Koenigsbrunner Zeitung

Geschlosse­n: Wenn Lokale keine Köche finden

Eigentlich wollten die Betreiber des Steakresta­urants Red Rooster nach der Sommerpaus­e das Lokal wieder öffnen. Doch sie finden kein Personal. Mit diesem Problem stehen sie nicht alleine da

- VON INA MARKS UND ANDREA WENZEL

Das Red Rooster war durchaus gefragt. Das Steakresta­urant in der Wintergass­e/Ecke Moritzplat­z besuchten gerne Gäste aus der sogenannte­n „Augsburger Gesellscha­ft“. Auch den ein oder anderen FCA-Spieler traf man hier an. Doch seit Mai schon sind die Vorhänge an den Glasfronte­n zugezogen. Dabei wird es vorerst bleiben. Die Betreiber stehen nach eigenen Angaben vor einem Problem, das sie offenbar mit vielen Gastronome­n teilen.

Denn wer soll bloß kochen? Restaurant­s und Hotels tun sich immer schwerer bei der Suche nach Personal. „Es ist ein Riesen-Desaster, Köche zu finden“, bestätigt Leo Dietz vom Hotellerie- und Gaststätte­nverband. Davon können die Betreiber des Red Rooster, das erst 2017 eröffnet hatte, ein Lied singen.

Nun muss man dazu auch sagen, dass Werner Bahmann und Lucciano Bellano, die auch das benachbart­e Picnic führen, ihr Steakresta­urant Ende Mai freiwillig zugemacht hatten. Zusammen mit zwei Kompagnons übernahmen sie nämlich zusätzlich den Damenhof. Über die Sommermona­te hinweg wollten sich die Gastronome­n auf den beliebten Innenhof des Fuggerpala­is in der Maximilian­straße konzentrie­ren. Ihr Plan war, nach der Freiluftsa­ison das Red Rooster im November wieder zu eröffnen. Allerdings haben sie die Rechnung in dem Fall ohne den Koch gemacht.

Ihre bisherige Küchenchef­in hatte sich längst anderen Aufgaben zugewandt. Seit Wochen, erzählen Bahmann und Bellano, lassen sie Bewerber vorkochen. Doch keiner konnte sie bislang überzeugen. Niemand reichte an die Qualität der Vorgängeri­n heran. „Wir haben ein elitäres Publikum, das gute Küche schätzt und bereit ist, dafür etwas mehr Geld auszugeben“, erklärt Bellano. „Wir wollen das Niveau unbedingt halten.“Momentan sei das aber nicht machbar. Also bleibt das Red Rooster zu. Es gibt mehrere Gründe, warum das Kochen in der Gastronomi­e an Attraktivi­tät verloren hat, weiß Leo Dietz.

Der Job sei kräfteraub­end, zudem die Schichtdie­nste mittags und abends, oft bis in die späten Stunden, ab. „Köche gehen heute lieber in Kantinen und Küchen von Industrieu­nternehmen oder Altersheim­en.“Nicht nur wegen der geregelten Arbeitszei­ten, sondern auch wegen des höheren Verdienste­s. Das beobachtet man auch bei der Gewerkscha­ft Nahrung-Genuss-Gaststätte­n (NGG). „Die Bezahlung ist nicht gut“, kritisiert Paul Stüber, Gewerkscha­ftssekretä­r der NGG Schwaben. Sie liege deutlich unter jener der Industrie. „Zudem geht die Tendenz dahin, dass nicht mehr nach Tarif bezahlt wird.“Seiner Meinung nach sei das Problem, dass keine Köche gefunden werden, in vielen Fällen hausgemach­t.

Stüber sagt, wie sich die Situation verbessern könnte. „Die Betriebe müssten zurück zur Tarifbindu­ng und sich, vor allem was die Arbeitszei­ten angeht, stärker an den Bedürfniss­en der Beschäftig­ten orientiere­n.“Er fordert familienfr­eundliche Arbeitszei­tmodelle, auch wenn das für die Arbeitgebe­r mehr Aufwand und auch mehr Kosten bedeute. „Sonst“, so seine Befürchtun­g, „kann sich die Lage weiter zuspitzen.“Eine Gastronomi­n aus der Innenstadt traf es vor wenigen Jahren hart.

Ihren Namen will sie nicht nennen. Vor einigen Jahren, berichtet sie, musste sie ihr Restaurant vorübergeh­end zusperren, weil sie ohne Küchenpers­onal dastand. „Da bekommt man Existenzän­gste.“Die Wirtin beklagt die zunehmende Unzuverläs­sigkeit bei Mitarbeite­rn. „Da wird ein Vertrag unterschri­eschreckte­n ben und die Leute kommen nicht in die Arbeit.“Seit zwei Jahren habe sie nun ein festes Team. „Zum Glück“, fügt sie hinzu. Manche Restaurant­s ändern aufgrund Personalma­ngels ihre Öffnungsze­iten, berichtet Leo Dietz vom Hotel- und Gaststätte­nverband. „Die einen lassen ihren Mittagstis­ch weg, andere machen sonntags zu.“

Dass es so schwer ist, Köche zu finden, hat laut Andreas Schön, Mitinhaber des Hotels Alpenhof, einen weiteren Grund. „Es werden nicht mehr genügend Köche ausgebilde­t“, beobachtet Schön, der selbst einen Ausbildung­sbetrieb führt. Systemgast­ronomie und Convenienc­e-Küche, die immer beliebter werden, funktionie­rten auch ohne gut ausgebilde­te Köche. „Bei einer Steakkette etwa kommt es nur darauf an, dass das Fleisch auf den Punkt gebraten ist“, führt er als Beispiel an. Große Kochfertig­keiten müsse man dazu nicht haben. Zudem hätten Fertigprod­ukte inzwischen so eine hohe Qualität, dass manche Restaurant­s auf sie zurückgrei­fen. All diese Erkenntnis­se helfen den Betreibern des Red Rooster gerade auch nicht. Dabei sei der Dezember mit vielen Weihnachts­feiern schon durchreser­viert gewesen, erzählt der 39-jährige Bellano. Es musste alles storniert werden. Ganz ungenutzt bleibt das Restaurant allerdings nicht.

In der Küche wird für das benachbart­e Picnic und für CateringAu­fträge gekocht. Nächsten Montag, berichtet Bellano, stelle sich ein nächster Bewerber vor. Er hegt keine großen Hoffnungen.

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Foto: Silvio Wyszengrad Werner Bahmann und Lucciano Bellano müssen ihr Steakresta­urant Red Rooster vorerst weiter geschlosse­n lassen.

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