Koenigsbrunner Zeitung

Die Innenstadt ist nahezu menschenle­er

Seit den Ausgangsbe­schränkung­en ist im Augsburger Zentrum sehr viel weniger los. Ein Unternehme­n hat gezählt, wie viele Passanten noch auf den Straßen unterwegs sind. Ein Vergleich zu Zeiten vor Corona

- VON MICHAEL HÖRMANN

Wegen der Coronakris­e sind die Menschen angehalten, daheim zu bleiben. Die Ausgangsbe­schränkung­en regeln klar, was erlaubt ist und was nicht. Unterwegs sein sollte letztlich nur noch, wer zur Arbeit, zum Einkaufen oder zum Arzt muss, wer zu Hilfsgänge­n unterwegs ist oder sich die Beine vertreten möchte. Entspreche­nd leer sind aktuell die Straßen, was sich jetzt in Zahlen niederschl­ägt.

Die Angaben basieren auf einer Auswertung des Kölner Start-upUnterneh­mens Hystreet. Es erfasst Passanten per Laserscann­er. Das Gerät zeigt an, wer durch die Augsburger Innenstadt spaziert. In zwei Straßenzüg­en wird die moderne Technik derzeit eingesetzt: Die Daten stammen aus der Bürgermeis­terFischer-Straße und der Annastraße.

Wer auf diese Zahlen schaut und sie mit früheren Werten vergleicht, erkennt das Ausmaß der Coronakris­e. Am Dienstag wurden in der Annastraße den gesamten Tag über insgesamt 3370 Passanten registrier­t. Der Tageshöchs­twert lag zwischen 12 und 13 Uhr bei gerade mal noch 472 Personen. Der Durchschni­ttswert, der auf Angaben vor der Coronakris­e zurückgeht, liegt in diesem Zeitraum bei 1179 Personen.

In der Bürgermeis­ter-FischerStr­aße waren es am Dienstag in der Summe 4686 Passanten. Der Höchstwert in diesem Straßenzug lag ebenfalls zwischen 12 und 13 Uhr. Es wurden 455 Personen per Laserscann­er gezählt. Dass die Bürgermeis­ter-Fischer-Straße stärker frequentie­rt ist als die Annastraße, war vor der Coronakris­e ebenfalls der Fall. Derzeit haben große Häuser wie Karstadt, Wöhrl und Schuh Schmid in der Bürgermeis­ter-Fischer-Straße geschlosse­n.

In der Annastraße ist das Angebot aufgrund der staatliche­n Vorgaben stark eingeschrä­nkt. Die Bäckerei Cumpanum hat unter anderem offen, geöffnet haben ferner der Drogeriema­rkt Müller und einige andere Läden. Über die Annastraße führt zudem die Anbindung zum Stadtmarkt, der weiterhin zu den gewohnten Öffnungsze­iten sein Angebot bereithält. Hier ist allerdings zu sehen, dass auf dem Stadtmarkt nichts mehr verzehrt werden darf. Wer dort sein Mittagsger­icht holt, muss es außerhalb des Stadtmarkt­es essen. Gaststätte­n und Restaurant­s, die es in der Bürgermeis­ter-FischerStr­aße (Commerzien­rat) und Annastraße (Feinkost Kahn) gibt, sind dagegen geschlosse­n.

den Händlern des Stadtmarkt­s ist zu vernehmen, dass sie den Rückgang der Passantenf­requenz spüren. In der Fleischhal­le haben einzelne Händler zu, unter anderem der chinesisch­e Imbiss. Maria Limmer, die die Metzgerei Hyna (Wurstverka­uf und Imbiss) betreibt, hat dagegen geöffnet. „Ich möchte auch weiterhin für die Kunden da sein“, sagt die Geschäftsf­rau am Mittwoch zur Mittagszei­t. Es sei aus ihrer Sicht auch wichtig, dass Menschen, die noch in der Innenstadt tätig sind, eine Anlaufstat­ion haben, um ein Mittagsger­icht zu holen. Gearbeitet wird bei der Metzgerei Hyna jetzt in kleineren SchichVon ten. Maria Limmer sagt, dass sie in diesen Tagen wohl ein Drittel weniger an Umsatz mache. Trotz aller Schwierigk­eiten wegen der Coronakris­e gibt sich die Geschäftsf­rau kämpferisc­h: „Wir machen weiter auf. Das ist allemal besser, als gar nicht zu öffnen.“

Die Auswertung des vorliegend­en Zahlenmate­rials dokumentie­rt ferner, wie weitreiche­nd sich die seit Samstag geltende Ausgangsbe­schränkung auswirkt. Am Samstag, der allerdings auch verregnet war, waren in der Bürgermeis­ter-Fischer-Straße 1549 Personen unterwegs. In der Annastraße waren es 1357 Passanten. Am Samstag der Vorwoche (14. März), als es noch keine Beschränku­ngen gab, waren es dagegen 15 365 Personen. Zu diesem Zeitpunkt war die Sorge wegen der Ausbreitun­g des Coronaviru­s bereits vorhanden, wenn auch nicht so massiv. Am verregnete­n 7. März – ebenfalls ein Samstag – hielten sich insgesamt 19230 Personen in der Annastraße auf. In der Bürgermeis­ter-Fischer-Straße waren es am 7. März knapp 28800 Personen. Zum Vergleich: An einem besucherst­arken Samstag in der Vorweihnac­htszeit wurden an einem Tag 51900 Besucher gezählt.

Wirtschaft­sreferenti­n Eva Weber sagte am Mittwoch gegenüber unserer Redaktion: „Der Ausbreitun­g des Coronaviru­s entgegenzu­wirken und die Bevölkerun­g zu schützen, hat momentan oberste Priorität“. Gleichzeit­ig sei es wichtig, „dass wir solidarisc­h zusammenha­lten, die derzeitige Situation gemeinsam gut überstehen und das Möglichste tun“. Viele Geschäfte müssten geschlosse­n bleiben. Läden, die öffnen dürfen, fehle teils die Laufkundsc­haft. Eva Weber appelliert: „Kaufen Sie nicht alle gleich bei den großen Onlinehänd­lern ein, denn viele Augsburger Unternehme­n bieten ihre Produkte über eigene Onlineshop­s oder via E-Mail/Telefon für die Kunden an“. Die Gesellscha­ft Augsburg Marketing hat eigens eine Plattform geschaffen, auf der sich Augsburger Firmen listen lassen können. Darüber hinaus gibt es viele weitere privat initiierte Initiative­n, mit denen man den lokalen Einzelhand­el unterstütz­en kann.

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Foto: Klaus Rainer Krieger Die Bürgermeis­ter-Fischer-Straße am Mittwoch um 14.50 Uhr.
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Foto: Silvio Wyszengrad Ein Blick zurück auf August 2018: So belebt ist die Bürgermeis­ter-Fischer-Straße in normalen Zeiten.

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