„Wir kannten diese Situation bisher nicht“
Mit der DJK Augsburg-Hochzoll befindet sich Teammanagerin Sonja Meinhardt überraschend im Abstiegskampf. Ein Gespräch über die Talfahrt, den Kader und den Trainer
Die Weihnachtspause wollten Sie und Ihre Mannschaft nutzen, um sich zu sammeln und in die Erfolgsspur zu finden. Wie groß war die Enttäuschung nach der 1:3-Niederlage in Dresden? Meinhardt: Wir sind mit hohen Erwartungen ins Spiel gegangen. Wir wollten die Situation nicht hinnehmen, wussten aber auch, dass ein Jahresauftakt in Dresden schwierig werden wird. Der Gegner ist gut, dazu die lange Fahrt. Dort haben wir uns immer schwergetan. Bitter für uns war, dass eine falsche Schiedsrichterentscheidung den dritten Satz entschieden hat (24:26, A. d. R.).
Für Sie eine Schlüsselszene? Meinhardt: Auf jeden Fall haben wir uns davon aus dem Tritt bringen lassen. Im vierten Satz ging dann gar nichts mehr, das 14:25 war dann sehr deutlich. Das ist schade, weil wir an der Chance zum Sieg geschnuppert haben. Positiv war: Wir haben gesehen, dass wir es noch können.
Fakt ist: Mit zehn Punkten steht die DJK Augsburg-Hochzoll in der 3. Liga Ost auf einem Abstiegsplatz. Wie gehen Sie mit der Situation um? Meinhardt: Ich werde mich mit Trainer Nikolaj Roppel austauschen, wie wir das jetzt handhaben wollen. Wir versuchen die ganze Saison über mit den Spielern zu reden und ihnen Mut zuzusprechen. Vielleicht gestalten wir das Training anders, setzen andere Schwerpunkte und trainieren in kleineren Gruppen. Ich möchte dem Trainer aber nicht reinreden, er verfügt über die nötige Erfahrung.
Sie wollten einen Spitzenplatz einnehmen, jetzt spielt Ihr Team gegen den Abstieg. Ist der Mannschaft die prekäre Lage bewusst?
Meinhardt: Entscheidend ist, dass wir den Abstiegskampf als Mannschaft annehmen. Diese Situation kannten wir bisher nicht. Es ist jetzt eine Herausforderung, die Stimmung hochzuhalten und die Flinte nicht ins Korn zu werfen. Noch sind wir in der Tabelle ja nicht abgeschlagen. Natürlich wird es mit jeder weiteren Niederlage aber auch nicht leichter.
Sind Sie überrascht vom Absturz? Meinhardt: Mit unserem Kader sind wir eigentlich sehr zufrieden. Weil wir uns in einem Abwärtsstrudel befinden, sind die Spieler verunsichert und hadern mit sich. Ein Stück weit ist das verständlich. Weil wir das in dieser Form nicht kannten, sind wir schon ein wenig ratlos.
Wie versuchen Sie jetzt, den Schalter in den Köpfen umzulegen? Meinhardt: Klar macht man sich Gedanken. Aber wir brauchen keine Teamevents. Die Spieler machen privat viel zusammen, sie waren auf dem Weihnachtsmarkt, haben einen Adventskalender gemacht. Am Zusammenhalt fehlt es eigentlich nicht.
Fehlt es an der Einstellung der Spieler? Meinhardt: Bei einigen älteren Spielern ist vielleicht eine gewisse Betriebsmüdigkeit da. Der Fokus im Privatleben verschiebt sich. Volleyball ist eher Hobby, was auch in Ordnung ist.
Ist Nikolaj Roppel der richtige Trainer in Ihrer Situation?
Meinhardt: Der Gedanke an einen Wechsel ist zwar erlaubt, aber wir wollen im Moment keinen neuen Trainer. Das wäre die falsche Entscheidung. Niko hat jahrelang erfolgreich gearbeitet, ihm gegenüber sind wir solidarisch. Gemeinsam können wir das schaffen. Außerdem sind wir nicht im Fußball. Die Dichte
an Trainern ist nicht da und wir haben nicht das Geld, um einen Trainer von irgendwoher zu holen.
Am Wochenende steht ein äußerst bedeutsames Heimspiel an. Zu Gast ist die DJK München-Ost-Herrsching, in der Tabelle drei Punkte vor Ihnen auf einem Nichtabstiegsplatz. Meinhardt: Das Spiel kann bahnbrechend sein. Ein Heimerfolg gegen den direkten Konkurrenten wäre auch für die Stimmung sehr wichtig. Wenn wir drei Punkte holen, bleibt der Abstand ins Tabellenmittelfeld klein. Außerdem kommen danach noch weitere Gegner auf uns zu, gegen die wir Punkte holen können.
Beschäftigen Sie sich bereits mit der kommenden Saison?
Meinhardt: Man muss in einem Frauenteam immer damit rechnen, dass Spielerinnen um die 30 aufhören. Wir werden in den kommenden Wochen und Monaten darüber sprechen, welche Pläne die Spieler haben. Dann werden wir sehen, wie das Konstrukt künftig aussieht. Jetzt geht es aber erst einmal darum, den Klassenerhalt zu schaffen.
● Sonja Meinhardt ist seit rund neun Jahren Teammanagerin des Volleyball-Drittligisten DJK Hochzoll. Zugleich ist sie Spielerin.