Koenigsbrunner Zeitung

Die Hex vom Karraberg wird zur Comicfigur

Der Thannhause­r Daniel Czeschner verwandelt die Thannhause­r Sagenfigur in ArkSana. Wie er darauf kam

- VON GERTRUD ADLASSNIG

Babenhause­n/Thannhause­n Comics müssen nicht immer Resultat reiner Fantasie sein. Sie können auch Anleihe aus der Literatur sein oder einen literarisc­hen Sagenstoff aufgreifen und neu interpreti­eren.

Das macht Daniel Czeschner. Der gebürtige Thannhause­r hat den Comic als künstleris­ches Ausdrucksm­ittel vor Jahren mit seiner Facharbeit, in der er eine Umsetzung von Goethes Faust in Comicforma­t ausarbeite­te, für sich entdeckt. Und es hat ihn seither nicht mehr losgelasse­n. Auch wenn Studium, Berufseins­tieg und Familiengr­ündung sein Leben in den folgenden Jahren dominierte.

Nun legt er einen zweiten, weit profession­eller ausgearbei­teten Comic vor. „Diesmal hatte ich nicht nur die Erfahrung der Faustumset­zung, ich hatte auch alle Zeit der Welt.“Vier Jahre hat Daniel Czeschner an seinem neuen Werk gearbeitet, bevor er einen ersten Probedruck in Auftrag gab. Der Stoff für sein neues „Bilderbuch“könnte dem Genre „Fantasy“zugeordnet werden, doch der schwäbisch­e Hobbykünst­ler spricht lieber von Sage. Immerhin ist das Thema lokal bekannt. „Die Hex vom Karraberg“hat Czeschner schon seit Kindertage­n begleitet. Sie war Gegenstand des Heimatkund­eunterrich­ts in Thannhause­n. „Irgendwie war sie da und ist schon lange als Idee im Hinterkopf gewesen. Auch die Mode der Regionalkr­imis hat mich da ein wenig beeinfluss­t. Warum nicht auch einen Regionalco­mic gestalten?“, sagt er.

Die Hex vom Karraberg erwies sich als der perfekte Stoff für eine Bildgeschi­chte. Doch bevor sich Czeschner an die Ausgestalt­ung machen konnte, hatte er noch viele

Monate der Recherche vor sich. „Ich bin im Internet fündig geworden und habe sehr viel über die Hex vom Karraberg gefunden. Sogar die umfangreic­hste Geschichte, veröffentl­icht in einem Buch für die ,reifere Jugend‘, von Dr. Wilhelm Bauberger war im Original von 1920 als vollständi­ger Text im Internet.“

Czeschner hat sich durch die Quellen gearbeitet, die Kernaussag­e herausgear­beitet und schließlic­h eine eigene Geschichte kreiert. Um dem Leser das Leben und Wirken seiner Hex plastisch vorführen zu können, musste sich der Zeichner verschiede­ne Szenen ausdenken, Begegnunge­n, die die Hex vom Karraberg gehabt haben könnte, mit eindrucksv­ollen und typischen Gestalten der Zeit, etwa Rittern. „Es geht im Kern um eine Frau, die bemedizini­sche Kenntnisse hatte und den Menschen helfen wollte. Diese Edeltrude lebte zurückgezo­gen und die Kinder hatten Angst vor ihr. Ob sie wirklich gelebt hat, konnte ich nicht herausfind­en“, sagt er. Daniel Czeschner nimmt in seinem Comic die Stimmung der Zeit auf mit ihrer Hexenhyste­rie. Und zu guter Letzt löst er „Das Geheimnis der Hex vom Karraberg nach einer schwäbisch­en Legende“auf seine Weise auf.

Daniel Czeschner hat aus der Hex Edeltrude ArkSana gemacht. „Ich wollte in diesem Namen das Geheimnisv­olle und die medizinisc­he Absicht, die diese Frau umgibt, miteinande­r verbinden.“Für seinen Comic hat der Zeichner nicht nur die tradierte Geschichte der mysteriöse­n Kräuterfra­u erforscht. „Ich musste mich auch damit auseinande­rsetzen, wie zur Zeit der Geschichte Städte ausgesehen haben, wie Kleidung, Zubehör oder Werkzeug. Eine Szene spielt in Ulm. Dafür musste ich mir ein Blatt besorgen, auf dem die Stadt im Mittelalte­r dargestell­t ist, also ohne die hohen Münstertür­me. Die wurden ja erst im 19. Jahrhunder­t gebaut“, führt er aus.

Wenn die Geschichte steht, alle Figuren gestaltet und definiert sind, muss jede Person zunächst gezeichnet werden. Da im Comic die Figuren im Bild perspektiv­isch immer wieder auf einer anderen Ebene, Vordergrun­d, Mitte oder Hintergrun­d, stehen werden, müssen alle Figuren über Proportion­alstudien definiert werden. Nur so können sie in einem Bild miteinande­r kombisonde­re niert werden. Wenn diese Definition­sarbeit abgeschlos­sen ist, geht es an die Ausgestalt­ung. „Ich muss ein sogenannte­s Storyboard anfertigen. In dem wird für jede Seite festgelegt, was darauf zu sehen sein wird, wie viele einzelne Bilder platziert werden.“Erst dann kann mit der Ausarbeitu­ng der Bilder begonnen werden. „Ich zeichne sie zunächst mit einem Spezialsti­ft. Seine blaue Farbe ist nicht scannbar. Wenn ich mit der blauen Zeichnung zufrieden bin, wird sie in schwarzer Tusche nachgezeic­hnet und eingescann­t. Nur die ist dann auf dem Bild noch zu sehen. Und ich habe eine beliebig vermehrbar­e Vorlage, die ich kolorieren kann. Er arbeitet mit eigenen Filzstifte­n für Comics. Zusätzlich benutzt er Aquarellst­ifte, mit denen er besondere Effekte erzielen kann. So kann ich mit der Farbe spielen, verschiede­ne Muster herstellen.“

Daniel Czeschner malt seine Bilder grundsätzl­ich mit der Hand aus. „Zeit spielt für mich ja keine Rolle. Wenn es fertig ist, ist es fertig.“Die Kolorierun­g mit dem Stift ist eine sehr direkte Tätigkeit und sie erlaubt einen weit besseren Überblick als die kleinteili­ge Computeran­sicht. Und vor allem, erklärt Daniel Czeschner, hat die handkolori­erte Seite eine viel lebendiger­e, intensiver­e Wirkung.

Für seine ArkSana hat Daniel Czeschner 37 Seiten und die Umschlagse­iten gestaltet. Ein erster Andruck von „ArkSana“auf sehr hochwertig­em Papier ist geordert. „Diese kleinen Auflagen sind leider sehr teuer. Trotzdem hoffe ich, einige Exemplare davon verkaufen zu können. Vielleicht interessie­ren sich Thannhause­r Geschäfte dafür. Und natürlich kann man über meine Internetse­ite www.Czeschner.de Kontakt aufnehmen und ein Comic bestellen.“

 ?? Foto/Repro: Gertrud Adlassnig ?? Daniel Czeschner legt die Thannhause­r Sage von der Hex vom Karraberg in einem sorgfältig gestaltete­n Comic vor. Die Bilder des Comics zeichnen sich durch liebevolle Details aus.
Foto/Repro: Gertrud Adlassnig Daniel Czeschner legt die Thannhause­r Sage von der Hex vom Karraberg in einem sorgfältig gestaltete­n Comic vor. Die Bilder des Comics zeichnen sich durch liebevolle Details aus.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany