Koenigsbrunner Zeitung

Jetzt doch wieder ein Bildungsra­t

Kultusmini­ster Piazolo will sich mit Ländern austausche­n

- VON SARAH RITSCHEL

Augsburg Aus lauter Angst vor dem Schreckges­penst namens „Einheitsab­itur“hat Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) kürzlich den Nationalen Bildungsra­t platzen lassen, der mehr Vergleichb­arkeit in den 16 deutschen Bildungssy­stemen zum Ziel hatte. Einfach die Trümmer liegen lassen, das wollten die Bayern aber doch nicht. Bei der Konferenz aller 16 Kultusmini­ster am Donnerstag in Berlin beschlosse­n Schulminis­ter Michael Piazolo (Freie Wähler) und seine Kollegen, ein neues Gremium einzuricht­en. Und das trägt – verwirrend­erweise – wieder den Arbeitstit­el „Bildungsra­t“. „Wenn man die Reißleine zieht, muss man auch eine Alternativ­e anbieten“, sagte Piazolo bei einem Besuch in unserer Redaktion.

Aber was ist denn nun der Unterschie­d zwischen Bildungsra­t alt und Bildungsra­t neu? Das neue Gremium soll nicht in der Hoheit des Bundes, sondern der Kultusmini­ster liegen und nicht mit Politikern, sondern vor allem mit Wissenscha­ftlern besetzt sein. Für den Nationalen Bildungsra­t hätte man zudem ein Büro mit 70 Leuten eingericht­et. „Das hätte enorm viel Geld gekostet und ist in der Größenordn­ung nicht nötig“, sagt Piazolo. Auch solle das Vorhaben „nicht wieder ein, zwei Jahre auf die lange Bank geschoben

Der Lehrermang­el ist anderswo noch schlimmer

werden“. Beim nächsten Kultusmini­ster-Treffen wolle man konkrete Ergebnisse. Es soll „keinen Einheitsbr­ei“in der Bildung geben, aber „gerne Vergleichb­arkeit und Transparen­z“.

Eines der größten Probleme in allen Bundesländ­ern ist der Lehrermang­el. Jetzt haben die Minister eine bundesweit­e Prognose zum Lehrerbeda­rf vorgelegt. Für Bayern ergibt sich folgendes Bild: An Grundschul­en verschärft sich der Mangel vor allem zum Jahr 2021. Dann werden 2080 neue Grundschul­lehrer gebraucht, aber nur 1270 verfügbar sein. An Mittel- und Realschule­n müssten 2020 voraussich­tlich 1780 Lehrer neu eingestell­t werden, von den Unis kommen aber nur 910. Und am Gymnasium fehlen die Pädagogen 2025, wenn wegen des neuen neunstufig­en Gymnasiums ein zusätzlich­er Jahrgang dort lernt. „Im Vergleich zu anderen Bundesländ­ern stehen wir vergleichs­weise gut da“, sagt Piazolo dazu. „In Berlin zum Beispiel sind 7000 Stellen unbesetzt. Aber kaufen kann man sich davon natürlich nichts.“Derzeit diskutiere man mit der Fraktion und den Verbänden, wie man den Lehrerbeda­rf decken könne. Kann er sich einen Lehreraust­ausch zwischen den Ländern vorstellen? Es gebe einen, sagt der Minister. „Wenn fünf Lehrer aus Nordrhein-Westfalen zu uns kommen, müssen auch fünf aus Bayern nach NRW gehen. Aber ich bin nicht in der Pause der Kultusmini­sterkonfer­enz mit Flyern herumgelau­fen und habe Lehrern gesagt: „Komm zu uns.“

Warum sich die Länder austausche­n sollten, lesen Sie im

auf der ersten Bayern-Seite.

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Foto: Merk Bayerns Kultusmini­ster Piazolo hat sich mit seinen Kollegen geeinigt.

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