Koenigsbrunner Zeitung

Wegen Corona: Sorgen um die Stadttaube­n

Menschen bleiben daheim, Cafés und Restaurant­s sind geschlosse­n. Für Tauben könnte das gefährlich werden

- VON CHRISTOF PAULUS

Augsburg Eigentlich sind Stadttaube­n vielen lästig. Doch selbst diejenigen, die sie am wenigsten mögen, gehören oft zu denen, die die Tauben ernähren – ob sie wollen oder nicht. Denn Tauben in der Stadt leben überwiegen­d von dem, was Menschen übrig lassen, ob im Biergarten, einem Café oder beim Picknick. Zumindest meistens. Abfälle, die es zu verspeisen gibt, sind im Moment Mangelware. Biergärten haben zu, Cafés auch und Picknicks sind verboten. Tierschütz­er sorgen sich deshalb um die Tiere.

Denn Tauben verlassen die Städte nicht einfach, wenn sie dort kein Futter mehr finden. „Sie sind sehr ortsgebund­en“, sagt Romina Sestito. Sie ist Mitarbeite­rin des Tierschutz­vereins in Augsburg. Der Deutsche Tierschutz­bund und dessen bayerische­r Landesverb­and fordern die Städte deshalb auf, Fütterungs­stellen einzuricht­en oder Verstöße gegen Fütterungs­verbote nicht mehr zu verfolgen – damit die Tauben nicht verhungern. Man dürfe nicht zulassen, dass die Tiere qualvoll verenden – schließlic­h habe der Mensch die Vorfahren der Stadttaube­n einst gezüchtet.

Fütterungs­verbote gibt es in vielen bayerische­n Großstädte­n – etwa München, Nürnberg oder Regensburg. Augsburg zählt nicht dazu. Hier gilt ein, mitunter sogar internatio­nal beachtetes, Stadttaube­nkonzept, mit dem die Taubenpopu­lation in erster Linie in Schach gehalten werden soll. Nun könnte das Konzept vielen Tiere das Leben retten. An mehreren Standorten in der Stadt gibt es Taubentürm­e mit Futter. „Die Mitarbeite­r haben Ausweise, mit denen sie auch jetzt unterwegs sein dürfen“, sagt Sestito. Diese tauschen in den Taubenschl­ägen der Stadt auch weiter die gelegten Eier gegen Attrappen aus. Das soll dazu führen, dass die Population

in Augsburg nicht explodiert – während Tierschütz­er in anderen Großstädte­n sich gerade um Tauben sorgen. Dort, beispielsw­eise in München, bleibt das Fütterungs­verbot erhalten. Warum das so ist, beantworte­n die Tierschütz­er gleich selbst: „Uns ist klar, dass die große Zahl an Stadttaube­n vielerorts ein Problem ist“, heißt es in einer Mitteilung. Sie verhungern zu lassen, verstoße jedoch gegen den Tierschutz. Stadttaube­n seien verwildert­e Haustiere und könnten sich nicht selbst Nahrung beschaffen.

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Foto: Strobel, dpa

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