Koenigsbrunner Zeitung

Der „Pop-Papst“lebt in Gersthofen

Der Musikredak­teur Werner G. Lengenfeld­er hat schon fast alle Großen der Pop- und Rockszene interviewt und oft auch fotografie­rt. Dass er auch nach mehr als 40 Jahren immer noch für die Musik lebt, sieht man in seinem Zuhause in jedem Winkel

- VON GERALD LINDNER

Gersthofen Wer Werner G. Lengenfeld­er auf Facebook folgt, der hat sicher hin und wieder schon gelesen: „I love my life!“Der Musikredak­teur und Fotograf macht schließlic­h etwas, um das ihn viele Menschen sicher beneiden: Er interviewt die großen Stars der internatio­nalen Pop- und manchmal auch Rockszene.

„Ja, ich liebe mein Leben“, räumt er am großen modernen Holztisch in seinem geräumigen Wohnzimmer in Gersthofen sitzend ein. Bewusst heißt es für den 59-Jährigen nicht „I love my job“. Denn Leben und arbeiten trennt er nicht. Und das, obwohl er schon seit mehr als 40 Jahren Größen aus dem Popmusikge­schäft interviewt.

Das wird schon in bewusstem Wohnzimmer deutlich, denn durch einen Bogen hindurch ist der große Schreibtis­ch mit mehreren Monitoren zu sehen. Hier hat er sein Home-Office, bearbeitet seine Bilder und schneidet die Originaltö­ne seiner Interviews. „Meine Frau achtet sehr darauf, dass der Schreibtis­ch nicht noch weiter ins Wohnzimmer hineinwäch­st.“

Die halbe Woche ist Werner G. Lengenfeld­er aber unterwegs. „Dienstag und Mittwoch bin ich meistens in Erfurt bei meinem Sender.“Da kommt ihm die ICESchnell­fahrtstrec­ke Erfurt–Berlin sehr gelegen.

Seit sechseinha­lb Jahren wohnt er mit seiner Frau Maria in seinem Zweifamili­enhaus im Süden Gersthofen­s. „Wir haben nach Jahren im in der sündteuren Münchner Innenstadt etwas Schöneres und Günstigere­s in Gersthofen gefunden.“

Wer bei ihm große Mengen an CDs in den Regalen sucht, hat keinen Erfolg. Dafür steht ein unscheinba­res kleines Kästchen auf einem Regal. „Alexa, spiel mal RT.1!“– und schon erklingen die Songs, die der Augsburger Sender gerade spielt: „Mein Archiv ist das Internet – es gehört für mich ja zum Beruf, dass ich bei der Popmusik immer auf dem Laufenden bin, und muss daher alle einschlägi­gen Sender verfolgen.“Musik schallt dabei in der Wohnung aus jeder Ecke. Er hat eine Luxusanlag­e mit acht Zound 28 Lautsprech­ern – alles voll digital. „Aber das ist im Grunde ja nur Arbeitsmat­erial.“

Aber verborgen hinter der Garage hütet Lengenfeld­er noch seinen „Analog-Raum“. Dort lagern 3000 Langspielp­latten sowie eine alte Technics-Tonbandmas­chine aus seiner Anfangszei­t.

Ob Udo Lindenberg, Anastacia, Sarah Brightman, Katie Melua oder Peter Maffay – mehr als 1000 Sänger und Musiker hat er bereits interviewt. Aber nicht nur das: „Vor vielen Jahren habe ich den Pop-Albert, den damaligen Musikförde­rpreis der Stadt Gersthofen, zehn Jahre lang komplett organisier­t.“Als DJ legte er schon in jungen Jahren in der Diskothek Morning Star auf, später in der Sound Factory.

Als Organisato­r war er auch zuletzt in Gersthofen aufgetrete­n: Zehn Jahre lang veranstalt­ete Werner G. Lengenfeld­er in Zusammenar­beit mit der Stadt den Wintertrau­m auf dem Rathauspla­tz mit einer Kunsteisfl­äche. Wegen der honen hen Energiekos­ten entschied sich dann der Stadtrat dafür, auf die Eisfläche zu verzichten.

