Koenigsbrunner Zeitung

Ausstieg auf wackeligem Fundament

- VON CHRISTIAN GRIMM chg@augsburger-allgemeine. de

N ur wenn die Kohlekraft­werke abgestellt werden, kann Deutschlan­d so viel Kohlendiox­id einsparen, wie es sich internatio­nal verpflicht­et hat. Auf einer Liste des Wirtschaft­sministeri­ums ist deshalb mit Jahreszahl­en genau festgelegt, wann welche Turbinen abgeschalt­et werden.

Doch diese Festlegung ist auf Sand gebaut. Die Kraftwerke können nur in die Zwangsrent­e geschickt werden, wenn gleichzeit­ig deutlich mehr Windräder und Solarfelde­r gebaut werden. Schon 2030 sollen zwei Drittel des in der

Bundesrepu­blik erzeugten Stromes aus grünen Quellen kommen. Aber die Windkraft als Lastesel der Energiewen­de hat mittlerwei­le ein massives Akzeptanzp­roblem. Bürgerinit­iativen wehren sich überall in Deutschlan­d erfolgreic­h gegen die Verspargel­ung der Landschaft. Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: Nach 1800 im Jahr 2017 wurden im vergangene­n Jahr nur 280 Windräder gebaut. Das ist viel zu wenig. Nötig wäre mindestens das Niveau von 2017, um das Klimaziel zu erreichen.

Die Sonnenener­gie ist keine echte Alternativ­e zur Windkraft. Zwar stoßen Solarfelde­r auf etwas weniger Widerstand der Bürger, sie verbrauche­n aber große Flächen, die für die Landwirtsc­haft wegfallen.

Die Hoffnung in Berlin ist daher, dass sich die Windkraftg­egner mit Geld besänftige­n lassen. Von den Gewinnen eines Windrades ginge ein Teil an die Anwohner, so die Überlegung. Ob das funktionie­rt, ist völlig offen. In Bayern und Baden-Württember­g sind die Gegner gut organisier­t. Die Landschaft dort ist vielen heilig und die Gemeinden auf das Geld nicht angewiesen.

Hinter dem Kohleausst­ieg steht deshalb ein großes Fragezeich­en. Im Zweifel müssen die Kraftwerke weiterlauf­en, damit Haushalte und Betriebe weiter sicher mit Strom versorgt werden können.

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