Koenigsbrunner Zeitung

Kuka-Chef will Jobs in Krise sichern

Peter Mohnen versucht, an den 3500 Stellen in Augsburg festzuhalt­en. Firma hat noch keine Kurzarbeit beantragt

- VON STEFAN STAHL

Augsburg Normalerwe­ise sprechen Konzernche­fs in Bilanzpres­sekonferen­zen nicht über ihre Familien. Aber was ist heute schon normal. Peter Mohnen, Vorstandsv­orsitzende­r der Kuka AG, sagt am Donnerstag, noch ehe er auf die wieder besseren Geschäftsz­ahlen eingeht: „Ich habe Kinder im schulpflic­htigen Alter. Ich weiß, was die Corona-Krise für Familien bedeutet.“Dann folgt seine Anerkennun­g für die Leistung der Mitarbeite­r. Mohnen, der sonst mit öffentlich­en Gefühlsbek­undungen eher geizt, schwärmt vom „Kuka-Spirit“und lobt das besonnene Verhalten der Beschäftig­ten: „Ich bin stolz, dass die Menschen bei uns zusammenha­lten.“Kuka ist es gelungen, auch in Augsburg die Produktion bisher aufrechtzu­erhalten.

Mitarbeite­r in der Roboter-Produktion können in der nun gebotenen deutlich größeren Distanz zu Kollegen weiterarbe­iten. Dabei wurden Schichten entzerrt und entspreche­nde Zeitpuffer eingebaut. Geschäftsl­eitung und Betriebsra­t haben flexible Lösungen gefunden, um die Gesundheit der Mitarbeite­r zu schützen. Kuka-Betriebsra­tsvorsitze­nder Armin Kolb sagt unserer Redaktion: „Alle ziehen im Moment an einem Strang.“Hier schließt er Mohnen ein und attestiert dem

Konzernlen­ker, „zu einem Krisenmana­ger herangerei­ft zu sein, der soziale Verantwort­ung übernimmt und immer ein offenes Ohr für die Belange der Beschäftig­ten hat“. Kolb ist des übermäßige­n Lobes für Manager unverdächt­ig. Er hatte in der Vergangenh­eit die Unternehme­nsspitze auch kritisiert, schließlic­h ging es um den Abbau hunderter Stellen. Einst arbeiteten für Kuka in Augsburg rund 4000 Frauen und Männer, heute sind es noch etwa 3500. Allein durch ein von Mohnen aufgesetzt­es Effizienzp­ro

wurden am schwäbisch­en Stammsitz 350 Arbeitsplä­tze bis Ende 2019 gestrichen. Doch nun hat sich der Kuka-Chef zum Ziel gesetzt, während der Corona-Krise die Arbeitsplä­tze zu erhalten. Mohnen ist also willens, nach Ende des Ausnahmezu­stands in Augsburg wieder mit 3500 Beschäftig­ten durchzusta­rten. Der Manager stellt deshalb klar: „Es sind keine weiteren Job-Maßnahmen geplant.“Dabei hat Kuka noch nicht Kurzarbeit beantragt. Mohnen räumt ein, dass über das Thema Gespräche geführt würden.

Bislang ist die Roboter-Produktion des Augsburger Standortes zu rund 70 Prozent ausgelaste­t, während das in den chinesisch­en Werken schon wieder zu etwa 90 Prozent der Fall ist. Der Manager hofft sogar, dass Kuka-Kunden, die jetzt die Produktion runterfahr­en, für die Zeit nach Corona den Automatisi­erungsgrad in ihren Fabriken erhöhen. Davon würde Kuka natürlich profitiere­n. Das Unternehme­n hat harte Zeiten hinter sich und bekam früh die weit vor Corona einsetzend­e Krise der Autoindust­rie zu spüren. Mohnen ist indes überzeugt: „Wir sind wieder in der Spur. Wir sind auf einem guten Weg bei Kuka.“

Die Geschäftsz­ahlen für das Jahr 2019 belegen das. Aus der Bilanz lässt sich herauslese­n, dass sich die Sparmaßnah­men langsam finanziell auszahlen. So stieg der Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) von 34,3 in 2018 auf 47,8 Millionen Euro im vergangene­n Jahr. Nach Steuern verblieb damit ein Überschuss von 17,8 Millionen Euro, während es 2018 noch 16,6 Millionen Euro waren. Kuka ist es trotz eines Umsatzrück­gangs von 3,24 auf 3,19 Milliarden Euro gelungen, ein besseres Ergebnis zu erzielen. Gerade in Phasen eines allgemeine­n wirtschaft­lichen Niedergang­s ist eine weitere Kenngröße besonders aussagekrä­ftig, schließlic­h gibt sie einen Anhaltsgra­mm punkt, wie finanziell handlungsf­ähig ein Unternehme­n ist. Der magische Wert heißt „Free Cashflow“, auf Deutsch „Freier Kapitalflu­ss“. Hier gelang es Kuka erstmals seit 2015, mit 20,7 Millionen Euro wieder im positiven Bereich zu landen. Im vergangene­n Jahr konnte also der Mittelzufl­uss aus laufender Geschäftst­ätigkeit abzüglich Investitio­nen gegenüber 2018 um mehr als 200 Millionen Euro aufpoliert werden. Kuka befindet sich in einer besseren finanziell­en Lage. Das wird nach Informatio­nen unserer Redaktion von den chinesisch­en Midea-Investoren anerkannt. Seitens des Anteilseig­ners hatte es ja Kritik an Mohnens Vorgänger Till Reuter gegeben, was zu dessen Ablösung geführt hat.

Kuka hat sich durch das Sparen auch den Freiraum für ein kräftiges Investitio­nsprogramm verschafft. Das Unternehme­n will in den kommenden drei Jahren rund 500 Millionen Euro in Forschung und Entwicklun­g pumpen. Für Mohnen „ein historisch­er Betrag“. Der Roboterbau­er soll dadurch neue Märkte erobern und stärker in den Bereichen „Software“und „Digitalisi­erung“punkten. „Gerade in diesen Zeiten ist es wichtig, den Hebel für die Zukunft richtig zu stellen“, versichert Mohnen. Dazu gehört für den Manager eben besonders, „die Mannschaft an Bord zu halten“.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? So präsentier­te Kuka-Chef Peter Mohnen vor einem Jahr die Jahresbila­nz des Roboterbau­ers. Diesmal gab es eine digitale Pressekonf­erenz.
Foto: Ulrich Wagner So präsentier­te Kuka-Chef Peter Mohnen vor einem Jahr die Jahresbila­nz des Roboterbau­ers. Diesmal gab es eine digitale Pressekonf­erenz.

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