Ministerposten für Trautner
Staatssekretärin Carolina Trautner aus Stadtbergen wird befördert. Was eine langjährige Weggefährtin und ihr ehemaliger Chef sagen. Und warum sie schon auf dem Kindergeburtstag ihres Mannes Hans war
Seit Carolina Trautner vor 20 Jahren begann, sich politisch zu engagieren, führte ihre Karriere steil nach oben. Nun wird die 58-Jährige Ministerin.
Stadtbergen/München Als Dr. Hans Trautner gestern Nachmittag seine Frau Carolina zu Hause in Stadtbergen begrüßt, hat sie quasi über Nacht einen beachtlichen Karrieresprung gemacht. Sie wird die neue Sozialministerin. Trautner freute sich riesig für seine Frau und ist stolz: „Es wird sehr viel Arbeit für sie, aber viel unterwegs war sie auch bisher schon“, so der Internist.
Dabei hat Carolina Trautner noch vor zwölf Jahren gesagt: „Ich will Politik nicht zum Beruf machen.“Damals hatte sie nach nur einer Amtsperiode in Stadt- und Kreistag eine Kandidatur für den Bayerischen Landtag abgelehnt. Heute lacht die 58-Jährige von Herzen über diesen Fund aus unserem Zeitungsarchiv. „Hab ich das wirklich mal gesagt? Da muss ich dann wohl bald meine Meinung geändert haben“, lacht Carolina Trautner. Immerhin schaffte sie schon 2013 den Einzug in den Landtag, und seit über einem Jahr war sie Staatssekretärin im Sozialministerium. Nun wird sie Ministerin.
Doch eine Erklärung für ihr damaliges Zögern hat Trautner schon: „Ich hätte es für vermessen gehalten, nach so kurzer Zeit schon für den Landtag zu kandidieren, ich war ja die absolute Quereinsteigerin“, sagt sie gestern auf dem Rückweg von Kloster Seeon.
Angefangen hat Trautners politisches Engagement vor mehr als 20 Jahren im Kindergarten, wo sie als Elternbeirätin die Fraktionsvorsitzenden aus dem Stadtrat Stadtbergen zu einer Diskussionsveranstaltung eingeladen hatte. Günther Oppel, damals noch CSU, fragte, ob sie nicht in die CSU eintreten wolle. Gesagt, getan. Und ein Jahr später wurde sie zur Ortsvorsitzenden gewählt, und sie blieb es 14 Jahre lang.
Von da an ging es in ihrer politischen Karriere steil bergauf. Langjährige Wegbegleiter aus der Stadtberger CSU wundert das gar nicht: Extrem fleißig und immer bestens vorbereitet sei „die Nina“, sagt die Stadtberger Stadträtin Ingrid Strohmayr. Sie kennt Carolina Trautner seit über 20 Jahren. Sie haben im Ortsverband und bei der FrauenUnion sehr eng zusammengearbeitet. „Sie hat unser damaliges Motto ,Ohne Frauen ist kein Staat zu machen‘ mit viel Herz und Verstand verwirklicht“, so Strohmayr.
Traunter habe sich auch zuletzt als Staatssekretärin immer Zeit genommen, auch auf kleine Veranstaltungen zu kommen. „Nina ist sehr charmant und eine sehr gute Rednerin“, so Ingrid Strohmayr. Doch wenn sie sich durchsetzen muss, könne sie auch durchaus Zähne zeigen. Außerdem könne sie Dinge blitzschnell auf den Punkt bringen. Durch ihre verbindliche Art sei das Zusammenarbeiten mit ihr immer angenehm.
Ja, sie sei schon immer sehr gewissenhaft und gerne gut vorbereitet gewesen, stimmt Carolina Trautner zu. Zum Glück könne sie gut im Auto lesen, „ohne mein fahrendes Büro würde ich mein Pensum nicht schaffen“. Dass sie sich gerne unters Volk mischt und sich bei vielen Veranstaltungen blicken lässt, „werde ich mit aller Kraft versuchen aufrechtzuerhalten“, so die neue Ministerin. Nur so könne man vor Ort erfahren, wo der Schuh drückt.
Seitdem bekannt wurde, dass sie Ministerin wird, stand ihr Telefon nicht mehr still. Ihr Mann habe sich sehr gefreut, genauso ihre Kinder Sven und Annika, die schon erwachsen sind und in München leben und arbeiten, sowie ihre Eltern Helmut und Carin Lemmer. Ihr Vater war früher Zahnarzt und hatte seine Praxis an der Wertachbrücke. Ihre Mutter stammt aus Schweden. Von ihr hat sie nicht nur die blonden Haare geerbt. „Meine Mutter ist ein sehr offener, kontaktfreudiger Mensch. Ich glaube, das habe ich von ihr“, meint Trautner.
Ihr Mann, der Hausarzt und Internist Dr. Hans Traunter, sei zunächst etwas besorgt gewesen, als zu lesen war, dass sie ins Gesundheitsministerium wechseln sollte. „Dann hätte ich mich in ein komplett neues Resort einarbeiten müssen.“Das Gesundheitsministerium habe aber überhaupt nie zur Debatte gestanden. Ihr Mann freue sich sehr über ihren Karrieresprung. Die beiden waren übrigens schon als Kinder Freunde. „Ich wohnte mit meiner Familie in der Singerstraße, er in der Hochfeldstraße und wir gingen beide in die Rote-Tor-Schule“, erzählt Carolina Trautner. Sie haben sich als Kinder gegenseitig zum Geburtstag eingeladen, sich aber später immer wieder aus den Augen verloren. Erst während des Studiums kamen sie zusammen, 1988 heirateten sie.
Carolina Trautner studierte in Würzburg Pharmakologie und arbeitete jahrelang in der St.-RaphaelApotheke im Neusässer Stadtteil Steppach. Ihr damaliger Chef Robert Reisewitz erinnert sich noch sehr gut an sie: „Sie war auch damals schon sehr kompetent und engagiert“, sagt er über Carolina Trautner. Damals habe er bewundert, „wie sie das alles schafft“.
Und damit meint der Apotheker nicht nur Familie und Beruf, sondern auch noch ihre vielen Ehrenämter, die sie hatte: engagiert im Kirchenvorstand der evangelischen Friedenskirche in Stadtbergen,
Schöffin am Jugendgericht und vieles andere.
Einiges davon hat sie im Laufe ihrer Laufbahn aufgeben müssen, als Nächstes wird sie nicht mehr für den Stadtrat kandidieren. Auch für den Kirchenvorstand hat sie zuletzt nicht mehr kandidiert. Im Herbst hat sie aber noch an der besonderen Veranstaltungsreihe „Kirche und das Kreuz mit der Politik“teilgenommen und eine Predigt mit dem Titel „Mit der Zuversicht des Sämanns“gehalten. „Ich sprach darüber, dass nicht alle Samenkörner aufgehen, aber dass man mit Mut und Zuversicht doch viel bewirken kann.“
Jetzt müsse sich die Aufregung erst einmal legen, vielleicht geht Trautner am Samstag zum FCA, von dem sie ein großer Fan ist. Auf jeden Fall geht sie heute Abend mit ihrem Mann zur Verleihung des Bayerischen Filmpreises. Und am Wochenende wird dann bestimmt auch ein bisschen mit der Familie gefeiert.
Das Ehepaar Trautner kennt sich schon seit der Grundschule
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