Trainer Schmidt saß schon auf beiden Bänken
Verantwortliche des FC Augsburg und des FSV Mainz neigen dazu, sich zu vergleichen. Nicht nur sportlich existieren Parallelen
Allein die Ausgangslage ähnelte sich. Als der FSV Mainz 05 erstmals in die Bundesliga aufstieg, trauten dem Klub nur wenige einen längeren Verbleib in der höchsten Spielkasse zu. Bis dahin standen die Mainzer als Synonym für Zweitklassigkeit. Ähnliches galt für den FC Augsburg. Auch diesem wurde nach dem Aufstieg der unmittelbare Niedergang vorhergesagt. Am Samstag (15.30 Uhr) treffen beide Klubs aufeinander – einmal mehr in der Bundesliga. Nicht nur die Spielklasse eint die Vereine, ebenso gleichen sie sich in anderen Bereichen.
● Formkurve Nach dem gewaltigen Umbruch im Sommer schleppte sich der FCA mit mäßigen Ergebnissen durch den Ligastart. Inzwischen hat die Mannschaft von Trainer Martin Schmidt die Gegentorflut eingedämmt, sich in der Defensive stabilisiert und regelmäßig gepunktet. Der Trend zeigt eindeutig nach oben. Die Verantwortlichen aus Mainz haben einen solchen Trend bewirkt, indem sie Trainer Sandro Schwarz durch Achim Beierlorzer ersetzten. In Köln vollbrachte der Franke wenig, in Mainz gelangen ihm sogleich zwei Siege.
● Sprungbrett Sowohl der FCA als auch Mainz 05 haben sich eine ähnliche Transferstrategie zurechtgelegt, um ihre finanzielle Unterlegenheit auf dem Spielermarkt wettzumachen. Weil etablierte Erstligakicker für sie kaum finanzierbar sind, behelfen sie sich aus einem Mix: aus Spielern, die bei namhafteren Klubs nicht zum Stammpersonal zählen und nach Spielpraxis streben; und aus jungen Spieler, die sich in der Bundesliga etablieren wollen. Entwickelt
sich ein Spieler nach Plan und steigert seinen Marktwert, wird er für eine hohe Ablösesumme verkauft. Im Sommer 2017 wechselte Abdou Diallo für eine Million Euro nach Mainz, im Sommer 2018 für zwölf Millionen Euro nach Dortmund.
● Umfeld Mit jedem Jahr Bundesliga steigt die interne und externe Erwartungshaltung. Vor einer Spielzeit zählen Mainzer und Augsburger dennoch stets zu jener Klientel, die sich den Ligaverbleib als Ziel steckt. Erlebt der Klub eine Spielzeit im Mittelfeld der Tabelle, lehnen sich die Verantwortlichen zufrieden zurück. Sogar die Spielstätten ähneln sich. Einst gingen die Fußballprofis inmitten der Stadt ihrem Beruf nach, inzwischen kicken sie jeweils in einer modernen Arena, am Rande der Stadt, in der Prärie.
● Effizienz Dass Geld Tore schießt, beweist wöchentlich Bayerns Weltklassestürmer Robert Lewandowski. Für Klubs wie Mainz oder Augsburg sind derartige Treffergaranten nicht zu haben, sie müssen wesentlich effektiver wirtschaften. Im Verhältnis zu ihren finanziellen Möglichkeiten erstrahlen die Erfolge des FCA oder der 05er in einem noch besseren Licht. Auf Basis von TV-Erlösen und Prämien sowie Personalkosten hat der Branchenspezialist Sponsors einen Vergleich bemüht. Ergebnis: Der FCA präsentiert sich in Sachen Effizienz geradezu meisterlich, ihm folgen der SC Freiburg oder eben Mainz. Klubs wie der VfL Wolfsburg hingegen befinden sich in diesem Ranking in der Abstiegszone.
● Europapokal Die Klubs lassen sich ins Tabellenmittelfeld der Bundesliga verorten. Ausreißer nach unten oder oben sind deshalb nicht ausgeschlossen. Auf internationaler Bühne
sind die Mainzer den Augsburgern einen Schritt voraus. Während die Rheinhessen in Summe bereits vier Mal am Europapokal teilnahmen, kommen die bayerischen Schwaben auf eine Teilnahme. Allerdings endete diese erst in der K.o.-Phase denkbar knapp mit einer Niederlage gegen Liverpool.
● Trainer Martin Schmidt verweist darauf, dass seine Mainzer Zeit seit zweieinhalb Jahren der Vergangenheit angehört. Weil sich seitdem viel verändert habe, sei das Treffen nicht mehr so emotional, meint der 52-Jährige. Allerdings verweist er zugleich darauf, dass seine insgesamt achtjährige Tätigkeit im Nachwuchsleistungszentrum sowie in der Bundesligamannschaft ihn geprägt habe. „Das war eine wichtige Phase in meinem Leben“, betont der Schweizer. Von Februar 2015 bis Mai 2017 betreute Schmidt die Mainzer Bundesligamannschaft, seit April 2019 befehligt er das Augsburger Profiteam.
● Spielidee Mit welcher Strategie die Mannschaften sich beharken werden, das überrascht wenig. Verfügt ein Bundesligist nicht über Ausnahmekönner, die ein Spiel dank technischen und spielerischer Fähigkeiten entscheiden, verlegt sich deren Trainer geflissentlich aufs Verteidigen und Kontern. Im modernen Fußball als „Umschaltspiel“deklariert.