Koenigsbrunner Zeitung

Lohnt sich Solarstrom auf meinem Dach?

Im Internet kann jetzt jeder Bürger im Kreis Aichach-Friedberg prüfen, ob sein Haus für Photovolta­ik infrage kommt. Viele andere Landkreise machen vergleichb­are Angebote

- VON EVELIN GRAUER UND MICHAEL KERLER

Eignet sich mein Haus für eine Solaranlag­e oder nicht? Diese Frage beschäftig­t vermutlich viele Hausbesitz­er, oft schrecken sie aber davor zurück, sich einen Fachmann nach Hause zu bestellen. Deshalb bietet der Landkreis Aichach-Friedberg seinen Bürgern seit dieser Woche eine einfache und kostenlose Erstinform­ation an. Und der Landkreis ist dabei nicht alleine. In mehreren anderen Kreisen haben die Bürger Zugriff auf solche InternetAn­gebote.

Zeitweise war der Bau von Photovolta­ik-Anlagen auf den Hausdächer­n abgeklunge­n. Für den erzeugten Strom sank nämlich die Vergütung. Doch inzwischen wird Photovolta­ik wieder interessan­ter: Seit der Novellieru­ng des Erneuerbar­eEnergien-Gesetzes (EEG) 2014 liegt der Reiz für Stromerzeu­ger laut Stefanie Schmaus von der Fachstelle für Klimaschut­z am Aichacher Landratsam­t nicht mehr in der Einspeisev­ergütung, sondern im Eigenverbr­auch. Der selbst erzeugte Strom vom Dach ist inzwischen über die Jahre gerechnet meist billiger als Strom vom Erzeuger. Die Preise für die Solarmodul­e sind nämlich in den vergangene­n Jahren stark gesunken.

Über einen Solardach-Atlas im Internet kann jeder Bürger sein eigenes Gebäude suchen und prüfen, ob auf dem Dach regenerati­ve Energieerz­eugung infrage kommt. Und dies ist häufiger der Fall, als viele denken: Das Landratsam­t in Aichach berichtet, dass nur 18 Prozent der Dachfläche­n der Umgebung derzeit für Photovolta­ik-Anlagen genutzt werden. Das technische Potenzial und damit das Ziel für 2030 liege aber bei rund 45 Prozent. Das neue Angebot soll die Bürger verstärkt darauf aufmerksam machen, welche Potenziale in ihren Häusern noch stecken. Der Kreis AichachFri­edberg ist mit seiner Initiative nicht allein.

Auch für die Kreise Lindau, Unterallgä­u, Oberallgäu, Dillingen und Günzburg sowie für Memmingen und Pfronten im Ostallgäu gibt es bereits Solar-Datenbanke­n, berichtet Martin Sambale, Chef des Energieund Umweltzent­rums Allgäu. Die Stadt Kempten verfügt ebenso über ein Solarkatas­ter, will Anfang Februar aber ein neues Angebot präsentier­en. Die Städte Augsburg und Landsberg haben ebenfalls Datenbanke­n. Auch die Firma Eon hat ein Angebot auf der Homepage. Die meisten Datenbanke­n laufen unter Stichworte­n wie „Solarkatas­ter“oder „Solardachk­ataster“. Was ist von ihnen zu halten?

„Die Angebote der Kommunen sind hilfreich, weil sie eine gute Einschätzu­ng für Hausbesitz­er liefern, was sie mit einer Photovolta­ik-Anlage zu erwarten haben“, sagt Energie-Experte Sambale. Man sieht in den Karten das eigene Hausdach und ob es für eine Solaranlag­e geeignet ist. Dies ist dann farblich markiert – zum Beispiel grün. Dazu kann man häufig Daten wie den Stromverbr­auch und ähnliches eingeben. Auch der Nutzen eines Batteriesp­eichers könne in einigen Datenbanke­n berechnet werden, berichtet Sambale. „In den meisten Datenbanke­n kann man mehrere Varianten durchspiel­en und gute Erkenntnis­se daraus ziehen“, sagt er.

In den Solardach-Atlas in Aichach-Friedberg zum Beispiel können die Nutzer persönlich­e Eckdaten wie den Jahresstro­mverbrauch oder das vorhandene Eigenkapit­al eingeben und errechnen lassen, wie hoch die Baukosten wären, wann sich die Anlage amortisier­t hätte oder wie viel CO2 durch die Solaranlag­e eingespart werden könnte. Bis zum Jahr 2030 soll der CO²-Ausstoß in der Region Augsburg um etwa 50 Prozent gesenkt werden – natürlich unter Mithilfe der Bürger.

Für das Projekt in AichachFri­edberg hat das Landratsam­t Geodaten an eine beauftragt­e Firma aus Dortmund geliefert, erklärt Stefanie Schmaus. Das Unternehme­n hat daraus den Überblick erarbeitet. Dieser stelle aber lediglich eine Ersteinsch­ätzung dar. Die Erkenntnis­se aus dem Netz ersetzen nicht die Planung durch den Fachmann, betont Schmaus.

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Foto: solare-stadt.de So sehen die Solarkatas­ter im Internet aus. Grüne Dachfläche­n bedeuten, dass sie für Photovolta­ik gut geeignet sind, rote Dächer sind nicht geeignet.

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