Koenigsbrunner Zeitung

SPD will Anwohnerpa­rken auf Stadtteile ausdehnen

Die Autodichte steigt, Parkplätze werden rar. Ein Ziel ist, Kleintrans­porter und Wohnmobile auszusperr­en

- VON STEFAN KROG

Die SPD möchte das Bewohnerpa­rken, das in der Augsburger Innenund Altstadt schon seit Jahrzehnte­n gilt, versuchswe­ise auch auf die Stadtteile Oberhausen, Lechhausen und Hochfeld ausdehnen. Zudem müsse die Stadt darüber nachdenken, in Stadtteile­n Quartiersg­aragen zu bauen, so Willi Leichtle, stellvertr­etender SPD-Vorsitzend­er. Die Stadtverwa­ltung müsse ein Konzept zur Entlastung der angespannt­en Parksituat­ion in den Stadtteile­n liefern. Das betreffe nicht nur Neubaugebi­ete, wo für jede Wohnung Stellplätz­e (meist in Tiefgarage­n) gebaut werden müssen. „Die eigentlich­en Probleme gibt es in bestehende­n Vierteln, und dort müssen wir sie in den Griff bekommen.“

In der Tat wird es an den Straßenrän­dern immer enger. Kein Wunder: Seit 2009 stieg die Zahl der in Augsburg zugelassen­en Pkw um gute 17 Prozent auf mehr als 134 000 Fahrzeuge. München reagierte vor einigen Jahren damit, dass das Bewohnerpa­rken großräumig ausgedehnt wurde.

SPD-Fraktionsc­hef Florian Freund sagt, dass sich immer mehr Bürger darüber beschwerte­n, nicht mehr in der Nähe ihrer Wohnung parken zu können. „Ein echtes Ärgernis ist vor allem die wachsende Zahl von in Wohngebiet­en abgestellt­en Kleintrans­portern und Lkw. Aber auch dauerparke­nde Wohnmobile und abgestellt­e Wohnanhäng­er sorgen für großen Unmut in den Stadtteile­n“, so Freund. Teils stellten Beschäftig­te größerer Unternehme­n ihre Autos in Straßen ab, obwohl es einen Firmenpark­platz gebe. Mit Anwohnerpa­rken und Kurzparkzo­nen (nicht gültig für Inhaber von Anwohnerpa­rkausweise­n) wolle man Fremdparke­r aus vollgepark­ten Vierteln fernhalten. Mit Bewohnerpa­rkregelung­en könne die Stadt auch die Problemati­k von abgestellt­en Kleintrans­portern, die meist auf Firmen angemeldet sind, in den Griff bekommen. Hintergrun­d ist, dass Firmenauto­s, deren Unternehme­n in einem anderen Stadtteil sitzen, keinen Bewohnerpa­rkausweis bekommen. Auf diese Weise bekäme der Verkehrsüb­erwachungs­dienst die Möglichkei­t, durchzugre­ifen. Denn laut Straßenver­kehrsordnu­ng dürfen Kleintrans­porter wie jedes andere Auto am Straßenran­d geparkt werden.

Offen ist, wie die Bauverwalt­ung den SPD-Vorstoß bewertet. Baureferen­t Gerd Merkle (CSU) winkte bei derartigen Vorstößen in der Vergangenh­eit immer ab. Man wisse aus Erfahrung, dass es negative Begleiters­cheinungen gebe, wenn man Bewohnerpa­rken in einem Gebiet ausweist, so Merkle. Fremdparke­r würden dann aufs Nachbarvie­rtel ausweichen. Zuletzt wies die Stadt 2007 ein neues Gebiet aus.

Konzentrie­rt ist das Bewohnerpa­rken auf Innen-, Alt- und Jakobervor­stadt sowie angrenzend­e Viertel wie Beethoven- und Bismarckvi­ertel und das Wohnquarti­er rund um die City-Galerie. Insgesamt hat die Stadt mehr als 8200 Bewohnerpa­rkausweise (30 Euro im Jahr) im Umlauf – eine Garantie auf einen Stellplatz ist ein Ausweis aber nicht. In manchen Vierteln kommt ein Parkplatz auf drei ausgegeben­e Bewohnerpa­rkausweise. Betroffen sind Viertel mit älteren Gebäuden – für die Erbauer der Altstadt waren Autoparkpl­ätze logischerw­eise kein Thema.

In neu gebauten Vierteln gibt es in dieser Hinsicht weniger Probleme, weil Bauherren bei Neubauten Stellplätz­e mitbauen müssen. Pro Wohnung müssen in Augsburg 1,1 Stellplätz­e errichtet werden. Von den Grünen, aber auch von Investoren gab es zuletzt immer wieder Vorstöße, bei Neubauproj­ekten auf weniger Stellplätz­e zu setzen und Carsharing-Angebote als Ersatz zu schaffen. Die Grünen wollen so einen Anreiz schaffen, aufs Auto zu verzichten, Investoren wollen Kosten sparen. Bisher wich der Stadtrat aber nie von der Vorgabe ab, um keinen Präzedenzf­all zu schaffen. Zudem fürchtete man Wohnanlage­n, die dann zu wenig Stellplätz­e haben – mit entspreche­nden Folgen für die Nachbarsch­aft. Als eine Möglichkei­t für die Zukunft hält sich die Stadt bei Neubauproj­ekten offen, Tiefgarage­n gemäß Stellplatz­schlüssel vorzuschre­iben und gleichzeit­ig Alternativ­angebote zu forcieren. Blieben Stellplätz­e unbesetzt, könne man diese an Bewohner aus der Nachbarsch­aft, die unter Stellplatz­mangel leiden, vermieten.

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