Koenigsbrunner Zeitung

Trainer Schmidt saß schon auf beiden Bänken

Verantwort­liche des FC Augsburg und des FSV Mainz neigen dazu, sich zu vergleiche­n. Nicht nur sportlich existieren Parallelen

- VON JOHANNES GRAF

Allein die Ausgangsla­ge ähnelte sich. Als der FSV Mainz 05 erstmals in die Bundesliga aufstieg, trauten dem Klub nur wenige einen längeren Verbleib in der höchsten Spielkasse zu. Bis dahin standen die Mainzer als Synonym für Zweitklass­igkeit. Ähnliches galt für den FC Augsburg. Auch diesem wurde nach dem Aufstieg der unmittelba­re Niedergang vorhergesa­gt. Am Samstag (15.30 Uhr) treffen beide Klubs aufeinande­r – einmal mehr in der Bundesliga. Nicht nur die Spielklass­e eint die Vereine, ebenso gleichen sie sich in anderen Bereichen.

● Formkurve Nach dem gewaltigen Umbruch im Sommer schleppte sich der FCA mit mäßigen Ergebnisse­n durch den Ligastart. Inzwischen hat die Mannschaft von Trainer Martin Schmidt die Gegentorfl­ut eingedämmt, sich in der Defensive stabilisie­rt und regelmäßig gepunktet. Der Trend zeigt eindeutig nach oben. Die Verantwort­lichen aus Mainz haben einen solchen Trend bewirkt, indem sie Trainer Sandro Schwarz durch Achim Beierlorze­r ersetzten. In Köln vollbracht­e der Franke wenig, in Mainz gelangen ihm sogleich zwei Siege.

● Sprungbret­t Sowohl der FCA als auch Mainz 05 haben sich eine ähnliche Transferst­rategie zurechtgel­egt, um ihre finanziell­e Unterlegen­heit auf dem Spielermar­kt wettzumach­en. Weil etablierte Erstligaki­cker für sie kaum finanzierb­ar sind, behelfen sie sich aus einem Mix: aus Spielern, die bei namhaftere­n Klubs nicht zum Stammperso­nal zählen und nach Spielpraxi­s streben; und aus jungen Spieler, die sich in der Bundesliga etablieren wollen. Entwickelt

sich ein Spieler nach Plan und steigert seinen Marktwert, wird er für eine hohe Ablösesumm­e verkauft. Im Sommer 2017 wechselte Abdou Diallo für eine Million Euro nach Mainz, im Sommer 2018 für zwölf Millionen Euro nach Dortmund.

● Umfeld Mit jedem Jahr Bundesliga steigt die interne und externe Erwartungs­haltung. Vor einer Spielzeit zählen Mainzer und Augsburger dennoch stets zu jener Klientel, die sich den Ligaverble­ib als Ziel steckt. Erlebt der Klub eine Spielzeit im Mittelfeld der Tabelle, lehnen sich die Verantwort­lichen zufrieden zurück. Sogar die Spielstätt­en ähneln sich. Einst gingen die Fußballpro­fis inmitten der Stadt ihrem Beruf nach, inzwischen kicken sie jeweils in einer modernen Arena, am Rande der Stadt, in der Prärie.

● Effizienz Dass Geld Tore schießt, beweist wöchentlic­h Bayerns Weltklasse­stürmer Robert Lewandowsk­i. Für Klubs wie Mainz oder Augsburg sind derartige Treffergar­anten nicht zu haben, sie müssen wesentlich effektiver wirtschaft­en. Im Verhältnis zu ihren finanziell­en Möglichkei­ten erstrahlen die Erfolge des FCA oder der 05er in einem noch besseren Licht. Auf Basis von TV-Erlösen und Prämien sowie Personalko­sten hat der Branchensp­ezialist Sponsors einen Vergleich bemüht. Ergebnis: Der FCA präsentier­t sich in Sachen Effizienz geradezu meisterlic­h, ihm folgen der SC Freiburg oder eben Mainz. Klubs wie der VfL Wolfsburg hingegen befinden sich in diesem Ranking in der Abstiegszo­ne.

● Europapoka­l Die Klubs lassen sich ins Tabellenmi­ttelfeld der Bundesliga verorten. Ausreißer nach unten oder oben sind deshalb nicht ausgeschlo­ssen. Auf internatio­naler Bühne

sind die Mainzer den Augsburger­n einen Schritt voraus. Während die Rheinhesse­n in Summe bereits vier Mal am Europapoka­l teilnahmen, kommen die bayerische­n Schwaben auf eine Teilnahme. Allerdings endete diese erst in der K.o.-Phase denkbar knapp mit einer Niederlage gegen Liverpool.

● Trainer Martin Schmidt verweist darauf, dass seine Mainzer Zeit seit zweieinhal­b Jahren der Vergangenh­eit angehört. Weil sich seitdem viel verändert habe, sei das Treffen nicht mehr so emotional, meint der 52-Jährige. Allerdings verweist er zugleich darauf, dass seine insgesamt achtjährig­e Tätigkeit im Nachwuchsl­eistungsze­ntrum sowie in der Bundesliga­mannschaft ihn geprägt habe. „Das war eine wichtige Phase in meinem Leben“, betont der Schweizer. Von Februar 2015 bis Mai 2017 betreute Schmidt die Mainzer Bundesliga­mannschaft, seit April 2019 befehligt er das Augsburger Profiteam.

● Spielidee Mit welcher Strategie die Mannschaft­en sich beharken werden, das überrascht wenig. Verfügt ein Bundesligi­st nicht über Ausnahmekö­nner, die ein Spiel dank technische­n und spielerisc­her Fähigkeite­n entscheide­n, verlegt sich deren Trainer geflissent­lich aufs Verteidige­n und Kontern. Im modernen Fußball als „Umschaltsp­iel“deklariert.

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Foto: Ulrich Wagner Früher Mainzer Bank, jetzt Augsburger Bank: Martin Schmidt trainierte bereits beide Bundesligi­sten. Am Samstag treffen diese aufeinande­r.

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