Wie Augsburger Firmen mit der Krise kämpfen
Noch gibt es keine konkreten Zahlen, aber viele Unternehmen werden auf Kurzarbeit umstellen. Auch Bäckereien und Metzgereien stehen vor Herausforderungen, auf die sie unterschiedlich reagieren
Die wirtschaftliche Not vieler heimischer Unternehmen ist wegen der Coronakrise groß und Kurzarbeit wird für viele Firmen zum Thema. Die Agentur für Arbeit, die als erster Ansprechpartner gilt, wird mit Anfragen überrollt. Aktuelle Zahlen für den Wirtschaftsraum Augsburg kann die Agentur für Arbeit in Augsburg zwar nicht liefern, nach Angaben der Gewerkschaft IG Metall ist auch bei keiner der großen Firmen das Thema Kurzarbeit spruchreif. „Man bereitet sich aber auf mögliche Kurzarbeit vor“.
Wie Geschäfte im Einzelhandel verfahren, ist vorerst offen. Viele Läden müssen aufgrund der staatlichen Anordnung geschlossen bleiben, geöffnet haben nur Supermärkte und andere Betriebe, die Lebensmittel verkaufen. Zu ihnen gehören Bäckereien und Metzgereien.
Rainer Wolf, Seniorchef und Geschäftsführer der gleichnamigen Augsburger Bäckerei (30 Filialen, rund 400 Mitarbeiter), sagt: „Gerade jetzt ist es wichtig zu betonen, dass auch Bäckereien und Metzgereien noch für ihre Kunden da sind“. Es seien eben nicht allein Supermärkte, in denen man sich versorgen könne. Am Beispiel seines Unternehmens verweist Wolf darauf, „dass wir auch sehr eng mit regionalen Zulieferern zusammenarbeiten“. Dies gelte auch für die Kollegen. Zutaten würden bei Betrieben besorgt, die auch in der Region ansässig sind. „Auch dies sollten Kunden von Bäckereien und Metzgereien jetzt bedenken“.
Die Coronakrise trifft auch die Bäckerei Wolf. Natürlich mache man sich Gedanken, wie Mitarbeiter und Kunden geschützt werden könnten, sagt der Seniorchef. Am
Firmensitz in der Stuttgarter Straße seien im Büro Vorsichtsmaßnahmen getroffen worden. Mehr Distanz sei nötig. In den teils kleinen Filialen sei die Situation anders zu bewerten. Man appelliere daher auch an Kunden, den Abstand einzuhalten.
Reagiert hat die Bäckerei beim Zahlungsverkehr. In zwei größeren Filialen wurde das bargeldlose Zahlen mit EC-Karte bereits getestet: „Dies war aber bereits vor Coronazeiten“. Jetzt werde man alle Filialen zügig damit ausstatten, so Rainer Wolf am Dienstag. Bereits in den nächsten Tagen sollen alle Filialen so ausgestattet sein, dass auch Brezen und Semmeln mit EC-Karte bezahlt werden könnten.
Dass die wirtschaftliche Situation wegen der Coronakrise für das Unternehmen eine Herausforderung sei, bestätigt der Geschäftsführer. Es gebe Umsatzeinbußen. Auch wenn das Thema Kurzarbeit nicht akut sei, müsse sich eine Geschäftsführung zumindest gedanklich damit befassen.
Seit Monatsbeginn sind die Anzeigen auf Kurzarbeitergeld in Bayern auf bisher rund 14600 Firmen angestiegen, heißt es aus der Arbeitsagentur. In welcher Größenordnung die Region betroffen ist, ist offen. Daniela Ruhrmann, Sprecherin der Agentur für Arbeit in Augsburg, sagt auf Anfrage unserer Redaktion: „Auch über die Zahl der betroffenen Mitarbeiter kann bisher noch keine Aussage getroffen werden“. Bayernweit kommen die Anzeigen zur Kurzarbeit überwiegend aus den Bereichen Transport und Logistik, Hotel- und Gaststättengewerbe, Messebau und Tourismus.
In Augsburg waren Ende Februar 536 Kurzarbeiter in 39 Betrieben registriert. Dies geht aus der Monatsstatistik der Agentur hervor. Zur Mitte des Monats waren es mehr als 600 Kurzarbeiter, wie die Verantwortlichen zuletzt geäußert hatten. Die Erfassung der Kurzarbeit sei aber ein dynamischer Prozess.
Den Antrag auf Kurzarbeit stellt das Unternehmen. In Firmen, in denen es Betriebsräte gibt, gibt es zuvor eine interne Abstimmung mit den gewählten Vertretern der Beschäftigten. Eingebunden sind nicht selten Fachanwälte.
Bei der IG Metall bestätigt der Augsburger Geschäftsführer Michael Leppek, dass es auch bei der Gewerkschaft viele Anfragen gegeben habe: „Man bereitet sich also auf mögliche Kurzarbeit vor“. Das heißt nicht, sagt Leppek, dass die Kurzarbeit auch zwingend kommen müsse: „Die Betriebe wollen aber gewappnet sein“. In großen Augsburger Firmen, in denen Mitarbeiter von der IG Metall betreut werden, sei das Thema Kurzarbeit noch nicht spruchreif, sagte Leppek am Dienstag. Man fordere allerdings bereits jetzt einen Schutzschirm, um betriebsbedingte Kündigungen auszuschließen.
Schwer treffen wird die Krise auch die Textilunternehmen. Die neue Frühjahrs- und Sommerkollektion ist bestellt und wurde kurz vor der corona-bedingten Schließung der Geschäfte geliefert. Das Augsburger Modeunternehmen Jung versucht derzeit, seine Kunden durch Online-Termine mit persönlichen Einkaufsberatern zu locken. Am Telefon wird besprochen, was sich der Kunde wünscht, der Berater stellt die passenden Trends zusammen und bringt sie den Kunden vor die Haustüre. Probiert wird dann in Ruhe zuhause.
Regionale Zulieferer versorgen die Betriebe