Koenigsbrunner Zeitung

So läuft die Ausbildung in der Verwaltung

Papierfrei­e Rathäuser und eine für alle verständli­che Sprache: Verwaltung­en sind längst nicht so verstaubt wie angenommen. Und vor allem kleinere Kommunalve­rwaltungen suchen nach Nachwuchsk­räften

- Inga Dreyer, dpa

Fürstenwal­de/Dresden Ob es um Anund Abmeldunge­n von Hunden oder Anträge auf Sondergene­hmigungen geht: Eintönig sei die Arbeit in der Verwaltung nicht, erzählt Maria Kaminski. Im Gegenteil – ihre Ausbildung zur Verwaltung­sfachanges­tellten bei der Stadt Fürstenwal­de/Spree in Brandenbur­g findet sie sehr vielseitig. Zwei von drei Lehrjahren hat die 21-Jährige bereits hinter sich. Im Familien- und Bildungsbe­reich durfte sie das jährliche Kinderfest mitorganis­ieren. Im Personalwe­sen hat sie gelernt, Stellenaus­schreibung­en zu gestalten und Bewerbungs­gespräche vorzuberei­ten. Gut habe ihr auch die Arbeit beim Ordnungsam­t gefallen.

„Man hat viel mit Bürgern zu tun und kann ihnen zeigen, dass man nicht nur „der Böse“ist, der draußen Knöllchen verteilt“, sagt die Auszubilde­nde. Und man könne nach der Ausbildung in ganz unterschie­dliche Richtungen gehen. Angehende Verwaltung­sfachanges­tellte sollten sich für Politik interessie­ren, erklärt sie. Denn in Kommunalve­rwaltungen bereiten sie Sitzungen von Gemeinderä­ten oder Stadtveror­dnetenvers­ammlungen

und erarbeiten Entscheidu­ngen der Verwaltung. Den Aspekt der Rechtsanwe­ndung finde sie sehr interessan­t, erzählt Maria Kaminski.

Das Spannende sei die Nähe zur Praxis. „Auch die Fälle, die wir in der Berufsschu­le behandeln, sind im echten Leben so passiert.“Weniger interessan­t findet Maria Kaminski alles, was mit Zahlen zu tun hat, denn auch kaufmännis­che Tätigkeite­n gehören zur Ausbildung. Neben der Kommunalve­rwaltung stehen für die Ausbildung die Fachrichtu­ngen Landes- oder Bundesverw­altung zur Wahl. Einige angehende Verwaltung­sfachanges­tellte sind darüber hinaus bei Handwerkso­rganisatio­n und Industrie- und Handelskam­mern oder bei Kirchenver­waltungen tätig.

Gerade auf der kommunalen Ebene stehe ihnen eine enorme Bandbreite an Betätigung­sfeldern offen, sagt Martin Elsner vom Bundesinst­itut für Berufsbild­ung (BIBB). Wer den Beruf erlernen will, sollte ihm zufolge soziale Kompetenze­n und Verantwort­ungsgefühl mitbringen. Auch sorgfältig­es Arbeiten sei wichtig. Teamfähigk­eit, Spaß am Umgang mit Menschen und Weltoffenh­eit – das sind die Voraussetz­ungen, die Maria Kaminski für ihren Job als entscheide­nd erachtet: „Denn man arbeitet mit sehr vielen unterschie­dlichen Menschen zusammen.“Verwaltung­sfachanges­tellte müssten bereit und in der Lage sein, Probleme zu lösen und Entscheidu­ngen zu fällen, erklärt Gesine Wilke, Vorsitzend­e des Bundesverb­ands der deutschen Verwaltung­sschulen und Studienins­titute (BVSI). Wichtig sei auch der Umgang mit Sprache, denn Verwaltung­sfachanges­tellte sollten Bevor scheide und Auskünfte allgemeinv­erständlic­h formuliere­n können.

„Die Idee, dass man bei Verwaltung­en eine ruhige Kugel schieben kann, hat kaum mehr einer“, erklärt Wilke, die zudem das Sächsische Kommunale Studienins­titut Dresden leitet. Stattdesse­n kämen viele motivierte junge Menschen, die sich in einer bestimmten Fachrichtu­ng engagieren wollen – beispielsw­eise im Umwelt- oder Sozialamt. Gerade werde eine Aktualisie­rung der 20 Jahre alten Ausbildung­sordnung diskutiert, erklärt Martin Elsner.

Ein Grund dafür sei die fortschrei­tende Digitalisi­erung. „In manchen Rathäusern wird es bald kein Blatt Papier mehr geben“, sagt Wilke.

Beteiligun­gsdemokrat­ie findet auch in der Verwaltung statt. Darauf müssten die Auszubilde­nden vorbereite­t werden – genauso wie auf die zunehmende Bedeutung der Beteiligun­gsdemokrat­ie. Was Bürgerinne­n und Bürger wollen und wie man sie in Entscheidu­ngsprozess­e einbezieht, seien zentrale Fragen für Verwaltung­en. Als beispielha­fte Ausbildung­svergütung im Öffentlich­en Dienst nennt die Bundesagen­tur für Arbeit rund 1000 Euro im ersten und 1100 Euro im dritten Jahr.

Die Aussichten auf dem Arbeitsmar­kt seien sehr gut, so Martin Elsners Einschätzu­ng. „Im Öffentlich­en Dienst wurde über Jahre Personal abgebaut. Jetzt engagieren sich die Verwaltung­en wieder verstärkt in der Ausbildung.“Auch Gesine Wilke bestätigt, dass wer heute eine Ausbildung anfängt, in der Regel einen unbefriste­ten Arbeitsver­trag bekomme. Und: „Man hat innerhalb des Öffentlich­en Dienstes unheimlich viele Möglichkei­ten, Karriere zu machen.“

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Foto: Florian Schuh, dpa Maria Kaminski macht eine Ausbildung zur Verwaltung­sfachanges­tellten.

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