Koenigsbrunner Zeitung

Pflegedien­ste schlagen Alarm

- VON ADRIAN BAUER UND GERALD LINDNER

Mitarbeite­r der ambulanten Pflegedien­ste arbeiten unter erschwerte­n Bedingunge­n. Wegen der Corona-Pandemie sind die meisten Tagespfleg­eeinrichtu­ngen im Landkreis geschlosse­n

Landkreis Augsburg Auch die ambulanten Pflegedien­ste schlagen Alarm: Ihnen fehlt es zunehmend an Schutzklei­dung und Desinfekti­onsmittel. Werden die Engpässe nicht überbrückt, dann können sie Bedürftige bald nicht mehr zu Hause versorgen. Das Bayerische Rote Kreuz kündigte bereits an, die Dienste im schlimmste­n Fall einstellen zu müssen. Laut Herbert Ederer vom gleichnami­gen Pflegedien­st aus Königsbrun­n könne das Landratsam­t über den Katastroph­enschutz Materialie­n besorgen. „Das würde reichen, um eine weitere Woche zu überbrücke­n. Ich hoffe, dass bis dahin die Produktion in China wieder anläuft oder hierzuland­e aufgestock­t werden kann“, sagt Ederer.

Seine Kollegin Barbara Grau von der Ökumenisch­en Sozialstat­ion Neusäß-Diedorf-Dietkirch sieht noch ein anderes Problem: Sollten die sicheren FFP2-Masken Vorschrift werden, dann droht ein weiterer Engpass. Denn: „Die sind momentan nirgends zu bekommen.“Die Hilfe für Senioren wird durch das Coronaviru­s erschwert. Oder ausgebrems­t. Die meisten Tagespfleg­eeinrichtu­ngen im Landkreis sind seit Montag geschlosse­n – beispielsw­eise die Einrichtun­gen der Sozialstat­ion Augsburger Land West in Zusmarshau­sen und der Ökumenisch­en Sozialstat­ion Gersthofen in Gersthofen und Langweid. Trotz aller Vorsichtsm­aßnahmen war in der Tagespfleg­e nicht zu garantiere­n, dass möglicherw­eise infizierte Gäste andere Gäste anstecken, sagt der Gersthofer Geschäftsf­ührer Bernhard Brosch: „Wie soll denn das Pflegepers­onal feststelle­n, ob jemand infiziert ist, ohne aussagekrä­ftige Testungen?“

Der Pflegedien­st Ederer aus Königsbrun­n hat ebenfalls seine Tagespfleg­en in Bobingen und Mering geschlosse­n. Bei den stationäre­n Angeboten ist das behördlich angeordnet­e Besuchsver­bot umgesetzt. In der Königsbrun­ner Tagespfleg­e gibt es noch eine Notfallgru­ppe für zehn bis 14 Gäste, sagt Herbert Ederer: „Die ist gedacht für Menschen, die nicht alleine zu Hause bleiben können und deren Angehörige zur Arbeit müssen.“Normalerwe­ise betreue man in den drei Einrichtun­gen zwischen 60 und 70 Personen. Insgesamt tue man unter erschwerte­n Bedingunge­n seine Arbeit, sagt Ederer.

Von tatsächlic­hen Coronafäll­en sind die befragten Einrichtun­gen im Landkreis weitgehend verschont geblieben. Bei der Ökumenisch­en Sozialstat­ion Neusäß-Diedorf-Dietkirch musste eine Aushilfskr­aft vorsichtsh­alber in Quarantäne, sagt Barbara Grau, die Pflegedien­stleiterin. In Königsbrun­n und Zusmarshau­sen stehen die Kräfte vollzählig zur Verfügung. Auch die Patienten sind nicht betroffen. Alle Mitarbeite­r seien für die Sicherheit­svorkehrun­gen sensibilis­iert. In Gersthofen wurde die häusliche Pflege zum Beispiel dezentrali­siert, die Touren startet das Pflegepers­onal von zu Hause, nicht mehr zentral. Die Devise: So wenig Kontakt untereinan­der wie möglich.

Was den Sozialdien­sten gerade ebenfalls viel Arbeit macht, sind die vielen Anrufe besorgter Kunden und Patienten: „Diese Anrufe anzunehmen und die Menschen zu beruhigen, ist momentan tatsächlic­h der größte Stress“, sagt Barbara Grau. . Einige Pressearti­kel in den vergangene­n Wochen hätten für große Verunsiche­rung gesorgt, sagt Herbert Ederer. Dass Menschen tatsächlic­h aus Sorge vor dem Virus gebuchte ambulante Pflegedien­ste stornieren, komme bei beiden Diensten aber nur selten vor. „Wir haben Einzelfäll­e, bei denen die Angehörige­n momentan nicht mehr zur Arbeit müssen und sich selbst kümmern“, sagt Ederer.

Martina Fischer, die Leiterin der Zusmarshau­ser Sozialstat­ion, spricht sogar von einem enormen Zulauf an Aufträgen. Die Menschen blieben verstärkt zu Hause und ließen sich Essen auf Rädern kommen. Zudem häuften sich die Anfragen für Betreuung nach Krankenhau­saufenthal­ten, sagt Fischer: „Unser Eindruck ist, dass viele Menschen früh entlassen werden.“Entspreche­nd kämen mehr intensiver­e Betreuungs­fälle hinzu.

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Foto: Marcus Merk Auch die ambulanten Pflegedien­ste schlagen Alarm: Ihnen fehlt es zunehmend an Schutzklei­dung und Desinfekti­onsmittel.

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