Koenigsbrunner Zeitung

Die neue Selena Gomez

Endlich Schluss mit der Bieber-Liebelei

- VON STEFFEN RÜTH

Um ein neues Kapitel im Leben zu beginnen, ist es sinnvoll, das alte zunächst zu beenden – besonders wenn es prägend war. Also reinigte sich Selena Gomez von den Schatten, die ihr Lebensglüc­k nach der Trennung von Kollege und Teenagerli­ebe Justin Bieber jahrelang eintrübten – um mit „Rare“, ihrem ersten Album seit fünf Jahren, in der Erwachsene­nliga zu spielen.

So nimmt Selena Gomez in „Lose You To Love Me“, ihrer gelungenen, ziemlich intimen und melancholi­schen Comeback-Single, nicht nur eine Art Arschtritt-Abschied vom Ex-Freund – ohne ihn namentlich zu nennen –, sondern auch von der rosaroten Brille, die sie viel zu lange auf der Nase trug. „Ich habe die Zeichen gesehen und sie ignoriert“, singt die inzwischen 27-jährige Selena – und: „Ich musste dich erst hassen, dich erst verlieren, um mich zu lieben.“Seit 2010 waren die beiden liiert, Anfang 2018 war der Schlussstr­ich so dick, dass er hielt. Gomez ging auch in Therapie, tauchte zudem eine Weile ab und unternahm Weiteres, um das ramponiert­e Selbstwert­gefühl zu stärken. Auch auf der zweiten und im Vergleich schnellere­n und beatlastig­eren Single arbeitet sie sich am Ex ab – aber um letztlich titelgemäß über die Frau zu sagen: „Look At Her Now“– seht sie euch an, sie hat’s geschafft.

Die Bieber-Krise aber war nur einer der Gründe, weshalb so viel Zeit seit Selenas letztem Album „Revival“vergangen ist. Auch gesundheit­lich musste die in Grand Prairie/ Texas geborene Tochter einer italienisc­hstämmigen Tänzerin und eines Mexikaners einige Tiefschläg­e wegstecken. Die Autoimmunk­rankheit Lupus wurde diagnostiz­iert (zu den Symptomen und Folgen zählen Panikattac­ken und Depression­en); 2017 erhält sie eine neue Niere.

Verstärkt widmete sich Selena seitdem anspruchsv­ollen Projekten. Sie ist Produzenti­n sowohl der kontrovers­en TV-Serie „Thirteen Reasons Why“wie einer Dokumentat­ionsserie über illegale Einwandere­r in die USA, „Living Undocument­ed“. Auch in Woody Allens Film „A Rainy Day In New York“übernahm sie eine tragende Rolle.

Selena war ja mal ein Teenie-Star, machte Karriere in der Kinderseri­e „Barney & Friends“, wurde erfolgreic­h mit der Disney-Show „Wizards Of Waverly Place“, drehte eine Reihe überwiegen­d leichtgewi­chtiger Serien und Filme, stemmte aber 2012 auch eine ernste Rolle im Drama „Spring Breakers“. In den vergangene­n zwölf Jahren hat sie einen ähnlichen Werdegang hingelegt wie Miley Cyrus und Demi Lovato, und alle drei eint heute, dass sie – nicht ohne Kämpfe und Rückschläg­e – ihren Weg vom Kinderstar zu dauerhafte­m Erfolg suchen.

Musikalisc­h ist Gomez unterwegs zu Wertigkeit. Nach den teenietypi­schen Kaugummi-Hits, die sie noch vor zehn Jahren mit ihrer Band Selena Gomez & the Scene hatte, über ihre immer cooleren Solo-Songs auf den Alben „Stars Dance“und „Revival“(etwa „Good For You“), ist sie mit „Rare“nun in der Top-PopLiga angelangt. Abseits der beiden Justin-Bieber-Balladen geht’s mit Schwung in die Zukunft. ★★★★✩

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Selena Gomez
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Interscope/Universal Selena Gomez Rare

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