Augsburg trauert um Gewaltopfer
Eine Gruppe von jungen Männern greift zwei Passanten auf offener Straße an. Ein 49-Jähriger stirbt nach der Prügel-Attacke. Die Polizei nimmt sechs Verdächtige fest
Augsburg Ein Passant ist in der Nacht auf Samstag in der Augsburger Innenstadt niedergeschlagen worden und kurz darauf im Rettungswagen gestorben. Der 49-Jährige wurde aus einer siebenköpfigen Gruppe junger Männer heraus angegriffen. Die Polizei bestätigte am Sonntag die Festnahme von sechs Verdächtigen.
Der mutmaßliche Haupttäter, 17 Jahre alt, hat nach Informationen unserer Redaktion sowohl die türkische, die libanesische als auch die deutsche Staatsangehörigkeit. Der zweite Festgenommene, ebenfalls 17, die italienische. Beide sind polizeibekannt. Nach Informationen unserer Redaktion sollen sie bisher unter anderem durch Drogendelikte aufgefallen sein. Unter den Festgenommenen ist auch ein 19-Jähriger, der sich selbst stellte. Die Suche nach dem siebten Gruppenmitglied läuft noch.
Flüchtlingshintergrund – wie er unmittelbar nach der Tat in sozialen Netzwerken vielfach unterstellt wurde – scheint nicht vorzuliegen. Die Verdächtigen sind dem Vernehmen nach in Augsburg geboren und aufgewachsen.
Nach den Ermittlungen der Polizei kam der Mann mit seiner Frau und einem befreundeten Ehepaar am Freitag gegen 22.40 Uhr auf dem Heimweg vom Christkindlesmarkt am Königsplatz vorbei. Der Ort in der Innenstadt, wo sich die Drogenszene, aber auch viele Jugendliche treffen, gilt als relativ kriminalitätsbelastet, wobei Passanten bisher zumeist unbehelligt blieben.
Laut Polizei kam es dort zu einem verbalen Streit mit der siebenköpfigen Gruppe. Einer der Jugendlichen schlug dem 49-Jährigen gegen den Kopf, woraufhin dieser stürzte. Die genaue Todesursache war zunächst unklar. Der 50-jährige Begleiter des Todesopfers wurde durch Schläge ins Gesicht verletzt, die beiden Frauen blieben körperlich unverletzt. Die Ehefrau des Getöteten war aufgrund ihrer Traumatisierung nicht vernehmungsfähig.
Weitere Details zum Tatablauf nannten die Ermittler nicht. Auf die Spur kam die Kriminalpolizei den Jugendlichen, indem sie Videos der Überwachungskameras auf dem Platz auswertete. Mit deren Hilfe sowie „interner Fahndungsmaßnahmen“habe man am frühen Sonntagnachmittag sowohl den mutmaßlichen Haupttäter als auch einen weiteren Verdächtigen festnehmen können. Die beiden sollen am Montag dem Haftrichter vorgeführt werden.
Nach derzeitigem Ermittlungsstand geht die Polizei davon aus, dass nur der Hauptverdächtige das Opfer geschlagen hat. Die Tat löste weit über die Stadt hinaus Bestürzung aus. Das Todesopfer war Mitglied der Augsburger Berufsfeuerwehr. Am Sonntag versammelten sich mehr als 100 Feuerwehrleute nahe des Tatorts und gedachten schweigend ihres Kollegen. Am KöEin nigsplatz erinnert ein Kerzenmeer an das Opfer, Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren zeigten im Internet ihre Betroffenheit.
Augsburgs Oberbürgermeister Kurt Gribl sagte, die Gewalttat in der Innenstadt „ist bestürzend und macht fassungslos“. Auch Ministerpräsident Markus Söder und Bundesinnenminister Horst Seehofer äußerten sich: „Was mich wirklich aufgewühlt hat, ist, dass in Augsburg ein friedfertiger Bürger totgeschlagen wurde, schlichtweg totgeschlagen wurde“, sagte Seehofer.
Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann führt den schnellen Fahndungserfolg auch auf die Videoüberwachung zurück. „Wir haben das immer gefordert, und solche Fälle zeigen, dass sich die Forderung als richtig erwiesen hat“, sagte der CSU-Politiker unserer Redaktion.
Im Kommentar und auf Bayern geht es um die Betroffenheit in Augsburg und darum, wie die Polizei den Tätern auf die Spur kam.