, gelingt es ihr, mit Pinsel und Farbe immer ihre eigene Handschrif­t zu kreieren. Oder wie es Landrat Martin Sailer einstmals in einem Grußwort an die Künstlerin auszudrück­en wusste: „Trotz der reduzierte­n Farbpalett­e ziehen die Gemälde den Betrachter durch die ausdruckss­tarken Kompositio­nen in ihren Bann.“ Schau Die Ausstellun­g „Abstraktio­nen der Natur“von Kersten Thieler-Küchle ist noch bis zum 1. November im Stadtberge­r Rathausfoy­er zu sehen.

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 ?? Foto: Thomas Hack ?? Die Gemälde von Kersten Thieler-Küchle bestechen durch minimal eingesetzt­e Farben, große Kontraste und starke Emotionen.
Foto: Thomas Hack Die Gemälde von Kersten Thieler-Küchle bestechen durch minimal eingesetzt­e Farben, große Kontraste und starke Emotionen.

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