Über Geschmack lässt sich streiten
Essen muss heute vor allem eins sein: umweltfreundlich
Berlin An sogenanntes Superfood hat man sich fast schon gewöhnt. Avocado, Acai-Beeren oder Grünkohl – quasi im Quartalsrhythmus wird der Verzehr einer anderen Pflanze empfohlen, um Gesundheit, Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit zu steigern. Von der Grünen Woche, Europas größter Messe für Ernährung, die am heutigen Freitag in Berlin eröffnet wird, darf man in Sachen neuer Essenstrends darum getrost etwas mehr erwarten.
Eine Grillwurst, für die kein Tier sterben musste zum Beispiel. Nestlé bringt ab April die sogenannte „Incredible Wurst“der Marke Garden Gourmet in den Handel. In
Berlin darf man sie jetzt schon probieren. Soja, Rote Beete, Karotten, Paprika sowie Raps und Kokosöl und eine Prise Chemie, fertig ist die Alternative zu Rind und Schwein. Wichtigstes Werbeargument des Konzerns: Der Fleischersatz ist besser für die Umwelt. Damit sind wir schon beim Leitthema der Messe und der meisten Neuvorstellungen.
Noch Appetit? Bitte sehr: Isaac Nutrition heißt eine junge Firma, die ein Pulver aus getrockneten und gemahlenen Buffalo-Würmern anbietet. Das erlaubt es, Zitat, „gesundheitsbewussten Menschen, Insekten auf eine unkomplizierte Art und Weise
in ihre tägliche Ernährung zu integrieren“. Wer bei so viel Neuerung lieber erst mal abwartet und in Ruhe ein Bier trinkt, ist da außen vor? Nur wenn man gut aufpasst. Könnte sein, dass man sonst ein „Zero-Waste-Bier“serviert bekommt. Knärzje, nach dem hessischen Wort für das Endstück eines Brots, heißt das Gebräu, für das Erfinder Daniel Anthes beim Brauen einen Teil des Malzes mit aussortiertem Biobrot ersetzt. Für Weintrinker gibt es auch etwas: Kolonne Null entzieht deutschen Weinen mittels Vakuumdestillation den Alkohol. Prost Mahlzeit.