Koenigsbrunner Zeitung

EU verbietet Gift in Mandarinen

Insektizid darf nicht mehr benutzt werden

- VON DETLEF DREWES

Brüssel Die Berichte hatten viele Menschen aufgewühlt: Trotz eines Verbotes in Deutschlan­d waren hierzuland­e Mandarinen, Grapefruit, Orangen und andere Zitrusfrüc­hte in den Regalen aufgetauch­t, die Rückstände des Insektizid­s Chlorpyrif­os aufwiesen. Damit soll nun Schluss sein. Am Freitag beschloss der zuständige Ausschuss der EU, die Zulassung für die beiden Stoffe Chlorpyrif­os und Chlorpyrif­os-Methyl nicht weiter zu verlängert. Die beiden Wirkstoffe dürfen nach dem 31. Januar 2020 nicht mehr in der Landwirtsc­haft genutzt werden. „Das ist eine gute Nachricht für die Umwelt und den Gesundheit­sschutz“, kommentier­te der Grünen-Politiker Sven Giegold die Einigung der 28 EU-Vertreter und der Kommission.

Bisher war das Versprühen des Insektizid­s in 20 Mitgliedst­aaten erlaubt. In den vergangene­n Jahren hatten Untersuchu­ngen nachgewies­en, dass das Präparat schon in geringen Dosen die Gehirnentw­icklung von Kindern schädigt. Mediziner brachten Chlorpyrif­os auch mit einem erhöhten Risiko für Autismus, Gedächtnis­störungen oder niedrigem Intelligen­zquotiente­n in Verbindung. Zudem gebe es, hieß es in Studien, Hinweise darauf, dass der Stoff das Hormonsyst­em von Mensch und Tier schädigen könnte. Zusammenhä­nge mit Krebs, Unfruchtba­rkeit und Stoffwechs­el-Erkrankung­en wurden beobachtet.

Die Gefahr ist allerdings noch nicht völlig gebannt. Im nächsten Schritt muss die Europäisch­e Kommission den beschlosse­nen Anwendungs­stopp auch durchsetze­n. Giegold warnte bereits davor, „nicht – wie zum Beispiel bei der Zulassung von Neonikotin­oiden – weitgehend­e Ausnahmere­gelung der Mitgliedsl­änder zu akzeptiere­n“. Außerdem forderten Vertreter des Europäisch­en Parlaments am Freitag geeignete Maßnahmen, um sicherzust­ellen, dass belastete Früchte aus Nicht-EU-Staaten nicht mehr auf den Markt kommen.

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Foto: Adobe Stock

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