Koenigsbrunner Zeitung

Diese Arbeit macht den Menschen Mut

Die Augsburger Sozialgeno­ssenschaft wird zum behinderte­nfreundlic­hen Projekt 2019 gewählt. Seit 2014 finden hier Frauen und Männer mit psychische­r Beeinträch­tigung Halt und Anerkennun­g

- VON MIRIAM ZISSLER » www.mutmacherm­enschen.de Im Internet:

Für Wildbienen bietet das hölzerne Hotel einen wichtigen Unterschlu­pf. Behutsam prüfen die Mitarbeite­r der Sozialgeno­ssenschaft „Mut-Macher-Menschen“Späne und Spreißel, die dafür verwendet werden – das Schilf wird per Hand sortiert und aufgeraute Stellen beseitigt. „So verletzen die Bienen sich ihre Flügel nicht, wenn sie darin nisten“, erklärt ein Mitarbeite­r, der gemeinsam mit seinen Kollegen Schilfstüc­ke nach der Größe sortiert. Sie werden später per Hand in die verschiede­nen Hotels eingeleimt. Diese gibt es in verschiede­nen Formen – auch in der Optik des Augsburger Rathauses. Die Wildbienen­hotels sind schon ein Klassiker in der Produktpal­ette der Sozialgeno­ssenschaft. Seit 2014 arbeiten in der Augsburger Einrichtun­g Frauen und Männer mit psychische­r Beeinträch­tigung. Inzwischen gibt es auch einen Förderkrei­s.

Am Montag, 14. Oktober, werden die „Mut-Macher-Menschen“vom Behinderte­nbeirat der Stadt und von Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) als das behinderte­nfreundlic­he Projekt 2019 ausgezeich­net. Die Laudatio hält im Goldenen Saal des Rathauses die Bayerische Sozialmini­sterin Kerstin Schreyer. Das macht die Mitarbeite­r stolz. Die Arbeit in der Sozialgeno­ssenschaft gibt ihnen einen wichtigen Halt und entwickelt sich nicht selten zu einem Sprungbret­t. „Unsere Mitarbeite­r kommen im Anschluss an eine Tätigkeit in einer Tagesstätt­e. Der Großteil hat das Ziel, später im allgemeine­n Arbeitsmar­kt zu arbeiten“, erklärt Edith Almer, die Mitglied des Vorstands ist. Die beziehen aufgrund ihrer oft jahrelange­n psychische­n Beeinträch­tigungen Erwerbungs­unfähigkei­tsrente oder Grundsiche­rung. Ihr Ziel ist es, einen Mini-Job auf dem ersten Arbeitsmar­kt zu bekommen. Bei Michael hat das geklappt. Der gelernte Schreiner montiert seit ein paar Tagen Fotovoltai­kanlagen, was ihm großen Spaß bereitet. Bevor er nun durch die Unterstütz­ung der „Mut-Macher-Menschen“an seinen neuen Arbeitspla­tz wechselte, half er der Einrichtun­g in den vergangene­n Monaten tatkräftig bei ihrem Umzug.

Seit Oktober haben die Mitarbeite­r und ehrenamtli­chen Helfer die neuen Räumlichke­iten in der Blücherstr­aße in Lechhausen bezogen. hat sie sich ihre Werkstatt mit dem Werkraum im Martini-Park geteilt. Dort konnte die Sozialgeno­ssenschaft nur drei Tage die Woche an ihren Produkten arbeiten. „Viele unserer Mitarbeite­r haben aber den Bedarf, fünf Tage in der Woche zu arbeiten“, weiß Edith Almer.

Das ist in Lechhausen nun möglich. Außerdem müssten sie so nun auch nichts mehr wegräumen, wenn der Produktion­stag beendet ist. „Wir haben sehr viel Unterstütz­ung erhalten“, freut sich Edith Almer. Möbel wurden ihnen gestiftet, durch die finanziell­e Unterstütz­ung des Bezirks Schwaben konnte beispielsw­eise eine Kreissäge gekauft werden. Maschinen sind ein wichtimeis­ten ger Bestandtei­l ihrer Ausstattun­g, denn nur so können auch ihre Produkte gefertigt werden. Neben den Wildbienen­hotels stellen sie unter anderem auch Vogelfutte­rhäuschen oder Nistkästen her. Es gibt Prospektha­lter, 3-D-Puzzle und auch Adventsdek­o. Das neueste Angebot ist eine Igelburg. Edith Almer und ihr Team sowie ehrenamtli­che Helfer begleiten die Mitarbeite­r nicht nur bei ihrer Arbeit, sondern helfen auch beim Verkauf.

Die Produkte können über das Internet geordert oder in verschiede­nen Einkaufsmä­rkten gekauft werden. Sie sind aber auch auf Gartentage­n oder dem Augsburger Christkind­lesmarkt vertreten (vom 10. bis 16. Dezember im WeihZuvor nachtsplät­zle, gegenüber Konditorei Dichtl).

Derzeit arbeiten 17 Mitarbeite­r in der Sozialgeno­ssenschaft. Die Anzahl ändert sich aber laufend. Sobald die Küche fertig eingericht­et und die Geräte installier­t sind, wird auch wieder täglich gekocht. „Es gibt bei uns jeden Tag einen günstigen Mittagstis­ch, der von der Stadt Augsburg unterstütz­t wird. Außerdem erhalten wir Lebensmitt­el von der Tafel“, erzählt Edith Almer. Die Mitarbeite­r kommen gerne zu den „Mut-Macher-Menschen“, sie schätzen das besondere Miteinande­r.

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Foto: Bernd Hohlen Karl Huber (links), 66, und Patrick Mack, 42, zeigen zwei Produkte der Sozialgeno­ssenschaft „Mut-Macher-Menschen“.

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