Kommissarin unter Druck
Polizeiruf 110: Söhne Rostocks
Irgendwie ist Alexander Bukow (Charly Hübner) stolz darauf, ausschließlich Boulevard-Zeitungen zu lesen. Aus deren Lektüre formt sich das Bild des einstigen Straßenköters von Rostocks Promiwelt. Deshalb schaut er, obwohl nicht im Dienst, selbst nach dem Rechten, als er nachts im Streifenfunk von einem Einbruch hört. Dann öffnet sich plötzlich ein Garagentor, ein blutüberströmter Mann fällt heraus und stirbt in Bukows Armen. Der stadtbekannte Jungunternehmer Michael Norden (Tilman Strauß) sieht dabei zu. Der Tote ist Frank Fischer, Ex-Schulfreund Nordens, der sichtlich überrascht die Flucht ergreift.
Etwas mühsam kommt „Polizeiruf 110 – Söhne Rostocks“in die Gänge. Bukow und seine Kollegin Katrin König (Anneke Kim Sarnau) stoßen nur auf Nordens einstige Jugendliebe Beate, eine ahnungslos wirkende, verhärmte Alleinerziehende, der ihr halbwüchsiger Sohn über den Kopf wächst.
Kein Fall also, der die Ermittler emotional mitnimmt. Es geht um einen gescheiterten Glücksritter und um ein Vater-Sohn-Drama. Zwischendurch ist Bukow zaghaft verliebt – in Katrin König. Neue Schuhe hat er sich jedenfalls schon gekauft. Aber die Profilerin hat den Kopf nicht frei. Sie hat Post bekommen von einem Mörder, den sie mit einer Falschaussage hinter Gitter gebracht hat und der sie jetzt unter Druck setzt. Bukow verlangt von König, dass sie die Beine stillhalten soll. Denn er hat die Aussage der Kollegin damals bestätigt. Und weiß die Alarmsignale zu deuten. König lässt sich gehen und hat einen Flachmann im Brieffach.
Während Bukow noch nie so ausgeglichen seinem Job nachging, fehlt ihr der Anker in ihrer Figur. „Sie hat kein Privatleben, das ihr Halt geben könnte“, sagt Sarnau über ihre Rolle. Das Besondere: In diesem „Polizeiruf“entwickeln selbst Nebenfiguren ihre eigene psychische Präsenz. Und die Ostsee ist schmuddelig grau. Rupert Huber