Wie Arbeitgeber passendes Personal finden
Der Fachkräftemangel stellt aktuell eine Herausforderung dar. Doch es gibt Lösungen, sagt die Chefin der Agentur für Arbeit: Wenn man Kompromisse eingeht und beispielsweise auch Menschen mit Behinderung eine Chance gibt
Dass viele Unternehmen zu kämpfen haben, ihre Stellen mit passenden Fachkräften zu besetzen, ist nichts Neues. In Zeiten der voranschreitenden Digitalisierung der Arbeitswelt wird dies noch viel deutlicher. Die Anforderungsprofile werden in vielen Branchen komplexer.
Das zeigen auch aktuelle Zahlen im Bezirk der Agentur für Arbeit Augsburg: Hier sind in den vergangenen zwölf Monaten durchschnittlich rund 5800 Arbeitsstellen gemeldet worden. Rund 82 Prozent davon sind Arbeitsstellen für Fachkräfte und Experten beziehungsweise Spezialisten. Demgegenüber stehen 13056 Arbeitslose, von denen nur etwa 60 Prozent, also rund 7800 Menschen, beim Hauptberufswunsch eine Tätigkeit mit dem AnFachkraft, Spezialist oder Experte angegeben haben, und entsprechend etwa 40 Prozent, welche sich eine Helfertätigkeit wünschen. Aus dem knappen Angebot eine passende Fachkraft zu finden ist – das belegen diese Zahlen deutlich – heute nicht mehr selbstverständlich. Die Zeiten, in denen Firmen und Betriebe aus einer Vielzahl an Bewerbern auswählen konnten, sind vorbei. Das weiß man auch bei den Wirtschaftskammern IHK und Hwk.
Zusammen mit den Mitgliedsbetrieben wurden bereits verschiedene Strategien und Konzepte zur Fachkräftesicherung entwickelt und verstärkt für die Ausbildung in den Betrieben geworben. Doch längst können auch nicht mehr alle Ausbildungsstellen besetzt werden.
Deshalb müssen Arbeitgeber neue Wege gehen, um dem Problem Herr zu werden, sagt die Chefin der Agentur für Arbeit Augsburg. Sie können ihre Chancen beispielsweise erhöhen, wenn sie nicht nur die hundertprozentig passenden Kräfte suchen, sondern auch Kompromisse eingehen, so die Arbeitsmarkt-Expertin Elsa Koller-Knedlik.
Potenzial stecke unter anderem bei Menschen mit Schwerbehinderung. „Arbeitslose Menschen mit Schwerbehinderung sind im Mittel etwas höher qualifiziert als arbeitslose Menschen ohne Schwerbehinderung. Außerdem sind sie zumeist loyale und motivierte Mitarbeiter“, erzählt sie aus Erfahrung.
Zudem sei Behinderung nicht gleich Behinderung. „Wer eine Behinderung hat, ist zwar in einer Hinsicht eingeschränkt, hat aber in vielen anderen Belangen vielleicht geforderungsniveau rade darum besondere Stärken entwickelt“, gibt Koller-Knedlik zu bedenken.
Dazu bietet die Arbeitsagentur ihre Unterstützung bei der Eingliederung dieser Menschen in den Betrieb an – auch wenn es darum geht, Vorurteile gegenüber Menschen mit einer körperlichen oder geistigen Einschränkung abzubauen. Für nötige Qualifizierungsmaßnahmen gibt es seitens der Agentur finanzielle Unterstützung.
Dies gilt im Übrigen auch für Betriebe, die schwächeren Jugendlichen eine Chance geben oder aus der eigenen Belegschaft heraus Fachkräfte entwickeln. So könnten bereits im Betrieb verwurzelte Mitarbeiter über das Qualifizierungschancengesetz weiterqualifiziert werden, um den Anspruch der gesuchten Fachkraft zu entsprechen.