Welche Erwartungen Firmenchefs haben
500 Gäste kommen beim Empfang des Arbeitgeberverbands im Rathaus zusammen. Was die Perspektiven des Wirtschaftsraums betrifft, sind sie unterschiedlicher Meinung
In wirtschaftlich durchaus unruhigen Zeiten muss man eng zusammenrücken. Dies haben am Mittwochabend die Gäste beim Neujahrsempfang des schwäbischen Arbeitgeberverbandes getan. Fast 500 Besucher drängten sich im Oberen Fletz des Augsburger Rathauses. Der Andrang beim traditionellen Empfang war groß – wie zuletzt immer. Es war der mittlerweile 26. Empfang der Arbeitgeber.
Mit welchen Erwartungen geht die Wirtschaft ins neue Jahr? Busunternehmer Werner Ziegelmeier, der im Verband aktiv ist, spricht von „einem guten Start ins Jahr“. Er reagiert auf die angekündigte Ansiedlung des bayerischen Bauministeriums in Augsburg, die am Mittwoch verkündet wurde: „Diese Nachricht hat mich gefreut.“Die wirtschaftlichen Perspektiven für die Region sieht Ziegelmeier „verhalten optimistisch“. Rolf Settelmeier, Vorstandsvorsitzender der Stadtsparkasse Augsburg, sieht die Wirtschaftsregion in einer „guten Verfassung“, auch wenn es in Einzelfällen anders aussehe. Settelmeier verweist auf die „leichte Wachstumsrate“. Eine mögliche Delle könnte die Region überbrücken.
Festredner war Wolfram Hatz, Präsident der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw). Die bayerische Wirtschaft stehe vor konjunkturellen Schwierigkeiten und strukturellen Herausforderungen, sagte Hatz, der Hauptgesellschafter der Motorenfabrik Hatz mit Sitz in Ruhstorf an der Rott ist. Sein Unternehmen stellt Dieselmotoren her. Hatz sprach sich unter Beifall der Gäste gegen die Verteufelung des Dieselmotors aus.
Zur wirtschaftlichen Situation sagte der Arbeitgeberpräsident, die reale wirtschaftliche Lage sei ernster als die Prognosen es sagen. Von der Politik fordert er daher „eine Agenda gegen den Abschwung“. Der Niederbayer aus der Nähe von Passau („Bei euch in Augsburg ist es übrigens auch sehr schön“) ergänzte in der Analyse: „Wir befinden uns in einer Zeit des Umbruchs: Digitale Transformation und Klimawandel sind die beherrschenden Themen.“Zeitgleich gehe das goldene Konjunkturjahrzehnt zu Ende. Betriebe müssten den rasanten und tief greifenden technologischen Wandel bewältigen. Dies dürfe aber auch als Chance für die Industrie gesehen werden. Die Herausforderung könnte nur durch Innovationen gelöst werden, „und diese kommen aus der Industrie“.
Die Verbindung zwischen Wirtschaft und Politik ist stets gegeben. Das Augsburger Rathaus dient seit einigen Jahren als Veranstaltungsort für den Empfang. Der schwäbische vbw-Vorsitzende Philipp Erwein Prinz von der Leyen nahm den Ball auf und verwies auf die anstehende Kommunalwahl in Bayern. In mehr als 2000 Gemeinden, Märkten und Städten sowie 71 Kreistagen würden rund 40 000 Mandatsträger gewählt. „Starke Kommunen sind und bleiben die Heimatbasis erfolgreicher Unternehmen und wir müssen kontinuierlich daran arbeiten, dass das in Zukunft so bleibt“, sagte von der Leyen.