Koenigsbrunner Zeitung

Weit entfernt und doch ganz nah

Warum die Krise plötzlich ganz neue Einblicke gewährt

- VON SARAH SCHIERACK

In der Corona-Krise wird das Private plötzlich erschrecke­nd öffentlich. Alles, was man all die Jahre erfolgreic­h vor den Augen der Kollegen versteckt hat, lässt sich nun, im Homeoffice und via Videokonfe­renz, nicht mehr verbergen: Der Kleidersch­rank, der so voll ist, dass er sich nicht mehr schließen lässt. Das Sofa, das auch schon bessere Zeiten erlebt hat. Der Bilderrahm­en mit dem Foto der Oma, der auf dem Schreibtis­ch steht. Das Spielzeug der Kinder. Und ja, auch die Jogginghos­e, in der man sich nie im Leben ins Büro wagen würde. Soziale Distanz heißt: umso größere virtuelle Nähe.

Der US-Amerikaner Andrew Eckel hat diesen Umstand nun ausgenutzt, um seinen Kollegen einen Streich zu spielen. Weil er den anderen Mitarbeite­rn vorgaukeln wollte, dass er in einer Luxuswohnu­ng lebt, hängte er hinter sich ein bildschirm­füllendes Foto

auf. Darauf ein gemütliche­s Bett, ein teuer aussehende­r Teppich, alles natürlich vorbildlic­h aufgeräumt. Das Bild hatte Eckel im Internet gefunden, ausgedruck­t und die neun einzelnen Seiten mit Klebestrei­fen zusammenge­klebt. Erst am Ende der Videokonfe­renz löste er den Scherz auf: Er riss die Fototapete hinunter und zeigte seinen Kollegen, wie seine Wohnung wirklich aussieht. Eckel erzählte dem Magazin Insider, er habe den nun etwas tristen Alltag auflockern wollen. „Ich mag meine Kollegen sehr“, sagte er. „Ich werde sie während des Shutdowns sehr vermissen.“Deshalb habe er sie noch mal zum Lachen bringen wollen.

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