Christbaum jetzt schon aufstellen?
In diesem Punkt war meine Mutter immer streng: Der Christbaum wurde jedes Jahr am 24. Dezember aufgestellt, und wir Kinder durften ihn erst zur Bescherung sehen. Wenn dann – nach langem Warten – endlich der ersehnte Moment da war und wir zu dem leuchtenden und wunderschön geschmückten Baum durften, war die Freude umso größer. Denn der Moment war jedes Mal wieder etwas ganz Besonderes. Und Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude.
Wo kommen wir denn hin, wenn der Weihnachtsbaum erst Wochen im heimischen Wohnzimmer vor sich hindümpeln muss, bevor er am Heiligen Abend endlich seinen großen Auftritt hat? Die Hälfte der Nadeln liegt dann bereits auf dem Boden, die eine oder andere Glühlampe der Lichterkette ist ausgebrannt und auch der Weihnachtsbaumbesitzer steht wahrscheinlich kurz vor dem Burn-out. Denn die ersten Lebkuchen
hat er bereits Ende August gekauft, sein Plätzchen-Vorrat ist seit dem Nikolaustag aufgebraucht und „Last Christmas“läuft bei ihm seit September in Dauerschleife. Kein Wunder also, wenn der konsequente „Zu-Früh-Aufsteller“bereits am zweiten Advent seinen dritten Weihnachtskoller hat. Sobald der 26. Dezember rum ist, schmeißt er den Baum vor sein Haus, verstaut die Lichterkette wieder im Karton und verbannt die Wham-CD auf den Dachboden.
Dann lieber den frischen Baum erst am Vormittag schmücken und sich länger daran erfreuen. Denn im streng kirchlichen Sinne endet die Weihnachtszeit mit der Taufe Jesus und diese wird am Sonntag nach dem 6. Januar gefeiert. Viele Gläubige räumen ihren Baum sogar erst an Maria Lichtmess weg, am 2. Februar, während der Nachbar bereits bunter Plastikeier im Vorgarten aufhängt.