Ein Schüler dokumentiert die Krise
Seine Internetseite hat Millionen Nutzer
Seattle Das Wort „cool“rutscht Avi Schiffmann, 17, ständig raus. Eigentlich wollte er nur eine coole Webseite basteln, erzählt der Teenager aus Seattle im US-Bundesstaat Washington im Telefoninterview – „übersichtlich, leicht verständlich und mit aktuellen Zahlen über die CoronavirusVerbreitung“, erzählt der Gymnasiast. Mit seiner Seite ncov2019.live schloss er früh eine Informationslücke und zog Millionen Nutzer an, lange bevor Behörden und Forschungsinstitute weltweite Zahlen über die Pandemie lieferten.
Bereits Ende Dezember stellte Schiffmann seine CoronavirusWebseite ins Netz, als China gerade die ersten Krankheitsfälle meldete und sich in Washington noch niemand rührte. Heute ist die Nachfrage gewaltig. „Allein in den letzten 24 Stunden waren es rund 20 Millionen Besucher“, sagt er stolz. Mit der Ausbreitung des Virus sei auch die Nutzung exponentiell gestiegen, 144 Millionen waren es im letzten Monat. Die meisten europäischen Nutzer kommen aus Deutschland.
Die Homepage präsentiert die wichtigsten Fakten zu der weltweiten Krise. Unter „Quick Facts“gibt es Angaben zu den globalen Zahlen: Krankheitsfälle, Tote, Schwerkranke und Genesungen. Die Zahlen werden jede Minute aktualisiert. In weiteren Rubriken folgen die Daten von Kontinenten, einzelnen Ländern und US-Bundesstaaten. Dazu gibt es interaktive Karten und wichtige Informationen zu Covid-19.
„Im Zeitalter von Fake News ist es wichtig, gute Quellen und zuverlässige Zahlen zu finden“, sagt Schiffmann. Zuerst zapfte er chinesische Regierungsseiten an, um an Informationen heranzukommen. Er fügte Quellen aus anderen Ländern hinzu, darunter Nachrichtenseiten, die US-Gesundheitsbehörde CDC und die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Und warum das alles? Sein Motiv, sagt er, sei das Interesse an Zahlen und Faktenbeschaffung. Zeit hat er genug, denn auch im USStaat Washington haben wegen der Coronakrise längst die Schulen geschlossen.