Einladung zum Schmökern
Wann, wenn nicht jetzt, ist die Zeit für dicke Bücher gekommen! Doch wer sind ideale Sparringspartner für entschleunigte Tage? Wir geben sieben Tipps für Lektüre mit Ausdauer
durchschlagen, erst in der Familie eines Freundes, dann beim windigen Vater in Las Vegas, schließlich bei einem Antiquitätenhändler in New York … Was ist das für ein Roman? Ach, alles. Krimi, Kunst-, Entwicklungs-, Bildungsroman. Er ist nicht perfekt. Es gibt eine wirkliche krude Räuberpostille. Aber dafür auch Sätze, die sind zum Heulen schön. Wovon er eigentlich handelt: Vom „Privileg, das zu lieben, was der Tod nicht anrührt.“
Autor. Es ist die Sage vom feurigen Drachentöter Siegfried und der schönen Kriemhild, von Gunther dem Burgunden-König und seiner unrechtmäßig zur Frau erworbenen Brünhild, vom finsteren Hagen: Was als Helden- und Liebesgeschichte beginnt, mündet von Kapitel zu Kapitel – „Aventüren“genannt – in immer größere Verstrickung, in Heimtücke und Hass, bis zuletzt das Blut in Strömen fließt. In 2400 Strophen gebracht, entwickelt das eine Wucht, wie sie nur den ganz großen Tragödien zu eigen ist. Wer eintauchen will in diese zunächst helle, dann zusehends sich verdüsternde Welt, wird sich wohl nicht gleich an das in mittelhochdeutscher Sprache geschriebene Original heranwagen. Aber es gibt wunderbare Übersetzungen, und in manchen Ausgaben sind die Originalverse parallel dazu gedruckt – mit ein wenig Übung ist das Mittelhochdeutsche durchaus lesbar. „Uns ist in alten maeren wunders vil geseit“: Das stimmt hier aufs Wort!