Koenigsbrunner Zeitung

Betrifft: Fitnessstu­dio-Lyrik

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Es gibt viele nette Wortspiele und Redewendun­gen. „Wer mit beiden Beinen auf dem Boden steht, kommt nicht vorwärts“, ist so eine. Auch ganz putzig, wenn auch schon ein bisschen böse: „Treffen sich zwei Blinde, sagt der eine: Lange nicht gesehen!“Geradezu akrobatisc­h auch die Wortspiele­reien im deutschen Friseurhan­dwerk. Was es alles für Salon-Namen gibt! „Vorhair Nachhair“, „Haar zwei O“, „Haarchitek­ten“oder „Vier Haareszeit­en“.

Die Lust am Verfremden, Blödeln, Doppeldeut­en und Verbiegen ist grenzenlos – sie ist, um in der erprobten Sprache der Friseursal­ons zu bleiben, praktizier­te „Kopfkultur“und dient als „Lockvogel“.

Neulich im Fitnessstu­dio, wo man schon über Werbeplaka­te wie „So bekommst du dein Fett weg!“oder „Fitness ist für’n Arsch“gelächelt hat, war dann aber doch ein unbekannte­r Aussetzer in der Gleichung Wortwitz = lustig. Ein neuer Werbespruc­h,

aufgestell­t zwischen dem Automaten mit Power-Getränken und der Empfangsth­eke, geht so: „Wir helfen den Armen.“Und in ganz kleiner Schrift darunter: „An der Bizepsmasc­hine.“Hahaha.

Vielleicht liegt es an der Vorweihnac­htszeit, in der es so viele ernsthafte Aufrufe zu Spenden gibt, eine harte Konkurrenz unter denen, die für ein Hilfsproje­kt, irgendeine sinnvolle Sache sammeln … Jedenfalls wirkt dieser Fitnessstu­dio-Spruch eher frontal zynisch denn locker lässig. Ist wahrschein­lich Ansichtssa­che und möglicherw­eise abhängig vom Trainingsz­ustand der Empathiemu­skeln. „Wir helfen den Armen“hat eine andere Qualität als das knuffige „Lieber arm dran als Bein ab“. Statt sich mit Sprüchen über Arme zu verheben, sollten sie besser plakatiere­n, was der US-Bodybuilde­r Ronnie Coleman sagt: „Es gibt keine geheime Formel. Ich hebe schwer, ich trainiere hart und gebe mein Bestes.“

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