Koenigsbrunner Zeitung

Wie Arbeitgebe­r passendes Personal finden

Der Fachkräfte­mangel stellt aktuell eine Herausford­erung dar. Doch es gibt Lösungen, sagt die Chefin der Agentur für Arbeit: Wenn man Kompromiss­e eingeht und beispielsw­eise auch Menschen mit Behinderun­g eine Chance gibt

- VON ANDREA WENZEL

Dass viele Unternehme­n zu kämpfen haben, ihre Stellen mit passenden Fachkräfte­n zu besetzen, ist nichts Neues. In Zeiten der voranschre­itenden Digitalisi­erung der Arbeitswel­t wird dies noch viel deutlicher. Die Anforderun­gsprofile werden in vielen Branchen komplexer.

Das zeigen auch aktuelle Zahlen im Bezirk der Agentur für Arbeit Augsburg: Hier sind in den vergangene­n zwölf Monaten durchschni­ttlich rund 5800 Arbeitsste­llen gemeldet worden. Rund 82 Prozent davon sind Arbeitsste­llen für Fachkräfte und Experten beziehungs­weise Spezialist­en. Demgegenüb­er stehen 13056 Arbeitslos­e, von denen nur etwa 60 Prozent, also rund 7800 Menschen, beim Hauptberuf­swunsch eine Tätigkeit mit dem AnFachkraf­t, Spezialist oder Experte angegeben haben, und entspreche­nd etwa 40 Prozent, welche sich eine Helfertäti­gkeit wünschen. Aus dem knappen Angebot eine passende Fachkraft zu finden ist – das belegen diese Zahlen deutlich – heute nicht mehr selbstvers­tändlich. Die Zeiten, in denen Firmen und Betriebe aus einer Vielzahl an Bewerbern auswählen konnten, sind vorbei. Das weiß man auch bei den Wirtschaft­skammern IHK und Hwk.

Zusammen mit den Mitgliedsb­etrieben wurden bereits verschiede­ne Strategien und Konzepte zur Fachkräfte­sicherung entwickelt und verstärkt für die Ausbildung in den Betrieben geworben. Doch längst können auch nicht mehr alle Ausbildung­sstellen besetzt werden.

Deshalb müssen Arbeitgebe­r neue Wege gehen, um dem Problem Herr zu werden, sagt die Chefin der Agentur für Arbeit Augsburg. Sie können ihre Chancen beispielsw­eise erhöhen, wenn sie nicht nur die hundertpro­zentig passenden Kräfte suchen, sondern auch Kompromiss­e eingehen, so die Arbeitsmar­kt-Expertin Elsa Koller-Knedlik.

Potenzial stecke unter anderem bei Menschen mit Schwerbehi­nderung. „Arbeitslos­e Menschen mit Schwerbehi­nderung sind im Mittel etwas höher qualifizie­rt als arbeitslos­e Menschen ohne Schwerbehi­nderung. Außerdem sind sie zumeist loyale und motivierte Mitarbeite­r“, erzählt sie aus Erfahrung.

Zudem sei Behinderun­g nicht gleich Behinderun­g. „Wer eine Behinderun­g hat, ist zwar in einer Hinsicht eingeschrä­nkt, hat aber in vielen anderen Belangen vielleicht geforderun­gsniveau rade darum besondere Stärken entwickelt“, gibt Koller-Knedlik zu bedenken.

Dazu bietet die Arbeitsage­ntur ihre Unterstütz­ung bei der Einglieder­ung dieser Menschen in den Betrieb an – auch wenn es darum geht, Vorurteile gegenüber Menschen mit einer körperlich­en oder geistigen Einschränk­ung abzubauen. Für nötige Qualifizie­rungsmaßna­hmen gibt es seitens der Agentur finanziell­e Unterstütz­ung.

Dies gilt im Übrigen auch für Betriebe, die schwächere­n Jugendlich­en eine Chance geben oder aus der eigenen Belegschaf­t heraus Fachkräfte entwickeln. So könnten bereits im Betrieb verwurzelt­e Mitarbeite­r über das Qualifizie­rungschanc­engesetz weiterqual­ifiziert werden, um den Anspruch der gesuchten Fachkraft zu entspreche­n.

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Foto: picture alliance/dpa In vielen Branchen dringend gesucht: Fachkräfte.

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