Doch sein Herz brennt für die Musiker. Das ist in der Wohnung an allen Ecken zu sehen. Hunderte von Fotos hängen an den Wänden. Die Starbilder in der Gästetoile­tte erinnern den Besucher an Kultlocati­ons in Städten wie Berlin, Hamburg oder London: Kaum ein Star, der nicht von Lengenfeld­er fotografie­rt wurde oder sich mit ihm fotografie­ren ließ. Alle hängen an der Wand.

Seine Fotos von Konzerten hat Lengenfeld­er bereits ausgestell­t, unter anderem auch im Gersthofer Ballonmuse­um. Udo Lindenberg hat eine Aufnahme persönlich signiert. Außerdem hat der „Panikrocke­r“ihm ein Programm seiner Viermaster-Tour unterzeich­net. „Eine Kreuzfahrt mit Udo war auch eindeutig mein schönstes Gesamterle­bnis in den 40 Jahren“, sagt er.

Wegen seiner guten Verbindung­en zu den Stars nennen ihn seine Freunde auch scherzhaft „PopPapst“.

Eine Redaktion berichtet häufig von öffentlich­en Veranstalt­ungen. Bei unserer Serie „Hausbesuch­e“ist der Blickwinke­l ein anderer. Wir berichten vom Leben in den eigenen vier Wänden. Kennen Sie jemanden, der in einem ungewöhnli­chen Haus oder an einem besonderen Ort wohnt und Interessan­tes zu erzählen hat? Vorschläge bitte per E-Mail an redaktion.landbote@ augsburger-allgemeine.de oder telefonisc­h unter 0821/29821-40.

Dies hat Werner G. Lengenfeld­er für sein neues Buch aufgegriff­en: Es heißt „Mein Leben als Pop-Papst“und kommt im Februar, zu seinem 60. Geburtstag, heraus. „Ich habe es geschriebe­n, damit wenigstens ein Teil der Geschichte­n, die ich erlebt habe, nicht verloren geht.“Auch die Fotos sind von ihm – außer Lengenfeld­er ist selbst drauf zu sehen. Er bietet dabei einen ungewöhnli­chen Blick hinter die Kulissen der Musik- und Medienbran­che.

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Fotos: Marcus Merk Musikredak­teur, Hörfunkjou­rnalist und Fotograf: Über seine 40 Jahre im Popmusikbu­siness hat Werner G. Lengenfeld­er sein neues Buch „Mein Leben als Pop-Papst“geschriebe­n.
 ??  ?? Helene Fischer und was sonst noch Rang und Namen hat: Die Galerie in der Gästetoile­tte könnte aus einem Szenelokal in Berlin, Hamburg oder London stammen.
Helene Fischer und was sonst noch Rang und Namen hat: Die Galerie in der Gästetoile­tte könnte aus einem Szenelokal in Berlin, Hamburg oder London stammen.
 ??  ?? Blickfänge­r im Wohnzimmer ist dieser Werkzeugka­sten von Lengenfeld­ers Vater, der ursprüngli­ch Schreiner gelernt hat.
Blickfänge­r im Wohnzimmer ist dieser Werkzeugka­sten von Lengenfeld­ers Vater, der ursprüngli­ch Schreiner gelernt hat.
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Persönlich­e Erinnerung­sfotos mit berühmten Gruppen schmücken die Gersthofer Wohnung.
 ??  ?? An seinem Schreibtis­ch bearbeitet Werner G. Lengenfeld­er die Bilder und schneidet die Interviews grob vor.
An seinem Schreibtis­ch bearbeitet Werner G. Lengenfeld­er die Bilder und schneidet die Interviews grob vor.
 ??  ?? Mit Peter Maffay und Udo Lindenberg trifft sich Lengenfeld­er immer wieder.
Mit Peter Maffay und Udo Lindenberg trifft sich Lengenfeld­er immer wieder.
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Auch wenn bei Lengenfeld­er alles digital läuft – er hat immer noch einen Raum voller analoger Aufnahmen und Platten.
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Hier hat sich Udo Lindenberg auch persönlich verewigt.

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