Koenigsbrunner Zeitung

Wenn aus Plastiktüt­en Kunst wird

Im Königsbrun­ner Café Ginkgo treffen sich jeden Samstag Umweltakti­visten zum Häkeln. Die Idee hierzu stammt von einer bekannten Regisseuri­n

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Königsbrun­n Im Café Ginkgo treffen sich samstags Umweltakti­visten, um sich über einen Weg aus der PlastikKri­se auszutausc­hen. Sie alle wollen einen Beitrag leisten und sind überzeugt, dass jeder etwas tun kann und auch Kleinigkei­ten Veränderun­g bewirken können. Ganz nebenbei entstehen in diesen Stunden KunstBruch­stücke, die im kommenden Februar zu einem großen Ganzen verbunden werden sollen.

„Meer-Plastik“heißt das Projekt, das auf Initiative von Petra Fischer seinen Weg aus München nach Königsbrun­n gefunden hat. In der bayerische­n Landeshaup­tstadt hatte die Regisseuri­n Doris Dörrie Anfang des Jahres zum gemeinsame­n Häkeln aufgerufen. Über Monate hinweg war aus Plastiktüt­en ein bunter Meerteppic­h entstanden, mit putzigen Oktopussen, kleinen Walen und Seesternen. Die Kunstinwur­de auf dem Gelände der Hochschule für Film und Fernsehen ausgestell­t.

Fischer, Beisitzeri­n des AWOPräsidi­ums Schwaben und zweite Vorsitzend­e des Königsbrun­ner Ortsverein­s erklärt: „Ich war bei der

Abschlussv­eranstaltu­ng mit dabei und fand die Idee sofort toll. Nach Rücksprach­e mit Doris Dörrie habe ich das Konzept übernommen. Die Veranstalt­ung besteht aus einer Lesung oder Informatio­nen zu einem bestimmten Thema rund um die Bewegung ‚Friday for Future‘, aus Handarbeit und Zeit für persönlich­en Austausch.“

In Kisten und Taschen bringt Fischer das Material fürs Kunstproje­kt mit. Bunt und klein, glatt und hauchdünn, groß und mehrschich­tig sind die Plastiktüt­en, die nach einem bestimmten System in Streifen, aber nicht auseinande­rgeschnitt­en werden. Wer alles richtig gemacht hat, kann am Ende dieser Sisyphos-Arbeit ein Knäuel aufwickeln. Mit großen, dicken Nadeln werden dann Flächen gehäkelt, was durchausmü­hsam ist. Das Material erfordert Kraft und Geschickli­chkeit zustallati­on gleich. Immer wieder rutscht es von der Nadel, muss nachgezoge­n und durch die Maschen gestopft werden.

Es gehe dabei aber nicht um das perfekte Rechteck. Am Ende gehe es darum, das eigene Umwelt-Bewusstsei­n zu schärfen und gemeinsam für Aufmerksam­keit zu sorgen. Deshalb ist jeder Teilnehmer Willkommen. Diejenigen, die nicht versiert sind in dieser Art Handarbeit, werden angelernt.

Derzeit werden Ideen für den Standort gesammelt, an dem der Plastiktep­pich für einige Zeit fest installier­t werden soll. Wind und Wetter können dem Kunstwerk nichts anhaben, und so braucht es lediglich eine Fläche, die ausreichen­d Platz bietet.

Am Ecktisch im Café Ginkgo dreht sich derweil alles um Nachhaltig­keit. Adventskal­ender selbst basteln, Waschmitte­l aus Kastaniens­ud herstellen, Gebrauchte­s weitergebe­n und annehmen und die Dinge nutzen, die man ohnehin schon besitzt, anstatt Neues zu kaufen. All dies ist auch „Meer-Plastik“-Teilnehmer­in Ute Kochinke ein Anliegen: „Wenn alle nur reden, wird sich nie etwas bewegen. Hier in der Gruppe erfährt man, was Einzelne im Alltag verändert haben. Es ist nicht immer leicht. Aber es lohnt sich, anzufangen.“Der Häkel-Treff hat seinen privaten Bestand an Plastiktüt­en nahezu aufgebrauc­ht. Wer Plastiktüt­en übrig hat, kann diese vorbeibrin­gen und gleich dableiben und mithäkeln.

OLesung Paul Katoe, der Illustrato­r des Buches „Walgesang“ist am heutigen Samstag ab 16 Uhr zu Gast bei der Gemeinscha­ftsaktion Meer-Plastik im Café Ginkgo. Die Gruppe trifft sich dort immer samstags um 16 Uhr.

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Foto: Manuela Wolf Bis Februar wird samstags im Café Ginkgo gehäkelt. Ute Kochinke (links) will nicht immer nur über das Problem des Plastikmül­ls reden.

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