Die Heilige Nacht in mehr als 100 Varianten
Zum 100. Jubiläum der Krippenfreunde Augsburg widmet das Museum Oberschönenfeld eine neue Schau der traditionellen Volkskunst. Die Vielseitigkeit der Gestaltung ist immer wieder verblüffend
Oberschönenfeld Maria, Josef und das Christuskind in einer Krippe im Stall – Krippendarstellungen gehören zum Advent und Weihnachtsfest wie die Christmette zu Heiligabend. Wie vielfältig die Darstellungen der Geburtsnacht Jesu sein können, zeigt eine neue Sonderausstellung im Museum Oberschönenfeld. Unter dem Motto „Heimatlich und orientalisch – Krippen berühren Herzen“sind dort rund 150 Exponate zu sehen. Sie alle wurden in den vergangenen fünf Jahren geschaffen.
Zusammengestellt haben sie die Mitglieder des Vereins Krippenfreunde Augsburg und Umgebung. Bereits vor zehn Jahren gab es schon eine Ausstellung des Vereins in Oberschönenfeld, nun wird hier das 100. Jubiläum gefeiert. „Hier erlebt man die Faszination, welche Krippen noch heute auf die Menschen ausstrahlen“, sagte Bezirkstagspräsident Martin Sailer zur Eröffnung der Schau. Er erinnerte sich daran, wie er als Kind mit der Familie in den Wald gegangen war, um Moos zu sammeln, das für eine stilvolle Aufstellung der Krippe gebraucht wurde. „Das war immer schon eine schöne Einstimmung auf den Advent“, erzählte Sailer.
Werner Kramer, der Vorsitzende der Krippenfreunde, berichtete von den 250 Arbeitsstunden, die während der vergangenen sechs Wochen allein für den Aufbau der Exponate aufgebracht wurden. Es habe sich an der Geschichte der Herbergssuche mit verschlossenen Türen, keinem Platz für werdende Eltern und Abweisung seit Jesu Zeit wenig geändert. „Wie würden wir uns heute verhalten, wenn jemand Fremdes in der gleichen Situation vor unserer Tür stände?“, fragte er.
Auch die Flucht der Heiligen Familie wird in der Ausstellung aufgegriffen. „Dies ist heute mehr als aktuell, täglich hören und lesen wir von den Flüchtlingen auf dem Mitund aus Ländern mit Krieg und Gewalt: Auch das hat sich in über 2000 Jahren nicht verändert“, so Kramer.
Die Ausstellung gliedert sich in Heimatkrippen, orientalische Krippen sowie Passionsdarstellungen und Jahreskrippen. Mit ihren unterschiedlichen Materialien, Größen und Stilrichtungen dokumentieren sie die Freude ihrer Schöpfer am Gestalten eigener Krippen, die das Geschehen um Christi Geburt wie auf einer kleinen Bühne beleuchten.
Heimatkrippen sind die wohl am weitesten verbreiteten Krippen. So finden sich in der Ausstellung auch Darstellungen alpenländischer Ställe oder Bauernhöfe.
Gezeigt werden ebenfalls orientatelmeer lische Krippen, die das Geschehen um Christi Geburt in das Heilige Land versetzen. In der Gestaltung der Figuren, Kleidung und Landschaft orientieren sie sich am Vorbild der Nazarener – einer Kunstrichtung des 19. Jahrhunderts mit sehr detaillierter gegenständlicher Gestaltung von Kunstwerken. Dies hilft, eine weitgehend bibelgetreue Darstellung zu erreichen. Palmen, Sand, in Felsen gesetzte orientalische Architektur und auch aufwendige Palastruinen finden sich bei dieser Krippenart. Am eindrucksvollsten in diesem Teil der Ausstellung ist allerdings eine Krippe, bei welcher die Heilige Familie in einem Beduinenzelt Zuflucht gefunden hat und nur wenig vor Witterungsunbilden geschützt ist. Hier fühlt sich der Betrachter unweigerlich an die heutigen Flüchtlinge erinnert.
Weg von der reinen Darstellung der Heiligen Nacht gehen die Jahreskrippen. Sie zeigen ausgewählte Themen des Kirchenjahres. So gibt es eine Verkündigung Mariä – im Hintergrund ist dort ein noch nicht fertiger Teppich auf einem Webstuhl dargestellt. Eines der außergewöhnlichsten Stücke ist eine Simultandarstellung einiger Stationen der Passion Jesu, die in einen Koffer gebaut wurde und einfach aufgeklappt werden kann. Eine weitere Krippe zeigt Franz von Assisi, wie er unter einem Baum mit Tieren spricht; auf einer anderen ist das letzte Abendmahl dargestellt.
OÖffnungszeiten Bis zum 6. Januar täglich – außer Montag – von 10 bis 17 Uhr sowie Heiliger Abend und Silvester bis 14 Uhr.