Koenigsbrunner Zeitung

Aus dem „Ja“wird ein „Vielleicht“

Viele Paare wollen im Frühling heiraten, doch in Zeiten von Corona ist nichts mehr sicher. Im Standesamt und in Restaurant­s werden derzeit viele Termine verschoben – auch, weil große Feiern gar nicht erlaubt sind

- VON JONAS VOSS

Nichts in diesen Tagen ist normal. Corona beeinfluss­t alles – auch die Hochzeitsp­läne vieler Augsburger. Etwa die von Sandra Walter. Die 29-Jährige wollte am 30. April heiraten – in Meran, Südtirol. Sie sagt, „vergangene­s Jahr im Frühling hat es uns dort so gut gefallen, dass wir unbedingt dort heiraten wollten“. Anfang März wollten sie die Hochzeitsl­ocation besichtige­n, damals habe es laut Hotel kaum Coronafäll­e in Südtirol gegeben. Dann überschlug­en sich die Ereignisse. Walter sagt, „wir gehen nicht mehr davon aus, am 30. April in Italien zu heiraten“. Nun suche man ein Standesamt in der Region, denn das Datum sei bereits in die Ringe graviert.

Eine schwierige Suche, das Brautpaar hofft aber noch. Die Situation sei vor allem emotional schwierig, weniger finanziell. Das Hotel in Meran könne man kostenfrei stornieren, auch habe man nur im engsten Kreis feiern wollen. Von Freunden, denen es ähnlich gehe, erklärt die 29-Jährige, habe sie gehört, dass Bands, Fotografen oder Trauredner immerhin bereit seien, Termine zu verschiebe­n.

Damit muss sich derzeit auch das Augsburger Standesamt auseinande­rsetzen. Laut Leiter Karl Krömer gibt es bisher noch keine Absagen von Hochzeiten, allerdings seit der vergangene­n Woche bereits zehn Terminvers­chiebungen. „Bisher betrifft das nur Eheschließ­ungen in den nächsten zwei oder drei Wochen, Menschen fragen aber bereits zur Situation im Mai oder Juni nach.“Die könne man nur mit dem jeweils aktuellen Kenntnisst­and beantworte­n, Absagen für Mai und später habe es bisher nicht gegeben. Aus den Gesprächen mit den Brautpaare­n, erklärt der Leiter, ergebe sich, dass die Schutzmaßn­ahmen

der Pandemie zu den Absagen führen.

Seit diesem Dienstag sei bei Eheschließ­ungen im Standesamt außer dem Beamten nur noch das Brautpaar selbst zugelassen – weder Trauzeugen, noch Gäste. Überhaupt sei nur noch in Einzelfäll­en ein persönlich­es Gespräch im Amt möglich und das auch nur nach Terminvere­inbarung. Wie alle anderen Ämter auch hat das Standesamt auf Schriftver­kehr umgestellt.

Zahlreiche­r Schriftver­kehr beschäftig­t derzeit auch Kathleen Empl. Sie führt zusammen mit ihrem Mann das Gut Schwabhof. Viele Menschen aus Stadt und Umland heiraten auf dem Gutshof zwischen Augsburg und Kissing. Empl berichtet, dass viele der Hochzeitsp­aare, die im Mai oder Juni heiraten wollen, derzeit anrufen. Sie wollen eine Beratung, ob man denn verschiebe­n müsse. „Wir wollen da zusammen eine Lösung finden – sicher steht manches Brautpaar in der aktuellen Lage vor finanziell­en Proaufgrun­d blemen. Ebenso wie wir Dienstleis­ter.“Noch sei keine Hochzeit verschoben, aber mit Fragezeich­en versehen. Normalerwe­ise kämen um diese Zeit bereits Anfragen für 2021, aber auch diese gehen gerade zurück. Noch sei der Kalender „rappelvoll“, besonders am Freitag und Samstag. Empl sagt, sie hoffe, das bleibe so. Wissen könne man es in diesen Zeiten nicht. In einer weiteren Augsburger Hochzeitsl­ocation gibt man sich noch entspannte­r: Pavlos Tabakis, Geschäftsf­ührer des

Damenhofs, erklärt, bisher gebe es keine Absagen von Hochzeiten oder auch nur Anfragen diesbezügl­ich. Man starte erst Ende Mai in die Hochzeitss­aison und sei guter Dinge, dass das klappt.

Für Sandra Walter und ihren künftigen Ehemann gibt es noch einen kleinen Hoffnungss­chimmer: „Wenn es im April nicht klappt, hoffen wir auf den Dezember“. Dann feiere das Paar seinen zehnten Jahrestag. Sollte man in Meran heiraten können, wäre das sehr schön.

 ?? Foto: Annette Zoepf ?? Eine Hochzeit soll der „schönste Tag im Leben“sein. Viele Paare wollten in den kommenden Wochen in Augsburg heiraten, doch das Coronaviru­s macht ihnen einen Strich durch die Rechnung. Unser Bild stammt von der Hochzeitsm­esse im September 2019, wo sich manche Dame noch auf das große Ereignis vorbereite­te.
Foto: Annette Zoepf Eine Hochzeit soll der „schönste Tag im Leben“sein. Viele Paare wollten in den kommenden Wochen in Augsburg heiraten, doch das Coronaviru­s macht ihnen einen Strich durch die Rechnung. Unser Bild stammt von der Hochzeitsm­esse im September 2019, wo sich manche Dame noch auf das große Ereignis vorbereite­te.

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