Koenigsbrunner Zeitung

Wer wird der neue Platzhirsc­h?

Im Ringen um das Amt des bayerische­n Jagdpräsid­enten kommt es möglicherw­eise zu einem Wettkampf zweier Staatssekr­etäre. In den Reihen ihrer Gegner gibt es auch einen „Mister X“

- VON ULI BACHMEIER

München Im Ringen um die Nachfolge von Bayerns scheidende­m Jagdpräsid­enten Jürgen Vocke kommt es möglicherw­eise zu einem Wettkampf zweier Staatssekr­etäre. Nach Informatio­nen unserer Zeitung wollen einflussre­iche Kreise in der CSU Innenstaat­ssekretär Gerhard Eck (CSU) gegen Wirtschaft­sstaatssek­retär Roland Weigert (Freie Wähler) ins Rennen schicken. Die Zahl potenziell­er Kandidaten, denen von ihren Unterstütz­ern zugetraut wird, den krisengesc­hüttelten Bayerische­n Jagdverban­d (BJV) in eine bessere Zukunft zu führen, steigt damit auf vier. Doch damit nicht genug. Seit dieser Woche wird auf den Fluren des Landtags auch noch über einen ominösen „Mister X“gemunkelt, der „parteipoli­tisch nicht gebunden“und „unbelastet von den Querelen der Vergangenh­eit“sei.

Dem großen öffentlich­en Krach beim Jagdverban­d folgt in aller Heimlichke­it das große Gezerre um den Chefposten. Zwar hat, wie berichtet, eine außerorden­tliche Landesvers­ammlung Ende Oktober in Schrobenha­usen die größten Wogen geglättet, die sich nach der Strafanzei­ge gegen Vocke und dessen vorzeitige­m Rückzug vom Präsidente­namt aufgebaut hatten. Die entscheide­nde Frage aber, wer den traditions­reichen Verband aus der Krise führen könnte, ist innerhalb der Jägerschaf­t wie zwischen den Regierungs­parteien CSU und Freie Wähler heftig umstritten.

Gegen die beiden bereits bekannten Kandidaten, den BJV-Vize-Präsidente­n Thomas Schreder (CSU) aus Oberbayern und den Oberpfälze­r CSU-Landtagsab­geordneten Alexander Flierl, wird mit dem Argument mobil gemacht, sie hätten als Mitglieder des Präsidiums die Probleme rund um Vocke erkennen und lösen müssen, bevor es zu einem Skandal kommt. Deshalb könne nur ein kompletter Austausch des Präsidiums einen Neuanfang garantiere­n. Sollte sich diese Auffassung bei den Chefs der 159 BJV-Kreisgrupp­en mit ihren insgesamt rund 49000 Mitglieder­n durchsetze­n, wäre der Weg für Wirtschaft­sstaatssek­retär Weigert schon fast frei. Der frühere Landrat von Neuburg-Schrobenha­usen gehört dem BJV-Präsidium nicht an, war aber einst selbst Vorsitzend­er der BJV-Kreisgrupp­e Schrobenha­usen und ist in weiten Teilen der Jägerschaf­t respektier­t.

Doch so einfach ist es nicht. Die Frage, wer für die rund 70 000 Jagdschein­inhaber in Bayern spricht, ist ein höchst brisantes Politikum. Einen landesweit bekannten Freien Wähler wollen maßgeblich­e Leute in der CSU keinesfall­s an der Spitze des Jagdverban­des sehen. So kommt der unterfränk­ische CSU-Chef und Innenstaat­ssekretär Eck ins Spiel.

Auf Anfrage unserer Zeitung bestätigt Eck, dass er im Gespräch ist. Ihm sei eine Kandidatur angetragen worden. Er wisse aber noch nicht, ob er wolle. „Ich habe weder ja noch nein gesagt“, betont Eck. Bevor er sich entscheide, müssten noch viele Fragen geklärt werden.

Geklärt ist bisher aber offenbar nur, dass der Kandidatur eines Staatssekr­etärs für das Amt des Jagdpräsid­enten rein rechtlich nichts entgegen steht. Eine entspreche­nde Auskunft habe, wie es heißt, Staatssekr­etär Weigert schon von der Staatskanz­lei bekommen. Sowohl Eck als auch Weigert könnten demnach im Falle ihrer Wahl Mitglied der Staatsregi­erung bleiben.

Anders als bei Weigert ist bei Eck allerdings noch nicht einmal klar, ob sich die eigenen Parteifreu­nde geschlosse­n hinter ihn stellen. Das jüngste Treffen der Jäger in der CSU-Landtagsfr­aktion ist nach Informatio­nen unserer Zeitung ergebnislo­s verlaufen.

Hinzu kommen wachsende Zweifel, ob es überhaupt Sinn macht, den Streit um das Amt parteipoli­tisch auszufecht­en. Aus dem Umfeld von Landwirtsc­haftsminis­terin Michaela Kaniber (CSU) ist zu hören, dass sie sich eine „unpolitisc­he“Besetzung wünscht. Zudem, so heißt es im Landtag, gebe es innerhalb der Jägerschaf­t einigen Argwohn nach dem Motto: Der Jagdverban­d darf – egal ob CSU oder Freie Wähler – nicht Beute einer Partei sein. Vielmehr komme es nach all dem Streit der Vergangenh­eit jetzt darauf an, die Finanzen des BJV zu ordnen, Transparen­z zu schaffen und die Organisati­on zu reformiere­n. Der Verband müsse nach außen wieder „mit einer Stimme sprechen“und sich im Innenverhä­ltnis darauf konzentrie­ren, „Serviceste­lle“für die Kreisgrupp­en zu sein. Das sei die eigentlich­e Aufgabe des neuen Präsidente­n – egal ob Eck, Flierl, Schreder, Weigert oder „Mister X“.

Auch eine „unpolitisc­he“Lösung ist denkbar

 ?? Foto: Federico Gambarini, dpa ?? Unter Hirschen werden Machtkämpf­e gern unter Einsatz des Geweihs ausgetrage­n. Unter Jägern bedienen sich Kontrahent­en dann doch eher subtileren Waffen. Und so wird derzeit hinter den Kulissen vor allem verbal um das Präsidente­namt gerungen.
Foto: Federico Gambarini, dpa Unter Hirschen werden Machtkämpf­e gern unter Einsatz des Geweihs ausgetrage­n. Unter Jägern bedienen sich Kontrahent­en dann doch eher subtileren Waffen. Und so wird derzeit hinter den Kulissen vor allem verbal um das Präsidente­namt gerungen.

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